Di., 22.05.2018
Motor & Mobility

Willkommen im Dreck!

Sie leiden an chronischem Adrenalin-Mangel? Wir hätten da was für Sie. Das Polaris RZR XP 1000 EPS. Wir durften das Spaß-Fahrzeug auf einer Offroad-Strecke testen und sind nicht ganz unbeschadet, dafür aber mit einem fetten Grinsen zurückgekehrt.

Ich habe Dreck im Mund als wir haarscharf an einem Baum vorbei driften. Wir das sind Andreas Rosenlöcher, Gewinner des 24-Stunden-Rennens der German Offroad Masters, und ich, Max Krones, Playboy-Volontär und Deutscher Meister in Selbstüberschätzung, wie sich später rausstellen wird.

Das Polaris RZR XP 1000 EPS All Terrain Vehicle.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Wir befinden uns auf der Offroad-Strecke des MSC Pflückuff in Torgau bei Leipzig. Irgendwo im sächsischen Nirgendwo führt die 7 Kilometerstrecke neben und durch eine leerstehende NVA-Kaserne. Haarsträubende Anstiege, Nadelöhrkurven, Sprünge, Wasserlöcher und vor allem: Dreck und Adrenalin.

Gas geben, abtauchen und ja nicht stehen bleiben.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Andreas fährt ein für Rennen modifiziertes All-Terain-Vehicle von Polaris. Genauer: Das Modell RZR XP Turbo EPS. Serienmäßig kommt das Gefährt mit 168 PS und knapp 1000 Kubik. Andreas hat noch ein bisschen mehr unter der Haube – bei circa 680 Kilo. Was aussieht wie ein aufgetunter Aufsitzrasenmäher ist ehrlich gesagt ein Stresshormon-Beschleuniger allererster Güte. Und das im besten Sinn.

Andreas Rosenlöcher bringt das ATV zum Fliegen.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Andreas erklärt mir, bevor wir die erste gemeinsame Höllenrunde drehen, auf was es ankommt. Automatikgetriebe, verstellbarer Allrad- oder Heckantrieb, Bremse, Gas. Eigentlich ganz einfach. „Aber pass auf, die Dinger sind enorm kopflastig.“ „Klar“, denke ich. „Solltest du umkippen, behalt ja die Hände am Lenkrad, versuch nicht, dich abzustützen.“ „Passiert mir doch nicht“, denke ich. Ich liege falsch.

Übersteuern und Abstauben.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Nachdem Andreas mir eindrucksvoll demonstriert hat, wie dieses ultimative Männerspielzeug funktioniert, bin ich an der Reihe. Wir nehmen das Rot-Blaue Serienmodell, den RZR 1000 EPS mit 110 PS. Reicht völlig. Zuerst fahre ich ein paar Meter mit ihm zusammen. Dann sagt Andreas: „Okay, jetzt du alleine“. Irgendwie bestärkt mich sein Vertrauen. Ich gebe Gas und das nicht zu knapp. Das geht eine halbe Runde lang gut. Anfangs bremse ich wenigstens noch anständig vor jeder Kuppe und Kurve. Die Federung des RZR schluckt jede Unebenheit wie der Bahnhofsvorplatzbewohner den ersten Korn am morgen. Schmerzfrei, unbeschwert, ein bisschen zu einfach als dass es auf lange Sicht gut gehen kann. Dann die erste Nadelöhrkurve. Mir bricht das Heck aus. Kein Problem, einfach Gegenlenken. Noch bevor ich das Lenkrad einschlagen kann, merke ich, dass ich auf einmal nur noch auf zwei Rädern unterwegs bin. Dann merke ich, dass ich ein Idiot bin.

Der Bruchpilot ist wohlauf.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Die knapp 700 Kilo neigen sich weiter und weiter und ich schlittere auf der Seite durch den Dreck, dem Scheitelpunkt der Kurve entgegen. „Nur die Hände am Lenkrad lassen“, hallt es in meinem Kopf nach. Als ich zum Stehen komme, hänge ich im Gurt und wache auf, aus meinem Traum vom geborenen ATV-Rennfahrer. Ich krieche schamerfüllt aus dem Fahrzeug. Andreas und Fotograf Benjamin rennen auf mich zu. Wir wuchten den RZR wieder auf vier Räder und begutachten den Schaden. Die Plastik-Verkleidung auf der linken Seite ist weitestgehend futsch. Spiegel ab und Teile der Elektronik, die eigentlich im Heck sind, hängen raus. Fotograf Benni schaut in den Dreck und merkt wenig hoffnungsvoll an: „Da kam Fett mit. Und ne Kugel.“ Befund: Das Kugellager in der Achse ist gebrochen.

Das Adrenalin-Grinsen.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Also zurück ins Fahrerlager. Andreas tauscht die Achse in Rekordzeit aus und nach etwas über einer Stunde bin ich zurück auf der Strecke. Mit Demut bugsiere ich dieses Höllengefährt nun wieder über die Piste. Und ich merke: Auch ohne Vollgas macht dieses Ding voll Spaß. Natürlich habe ich hier optimale Bedingungen. Eine präparierte Piste, weitestgehend freie Fahrt, um die Sau rauszulassen und keine Zuschauer. Aber auch im Verkehr muss sich der Zweisitzer mit Straßenzulassung nicht verstecken. Im Gegenteil. Sportliche Optik, Soundsystem und sehr direkter Antrieb. „Wenn du damit vor die Eisdiele fährst, stellst du jeden Lamborghini in den Schatten“, erzählt mir Andreas. Und noch was: „Im Osten kannst Du auch mit 160 Sachen über Feldwege heizen, das juckt hier keine Sau.“

Hier geht es wirklich über Stock, Stein und Wasserloch.
Credit: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland

Hört sich gut an. Ich habe allerdings genug Adrenalin ausgeschüttet und will Andreas den nächsten Einsatz am Schraubenschlüssel ersparen. Mit etwas steifem Genick und einem breiten Grinsen widme ich mich zum Abschluss Bratwurst, Bier und Offroad-Action - von der Tribüne. Und überschlage, wann ich die knapp 24.000 Euro zusammen habe, um mir dieses Spielzeug auf eigene Kosten in den Dreck zu setzen.

Titelbild: Benjamin Kramer für Playboy Deutschland