„Der weibliche Körper ist das Schönste, was es gibt“
Frau Dias, wollten Sie schon immer Fotografin werden?
Ich bin während meines Studiums der Bildenden Kunst in Porto zur Fotografie gekommen. Eigentlich wollte ich Malerin werden. In einem Kurs haben wir lebende Aktmodelle gezeichnet. Irgendwann entschied ich mich, Fotos von den Modellen zu machen, um zu Hause an meinen Zeichnungen arbeiten zu können. Dabei wurde die Fotografie zu meiner liebsten Kunstform.
Was ist Ihre früheste Erinnerung an Playboy?
Ich war etwa elf oder zwölf Jahre alt und ein riesiger Fan von Pamela Anderson. Ich sammelte alles über sie – Zeitschriftenausschnitte, Poster und sogar „Baywatch“-Kassetten. Eines Tages sah ich sie auf dem Cover einer Zeitschrift, die ich noch nie zuvor in die Hand hatte: Playboy! Ich flehte meine Mutter an, sie mir zu kaufen, aber sie weigerte sich. Das ist nicht mein stolzester Moment, aber ich habe das Magazin schließlich am Kiosk gestohlen! Schande über mich ... (Lacht) Das Lustige ist, dass ich dieses Magazin bis heute besitze, und es ist für mich ein Schatz.
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Wie war Ihr erster Eindruck?
Es war eine riesige Überraschung. Ich schlug das Magazin auf, und da war Pamela, komplett nackt. Ich war überwältigt – im besten Sinne des Wortes. Die Fotos von Stephen Wayda waren atemberaubend: Pamela strahlend am Strand mit ihrem goldenen Teint sah sowohl kraftvoll als auch elegant aus. Ich konnte mich nicht sattsehen. Es ist lustig, wie sich der Kreis schließt – jetzt bin ich diejenige, die für Playboy fotografiert, und diese sonnigen Strandvibes sind mein Markenzeichen geworden.
Auch Playboy-Gründer Hugh Hefner gefiel Ihr Stil. Welche Erinnerung haben Sie an ihn?
Ich bin so dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, Hugh Hefner 2015 in L. A. zu treffen. Ich besuchte die Mansion und war unglaublich nervös, meine Beine zitterten. Als ich Hef gegenüberstand, traten mir vor Freude die Tränen in die Augen. Es war surreal, den Mann zu umarmen, der das alles ins Leben gerufen hatte. Er war 89 Jahre alt und strahlte vor Freundlichkeit, Anmut und Wärme. Der Abend war magisch: Ich aß zu Abend mit einigen von Hefs Familienmitgliedern und Freunden, darunter seine Frau Crystal, sein Bruder Keith und Barbi Benton, eine der Ikonen der Playboy-Historie. Wir beendeten den Abend, indem wir uns im privaten Kino einen alten Film ansahen. Zwei von Hefs engsten Freunden führten mich durch die Mansion und zeigten mir all die legendären Orte. Diese Erinnerung werde ich für immer in meinem Herzen behalten.
Sie haben für zahlreiche internationale Playboy-Ausgaben fotografiert. Wie fühlt es sich an, die eigene Arbeit auf der ganzen Welt zu sehen?
Es ist surreal! Und ich liebe es, wenn Freunde oder Fremde aus fernen oder exotischen Ländern wie den Philippinen, Thailand oder Mexiko Fotos schicken, auf denen sie einen Playboy mit meinem Cover in den Händen halten. Das macht mich stolz und erinnert mich daran, wie sehr ich meine Arbeit liebe.
Aktfotografie wird oft kritisiert, manchmal sogar als sexistisch. Wie denken Sie darüber?
Es geht um die Absicht des Fotografen. Wenn die darin besteht, Frauen herabzuwürdigen, ist das sexistisch. In meiner Arbeit versuche ich, Frauen zu stärken. Meine Models sind niemals nur nackte Körper. Sie sind nackte Frauen – mit Sex-Appeal, Persönlichkeit und Tiefe. Frauen, die stolz darauf sind, Frauen zu sein, und ihre Sinnlichkeit und Schönheit kraftvoll der Welt zeigen wollen. Frauen müssen die Freiheit haben, sich auszudrücken. Und wenn sie das durch Nacktheit tun wollen, ist das alles andere als sexistisch.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit?
