Do., 14.09.2017
Genuss

Skandalös gut kochen

Mit seinen Enthüllungen über Sex und Drogen in der Gastronomie wurde Anthony Bourdain weltbekannt. Jetzt präsentiert der amerikanische Star-Koch seine besten Rezepte. Und uns sein unvergleichliches Bodega-Sandwich.

Anthony Bourdain kann zwar exzellent kochen, aber noch besser kann er spannende Storys aus der Welt gehobener Restaurants erzählen. Ob es um Kokain auf der Anrichte geht oder um die schnelle Nummer im Kühlhaus – seine Bestseller wie „Ein bisschen blutig“ sind voller solcher Details.

Credit: Riva Verlag

Bereits sein erstes Buch, „Geständnisse eines Küchenchefs“, machte ihn im Jahr 2000 auf einen Schlag berühmt. Darin prangerte er den allgegenwärtigen Pfusch am Herd an. Auf keinen Fall dürfe man zum Beispiel an Montagen Fisch essen, weil der dann schon vier bis fünf Tage alt sei. Und die beliebten Sonntagsbrunchs seien nichts weiter als die "Resterampen der Restaurants".

Viele seiner Kollegen hätten Bourdain für solche Thesen am liebsten filetiert, doch den medialen Siegeszug des damaligen Chefkochs des New Yorker Restaurants „Les Halles“ konnten sie nicht verhindern.

Es ist nicht nur die Fresserei, die ihn interessiert

Mittlerweile ist der 61-Jährige ein bekannter Produzent und Moderator von Food-Dokus und hat für Formate wie „Anthony Bourdain – Kulinarische Abenteuer“ (sonntags ab 20.15 Uhr auf Kabel1) mehrere Emmys bekommen. Für seine Reportagen fährt er in der Weltgeschichte herum und erkundet örtliche Essgewohnheiten. So verkostete er in Marokko Hammelhoden und probierte in Saigon das noch schlagende Herz einer Kobra.

Credit: Bobby Fisher

Es ist aber nicht nur die Fresserei, die ihn interessiert. Das beweist zum Beispiel seine TV-Doku über Detroit: Bevor der Food-Flaneur darin einen Hotdog-Laden betritt, lässt er sich erst mal durch die leer stehende Packard-Autofabrik führen, um das soziale Umfeld auszuleuchten.

Der Charles Bukowski der Kulinarik

Im Gegensatz zu anderen Fernsehköchen bindet sich der schlaksige 1,90-Meter-Mann in seinen Sendungen auch keine Schürze um oder rührt in Töpfen. Das sollen die Jamie Olivers dieser Welt machen. Tony Bourdain kocht sein eigenes Süppchen und ist eher so etwas wie der Charles Bukowski der Kulinarik, ein Straßenköter mit verdammt guter Nase für alles, was schmeckt.

Letzteres trifft auch auf das Bodega-Sandwich aus seinem neuen Kochbuch „Appetites“ zu. Morgens in New York, erklärt Bourdain, steht dafür die halbe Stadt an den Imbissbuden spanisch sprechender Einwanderer Schlange.

Das Rezept: Bodega-Sandwich

6 Scheiben durchwachsener Speck
2 Kaiserbrötchen
4 große Eier
4 Scheiben amerikanischer Schmelzkäse oder Schweizer Käse
+ Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
+ mit Zeitungspapier ausgelegte Teller

Gericht für: 2 Personen
Dauer: 20 Minuten

Credit: Bobby Fisher

Zubereitung

Eine große Pfanne oder eine gusseiserne Grillpfanne bei hoher Temperatur erhitzen, den Speck hineingeben und goldbraun und knusprig braten, dabei die Hitze anpassen, damit er nicht verbrennt. Wenn doch, noch mal von vorn beginnen.

Die Speckscheiben auf Zeitungspapier abtropfen lassen. Die Brötchen aufschneiden und zwei Minuten mit der Schnittseite nach unten in die Pfanne legen, damit sie sich erwärmen und etwas vom Speckfett aufsaugen. Herausnehmen und in jedes Brötchen drei Scheiben Speck legen.

Die Eier in eine mittelgroße Schüssel aufschlagen, salzen, pfeffern und gut verquirlen. Sie wollen hier kein Rührei nach allen Regeln der Kunst machen, also keine Sorge, wenn es nicht ganz glatt wird. Die Eier im heißen Speckfett braten. Gleichmäßig mit dem Käse belegen und weiterbraten, bis der Käse zu schmelzen beginnt.

Eier aus der Pfanne heben, gleichmäßig auf die Brötchen verteilen und zusammenklappen. Die Brötchen zuklappen, wenn nötig, für den Transport in Folie oder Butterbrotpapier packen und mit schlechtem Kaffee servieren.

Titelbild: Bobby Fisher