Mi., 16.08.2017
Interviews

Privatjet per App

Wie ein reicher Selfmade-Man in seinem eigenen Jet über den Wolken schweben - das ist wohl der Traum vieler Männer. Die entsprechenden Millionen muss man sich zwar noch selber verdienen, einen Privatjet kann man sich aber heutzutage per App mieten.

Wir haben mit dem Gründer der "flyvictor"-App, Clive Jackson, über seine eigenen Flugerlebnisse und die Zukunft der Privat-Fliegerei gesprochen.

1. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Charterflug-App zu entwickeln?

Das erste mal hatte ich die Idee für "Victor" 2011, nachdem ich mich über das Cancelln der London-Plama de Mallorca Route durch die BMI (britische Fluggesellschaft Anm. d. R.) aufregen musste. Dort habe ich nämlich meinen Zweitwohnsitz. Die darauffolgende Einarbeitung in den traditionellen Charter-Flug als Alternative, die ich gefunden habe, war ein komplexer, undurchsichtiger und ineffizienter Prozess.

Konsumenten waren total auf die Gnade der Flug-Vermittler angewiesen, die selten wichtige Informationen wie Details zum Flugzeug, Anbieter, der Crew oder eigenen Preismargen auf den Deal preisgaben.

Credit: Playboy Deutschland

2. Also sind Sie selbst vor der Entwicklung von "Victor" Charter geflogen?

Ich begann mit Corporate Finance, hatte mein eigenes Business rund um Gewerbeimmobilien, Fremdfinanzierung und bot Finanzberatung für Personen mit hohem Eigenkapital an. Außerdem sah ich in den frühen 1990ern das Potential des Internets und wechselte von der Finanzierung zur Entwicklung von Global Beach, einer der ersten Digital Agencies in Großbritannien.

Als Unternehmer war die Private Jet Charter nützlich, wenn es darum ging bei wichtigen Meetings pünktlich zu sein. In einem Fall war ich in Palma de Mallorca und musste einen Deal face-to-face auf Sardinien unterschreiben.

Kommerziell zu fliegen hätte mich auf einfachem Weg über fünf Stunden gekostet, weil es keine Direktflüge gab. Mit einem Privatjet dauerte die Reise nur knapp über eine Stunde, sodass ich den Deal unterschreiben konnte und wieder bei meiner Familie war, bevor ich überhaupt vermisst wurde.

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3. Warum wächst der Markt für Charter-Flüge derzeit? Erwarten Sie weiteres Wachstum?

Wir sehen ein Wachstum bei Neukunden von Privat-Flügen (18 Prozent der "Victor"-Nutzer aus 2016 waren Neukunden) – Charter on demand wird dank "Victors" transparentem und nahtlosem on-demand service, der einfachen Suchfunktion, dem Vergleich und der Buchung von Private Jets vom Computer als auch Smartphone erschwinglicher und zugänglicher.

"Victors"- Plattform ist rapide gewachsen. Unser Vier-Jahres-Wachstum von 137 Prozent brachte uns den Preis der Deloitte´s UK Tech Fast 50 in der Kategorie "Internet" ein – vor angesehenen Marken wie Skyscanner. Unsere Position in Deloitte´s EMEA Tech Fast 50 bestätigte uns außerdem als am schnellsten wachsende Flug-Marke in Europa.

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4. Was macht "Victor" so besonders?

"Victor"-Mitglieder zahlen nichts für ihre Mitgliedschaft. Außerdem genießen sie einen Finanz-Schutz bei jeder Buchung, eine Garantie, dass Maschine und Crew bei Bedarf ausgetauscht werden und gedeckelte Buchungsgebühren.

Der Kunde bestimmt sehr stark die Agenda. Unüblich zu traditionellen Brokern und Anbietern hat "Victor" auch keine geographische Begrenzung und eine größere globale Reichweite. Zusätzlich besteht Zugang zu mehr Jets und zu 40 000 Flughäfen weltweit.

Wir haben Partnerschaften mit Betreibern rund um den Globus und einen 24/7- Kundenservice, um Reisenden jederzeit im Buchungs- oder Reiseprozess unterstützen zu können. Zusätzlich ist es nach wie vor der einzige Service, der beides, den Betreiber und die aktuellen Flugmaschinen-Details vor dem Buchen ausweist.

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5. Sind Charter-Flüge, die über "Victor" gebucht werden, auch für Normalverdiener bezahlbar?

Andere Firmen bieten Bestellungs-Charter-Flüge an, das heißt, man teilt sich den vorher vereinbarten Transfer mit Fremden auf einer Handvoll Routen. Wir denken, dass unser Business ein überdurchschnittliches Service-Level zur Verfügung stellt. Allgemein interessant wird es, wie sich der Bestellungs-Flug in den kommenden Monaten entwickelt.

Investoren und Privatflieger müssen das Konzept des Flatrate-Fliegens mit seinen im Voraus gezahlten, jährlichen Gebühren hinterfragen. Kann ein tagtägliches Geschäft mit dem im Voraus erbetenem Kunden-Geld im Austausch für ein Versprechen, dass in Zukunft etwas großartiges zurückkommt, wirklich funktionieren? Falls sich der Kunden-Ansturm verlangsamt, könnte daraus ein erhebliches Risiko entstehen.

Und wir haben schon, traurigerweise, Bestell-Charter-Anbieter wie "Beacon" und "BlackJet" in der Vergangenheit scheitern sehen.

Titelbild: Playboy Deutschland