Di., 27.06.2017
Sex & Lust

Der Kampf für die "Homo-Ehe" ist ein Kampf für die Rechte aller

Playboy-Gründer Hugh Hefner war jahrzehntelang ein Verfechter von Rechten für Homosexuelle und verfasste diesen Artikel 2012 für die September-Ausgabe des US-Playboy. Drei Jahre später, am 26. Juni 2015, wurde der Artikel auf playboy.com erneut veröffentlicht. Der Anlass: Der Oberste Gerichtshof der USA legalisierte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.

Heute tritt auch in Deutschland die "Ehe für alle" in Kraft und gleichgeschlechtliche Paare dürfen endlich heiraten.

Im Jahr 1965 verhaftete die Polizei von Indiana Charles Cotner und beschuldigte ihn, ein "abscheuliches und widerwärtiges Verbrechen gegen die Natur” begangen zu haben. Sein Vergehen? Einvernehmlicher Analverkehr mit seiner Ehefrau. Ihm drohten 14 Jahre Gefängnis. Als ich das erste Mal über Cotners Fall hörte – sein Anwalt schrieb dem Playboy und bat uns um Unterstützung – war ich entsetzt. Cortners Ehefrau hatte die Strafanzeige gegen ihn gestellt, nachdem die beiden einen Streit hatten.

Sie änderte ihre Meinung kurz darauf wieder und bat, die Anklage zurückzuziehen. Das Gericht lehnte jedoch ab und Cotner verbrachte fast drei Jahre im Gefängnis, ehe die Playboy Foundation es schaffte, ihn wieder auf freien Fuß zu setzen.

Während ich daran arbeitete, absurde Sex-Gesätze zu bekämpfen, wie jenes das Cotner hinter Gittern brachte, lernte ich viel über die Leute, die kontrollieren wollen, was in den (amerikanischen) Schlafzimmer vor sich geht. All jene, die uns gegenüberstehen haben eines gemeinsam: Sie sind auf einem Kreuzzug gegen jede Form von Sex, die nicht der Fortpflanzung dient.

Man könnte meinen, diese Geschichte habe nichts mit unserem heutigen Leben zu tun. Traurigerweise ist diese Annahme falsch. Jene Kräfte, die Charles Cotner ins Gefängnis brachten, sind auch heute noch aktiv. Wenn Sie ein Beispiel suchen, schauen Sie die Kontroverse an, dass Schwulen und Lesben auch heute noch die Ehe verwehrt wird.

Der Kampf für die "Homo-Ehe" ist in Wirklichkeit ein Kampf für die Rechte von uns allen. Ohne diese Kampf wird die sexuelle Revolution nichtig und wir kehren in eine frühere, puritanische Zeit zurück.

Ich erinnere mich an diese Zeit. Als ich die "Playboy Philosophie" Anfang der 60er Jahre schrieb, waren Oral- und Analverkehr in 49 von 50 US-Staaten illegal. In 10 Staaten konnte "Sodomie" – welche unterschiedlich definiert wurde, aber in manchen Staaten Oralverkehr einschloss – zu einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren führen. Bürgern von Connecticut, die Oralverkehr ausübten, drohten 30 Jahre Gefängnis, in North Carolina gab es dafür 60 Jahre.

In Nevada konnte es sogar ein gesamtes Leben hinter Gittern bedeuten. Es war eine Zeit in der in 37 Staaten vorehelicher Sex verboten war und in 45 Staaten Ehebruch unter Strafe stand. In zwei Staaten war selbst "heavy petting" illegal.

Das ist die repressive Welt, in die uns so mancher wieder zurückbringen möchte. Diese Moralisten haben die Ansicht, Sex der keine Kinder hervorbringt, sei eine Sünde. Unser Liebesleben, unsere Privatsphäre und die Rechte von Männern und Frauen sind Opfer solcher Ansichten.

In Arizona sieht es ein geplantes Gesetz vor, dass Frauen nachweisen müssen, dass sie die Pille aus medizinischen Gründen benötigen und nicht nur zur Empfängnisverhütung. Andernfalls wird die Pille von der Krankenversicherung nicht mehr subventioniert.

Ein neues Gesetz in Kansas erlaubt es Apothekern, den Verkauf von Verhütungsmitteln abzulehnen, wenn dies gegen den religiösen Glauben des Apothekers verstoße. Ähnliche Gesetze existieren bereits in Arkansas, Georgia, Mississippi und South Dakota. Die Gesetzgeber in Michigan drängen auf ein Gesetze gegen Schwangerschaftsabbruch, eines der restriktivsten seit Jahrzehnten.

Gleichzeitig werden in Texas und Pennsylvania weiter Forderungen laut, die amerikanische Non-Profit-Organisation zur geplanten Elternschaft, "Planned Parenthood", solle nicht mehr weiter öffentlich finanziert werden. Eine Institution die unzähligen Frauen die nötige Gesundheitsvorsorge ermöglicht.

Überall in Amerika befeuern Konservative die Rechte von Homosexuellen. Indem sie ihnen das Recht auf Ehe vorenthalten, oder wie in Kansas, Vermieter, Geschäftsinhaber und Arbeitgeber befähigen, Homosexuellen aus religiösen Gründen zu diskriminieren. Vor einiger Zeit, als ein Republikanischer Abgeordneter aus Virginia gegenüber CNN sagte "Sodomie ist kein Bürgerrecht", musste ich wieder an Charles Cotner denken und fragte mich, wie viel Zeit wir noch haben, bevor wir all die Fortschritte verlieren, die die sexuelle Revolution uns schenkte.

Fast 50 Jahre ist es her, dass ich in den Seiten meines Magazins warnte: "Wenn Religion statt Vernunft die Gesetzgebung diktiert, dürfen wir keine Logik in unseren Gesetzen erwarten". Heute, in einer Zeit, in er der jede Instanz sexueller Rechte unter Beschuss steht, finden wir eine Gesetzgebung wieder, die Diskriminierung, getarnt als Religionsfreiheit ausübt. Ihr Ziel ist es unsere Sexualität zu entmenschlichen und Sex einzig und allein auf den Erhalt unserer Spezies zu beschränken. Zu Ende gedacht ist das eine Kriminalisierung unseres Liebeslebens.

Amerika ist eine religiöse Nation aber ebenso ein säkularer Staat. Jahrzehntelang schaffte es das amerikanische Volk, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen religiösem Glauben und weltlicher Freiheit zu erhalten. Wir genossen eine Freiheit der Religion und eine Freiheit ohne Religion. Diese Dinge müssen getrennt sein. Niemand soll sich in seiner Religionsfreiheit unterdrückt fühlen und niemand sollte sich in seinen persönlichen Freiheiten verletzt fühlen müssen. Dies hier ist Amerika und wir müssen die Rechte aller Amerikaner schützen.

 

 

Titelbild: Playboy Deutschland