Do., 16.05.2019
Motor & Mobility

Die Mutter aller Oldtimer Rallyes – die Mille Miglia 2019

Über 1800 Kilometer und vier Tage erstreckt sich die wahrscheinlich weltweit bekannteste Oldtimer Rallye, die Mille Miglia. Während dieser Zeit legt die 430 Oldtimer starke Karawane halb Italien lahm, feiernde Menschenmassen finden sich auf allen Wegpunkten von Brescia bis Rom. Playboy war live beim Startschuss am 15. Mai dabei.

Als wir am Starttag der Mille Miglia durch die Straßen von Brescia laufen, hat man das Gefühl durch ein Oldtimermuseum zu spazieren. Überall in der Innenstadt parken historische Modelle der Marken Porsche, Ferrari, Maserati, Alfa Romeo, Fiat oder Lancia – 300 SL Flügeltürer oder Raritäten von bereits ausgestorbenen Marken wie OSCA, Cisitalia oder UM stehen hier gefühlt an jeder Ecke. Genauso prominent wie die Autos selbst sind teilweise auch ihre Fahrer.

Das allererste Auto von insgesamt 430 war dieses Jahr ein Alfa Romeo.
Credit: 1000 Miglia
Credit: Playboy Deutschland
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Allen voran Karl-Friedrich Scheufele, der als Eigentümer des Genfer Uhren- und Schmuckhauses Chopard (das gleichzeitig Hauptsponsor der Veranstaltung ist), bereits seine 30 Mille Miglia mitfährt. Aber auch Hollywood Schauspieler Scott Eastwood, der Sohn der gleichnamigen Schauspiellegende, nimmt an dem Rennen im Porsche 550 Spyder teil, begleitet von dem französischen Rennfahrer Romain Dumas.

Alte und neue Hasen: Während Rennlegende Jacky Ickx (ganz links) und Chopard-Chef Karl-Friedrich Scheufele (Mitte links) schon sehr häufig mitgefahren sind, ist es für Hollywood Schauspieler Scott Eastwood (Mitte rechts) das erste Mal.
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Rennfahrer Romain Dumas und Schauspieler Scott Eastwood gehen vor dem Start noch einmal das Roadbook der Mille Miglia durch.
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Gleich geht's los: Scott Eastwood und Romain Dumas im legendären James Dean Porsche 550 Spyder.
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Chopard-Chef Karl-Friedrich Scheufele fährt dieses Jahr die Mille Miglia in Begleitung seiner Tochter Caroline-Marie.
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Übrigens das gleiche Auto, in dem 1955 James Dean verunglückte. Der australische Designer Marc Newson fuhr in einem Ferrari 857S mit, Porsche Sammler und Stilikone Magnus Walker im schwarzen 300 SL Flügeltürer.

Amerikanische Modelle wie dieser Lincoln Capri aus em Jahr 1954 sind eher eine Seltenheit auf der Mille Miglia.
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Der legendäre Porsche Sammler Magnus Walker fährt auf der Mille Miglia ausnahmsweise einen Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer.
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Auch der eine oder andere VW Käfer nahm an der Mille Miglia teil.
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"Dieses extrem seltene Ferrari 250 GT Coupé aus dem Jahr 1956 stammt aus der Hand von Designer Mario Boano.
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Das Originalrennen in den Jahren 1927 bis 1957 ging übrigens über zirka 1600 Kilometer, daher auch die Bezeichnung Mille Miglia, also tausend Meilen. Damals ging es noch darum, wer die Strecke von Brescia nach Rom und wieder zurück so schnell wie möglich bewältigen konnte. Bereits beim ersten Rennen erzielte der Italiener Ferdinando Minoia eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 77 Kilometer, drei Jahre später lag diese bereits um die 100 km/h. Als absoluter Rekordhalter gilt jedoch nach wie vor der britische Rennfahrer Stirling Moss, der die tausend Meilen in einem Mercedes-Benz 300 SLR in gerade mal 10 Stunden, 7 Minuten und 48 Sekunden absolvierte, mit Höchstgeschwindigkeiten von 290 km/h und einem Schnitt von halsbrecherischen 157,650 km/h. Und das bei fließendem Verkehr. Als es jedoch zwei Jahre später bei einem Unfall, verursacht durch den spanischen Fahrer Alfonso de Portago, elf Personen ums Leben kamen, wurde die Mille Miglia in ihrer damaligen Form eingestellt.

Credit: 1000 Miglia
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Erst 1977, also 20 Jahre später, wurde das Rennen als klassische Oldtimer-Rallye wiederbelebt. Heute geht es daher nicht mehr um Höchstgeschwindigkeiten, sondern vielmehr um den Spaß am Oldtimer-Fahren entlang der historischen Route. Nicht der schnellste Fahrer gewinnt daher die Rallye, sondern derjenige, der in insgesamt 112 Gleichmäßigkeitsprüfungen bewiesen hat, dass er besonders präzise mit seinem Fahrzeug umgehen kann. Navigationssysteme sind verpönt, allein das so genannte Road Book für die vier Tage, in dem alle Abzweigungen der Route, aber auch Prüfungen und Zwischenstopps verzeichnet sind, ist zwei Telefonbücher stark.

Playboy Redakteur Michael Brunnbauer verbrachte knapp drei Stunden am roten Teppich der Mille Miglia, also dem Startpunkt der Oldtimer Rallye in Brescia. Solange dauert es, wenn 430 Fahrzeuge hintereinander losfahren sollen.
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Vor dem Start wird natürlich traditionell erst einmal die italienische Nationalhymne gespielt.
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Hier der australische Star-Designer Marc Newson in einem Ferrari 857S.
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Ausnahmsweise geht Hollywood Schauspieler Scott Eastwood nicht über den roten Teppich, sondern er wird gefahren – von Rennfahrlegende Romain Dumas.
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Teilnehmen kann jedoch nicht jeder. Dabei ist die Anmeldegebühr von 8000 Euro (plus Steuer) noch das geringste Problem. Der Betrag ist im Grunde sogar günstig, beinhaltet er nicht nur sämtliche Übernachtungen für zwei Personen an allen Wegpunkten, sondern auch eine exklusiv nur für die Teilnehmer erhältliche Armbanduhr, eine Mille Miglia Competitor’s Edition von Chopard. Diese entspricht sie bis auf eine spezielle Gravur auf der Rückseite einer Mille Miglia 2019 Race Edition, die im Handel bei einer Auflage von 1000 Stück für 6.800 Euro erhältlich ist.

Credit: Chopard
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Die viel größere Hürde bei der Teilnahme ist jedoch, das richtige Auto zur Verfügung zu haben. Teilnehmen dürfen nämlich nur Oldtimer aus den Baujahren 1927 bis 1957, deren genauer Fahrzeugtyp auch schon bei einem Rennen der Original Mille Miglia dabei war. Automobile, die diese Bedingungen erfüllen, kosten mindestens 300.000 Euro, liegen aber in der Regel eher jenseits der Eine-Million-Euro-Grenze.

Credit: 1000 Miglia
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Manche Fahrzeuge wie ein Bentley Blower oder Mercedes 300 SL Flügeltürer, noch einmal deutlich darüber. Trotzdem bewerben sich jedes Jahr um die 1500 Fahrerteams auf die 430 Plätze. Doch wer einen der heiß begehrten Plätze ergattert, kann insbesondere beim Start und in den größeren Städten im Verlauf der Route das Bad in der Menge genießen. Denn es gibt keine geeignetere Veranstaltung weltweit, bei der man seinen Porsche 356, Bugatti Typ 37 oder Jaguar XK 120 besser präsentieren kann.