Für mich ist Aktfotografie mehr, als nur ein Bild zu erschaffen. Es geht darum, die Essenz von Stärke, Verletzlichkeit, Körper, Seele und Sinnlichkeit einzufangen. Ich war schon immer fasziniert von der Ästhetik des menschlichen Körpers und finde, der weibliche Körper ist das Schönste, was es gibt.
Sie sind selbst eine schöne Frau. Haben Sie jemals daran gedacht vor der Kamera zu stehen?
Oh, danke für das Kompliment! Ich genieße es viel mehr, hinter der Kamera zu stehen als davor. Ich bin schüchtern und nicht gern im Rampenlicht. Ich habe viel Freude, die Schönheit und Geschichten anderer Frauen einzufangen.
Sie wirken dabei immer so entspannt, ist der Job nicht auch wahnsinnig fordernd?
Natürlich! Eine unglaublich herausfordernde und emotionale Erfahrung war zum Beispiel das Shooting mit Playmate Teela La-Roux. Wir fotografierten auf einem Dach in Downtown L. A. Es war nicht nur Teelas erstes Nackt-Shooting, wir hatten auch eine riesige Crew von etwa 20 Leuten am Set. Obendrein war die „New York Times“ vor Ort, um das Shooting für einen Artikel zu dokumentieren. Der Druck war enorm, eine emotionale Achterbahnfahrt! Doch am Ende lief alles großartig, ein Foto von mir bei der Arbeit erschien sogar auf der Titelseite der Zeitung: Man sieht sein eigenes Gesicht nicht jeden Tag auf dem Cover der „New York Times“!
Wie wählen Sie Ihre Models aus?
Für mich geht es bei der Auswahl um viel mehr als nur um äußerliche Schönheit. Natürlich gibt es einige physische Merkmale, die ich schätze, aber was mich wirklich begeistert, ist die einzigartige Persönlichkeit einer Frau, ihr Selbstvertrauen und ihre Energie vor der Kamera. Es spielt keine Rolle, woher sie kommt oder ob sie dem typischen Schönheitsideal entspricht – es geht um die Ausstrahlung. Außerdem sorge ich gerne dafür, dass sich die Models wohl und gestärkt fühlen, denn diese echte Verbindung ist es, die die Fotos wirklich besonders macht.
Welche Kunst beeinflusst Ihre Arbeit am meisten? Können Sie einige Künstler oder Kunstwerke nennen?
Zu Beginn meiner Karriere wurde ich stark von den klassischen Pinup-Girls von Gil Elvgren und Alberto Vargas inspiriert. Später änderte sich meine Ausrichtung, als ich mich von der Ästhetik der 80er-Jahre faszinieren ließ. Ich liebe die farbenfrohen Szenen aus Jane Fondas VHS-Work-out-Reihe, aus Filmen wie „Flashdance“ oder „Dirty Dancing“ oder aus der TV-Serie „Miami Vice“. Was Fotografen betrifft, bewundere ich die Legenden von Playboy wie Pompeo Posar, Arny Freitag, Stephen Wayda, Bunny Yeager, Mario Casilli, Richard Fegley und Helmut Newton.
Was sind für Sie die größten Herausforderungen in der erotischen Fotografie?
Eine der absurdesten Entwicklungen ist die zunehmende Zensur von Nacktheit. Oft wird Nacktheit in die gleiche Kategorie wie Gewalt und Kriminalität eingeordnet. Nacktheit ist wunderschön! Sie ist Leben! Es ist frustrierend zu sehen, wie leicht Menschen sich durch etwas so Natürliches wie den nackten weiblichen Körper beleidigt fühlen. Es gab eine Zeit, in der Europa Nacktheit mit einem offenen Geist annahm und die Schönheit des menschlichen Körpers gefeiert hat. Jetzt fühlt es sich an, als würden wir wieder in konservativere Zeiten zurückkehren, aber für mich ist der Weg ganz klar: Ich werde weiterhin Nacktheit feiern und die Schönheit durch meine Fotografie zeigen.
Gibt es ein bisher nicht realisiertes Traumprojekt von Ihnen?
Einer meiner größten Träume ist es, mein Kindheitsidol – Pamela Anderson – zu fotografieren. Daumen drücken, dass sie das liest und es sich wohlwollend überlegt. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam ein unvergessliches Cover für den deutschen Playboy schaffen könnten!