Do., 30.06.2016
Motor & Mobility

Wie funktioniert eigentlich ein Blindflug?

"Die Regierung startet zum Blindflug" – solche oder ähnliche der Luftfahrt entlehnte Floskeln sollen verdeutlichen, dass jemand überhaupt nicht mehr durchblickt. Dabei ist bei diesem Manöver ganz im Gegenteil alles unter Kontrolle: Wenn Piloten zum Blindflug ansetzen, haben sie ihre Maschine voll im Griff.

Der Blindflug ist ein gängiges Flugmanöver, wenn Wolken und Nebel die Sicht nach vorne verhindern. Dann fliegt die Crew nur mit Hilfe von Instrumenten im Cockpit. Fliegt der Passagierjet in Wolken oder dichten Nebel ein, kann der Pilot draußen vor der Windschutzscheibe nichts mehr sehen – er ist gewissermaßen blind. Daher der Name, der seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts immer weitergegeben wurde und eigentlich in die Irre führt. Ohne Referenzen wie unten, oben, links oder rechts wird es der Besatzung unmöglich, sich am Himmel zu orientieren – ein gefährlicher Zustand. Um sich dennoch in der dritten Dimension sicher bewegen zu können, nutzen die Crews dann die Instrumente im Cockpit, daher der passendere Ausdruck „Instrumentenflug“, englisch IFR-Flight. Damit kann die Besatzung die Maschine sicher in der Luft halten. Zum Instrumentenbrett im Blickfeld des Piloten gehört etwa der sogenannte künstliche Horizont, der die Neigung der Maschine anzeigt. Dann folgen Höhen- und Geschwindigkeitsmessgeräte und die Kursanzeige.

Wie sicher ist der Flug nach Instrumenten?

Weil ein Totalausfall gefährliche Folgen für den Flug hätte, werden die wichtigsten Anzeigegeräte für den Instrumentenflug mehrfach ausgelegt. Das gilt beispielsweise für die Höhen- und Geschwindigkeitssensoren. Wenn eines der modernen Daten-Displays ausfällt, dann funktionieren immer noch die herkömmlichen Instrumente. Die Messgeräte für den Luft- und Staudruck am Rumpf werden mit Hilfe einer integrierten Heizung vor Vereisung bei eiskalten Außentemperaturen geschützt. Auch die Systeme, die eine Landung bei schlechter Sicht ermöglichen sollen, haben für alle Fälle ein Backup. Alle Maschinen müssen für den IFR-Flug zugelassen sein und bei der Anzahl von Instrumenten einen bestimmten Mindeststandard erfüllen. Nur dann dürfen sie Passagiere oder Fracht bei Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter transportieren.

Titelbild: iStock