Mo., 05.12.2016
Gadgets

Virtuellen Raum nicht nur sehen, sondern auch fühlen

Mit Oculus Touch bringt der Virtual Reality-Vorreiter Oculus VR die mit Spannung erwartete Zusatz-Hardware auf den Markt. Durch die Controller der Oculus Rift kann man den virtuellen Raum ab sofort nicht nur sehen, sondern auch mit den Händen fühlen und darin navigieren. Die Gestensteuerung mittels handlicher Controller soll einen völlig neuartigen Grad an Realismus ermöglichen. Wir duften die Oculus Touch bereits vorab testen.

Virtual Reality ist eines der großen Technik-Themen unserer Zeit. Die Flucht per Brille in fremde Welten wurde in diesem Jahr erstmals auch in gewöhnlichen Haushalten möglich. Vorreiter Oculus gab vor einigen Jahren den Anstoß für einen neuen VR-Hype, doch schliefen auch die Mitbewerber Sony (PlaystationVR) und HTC (Vive) nicht. Im Gegensatz zum Branchenprimus lieferten diese sogar von Beginn an spezielle Motion-Track-Controller an. Auf diese warteten Oculus-Jünger sehnsüchtig bis heute. Doch so viel können wir jetzt schon versprechen: Das Warten hat sich gelohnt! Zum Start von Oculus Touch können sich Nutzer auf über 50 Spiele und Apps mit Touch-Unterstützung freuen. Die besten stellen wir hier vor.

Auspacken und anschließen

Was schon vor dem Start positiv auffällt ist die hochwertige Verpackung, die an die edle und simple Gestaltung von Apple erinnert. Bei dem stolzen Preis von rund 200 Euro eine erwartbare, aber keine selbstverständliche Randnotiz. Bevor wir uns ins virtuelle Vergnügen stürzen können, muss die Hardware eingerichtet werden. Je nachdem, ob die VR-Brille bereits eingereicht wurde oder das Oculus-System komplett eingerichtet werden muss, dauert das rund eine halbe bis dreiviertel Stunde. Auch Laien sollten die Schritt-für-Schritt-Anleitung meistern können. Brillenträger bleiben bei der Oculus Rift nicht außen vor. Ihr Drahtesel passt mit ins VR-Headset, wenn dieser nicht zu groß ist. Außerdem lässt sich der Abstand der ins VR-System eingebauten Linsen verstellen, so dass jedem das bestmögliche Bild geboten ist.

Credit: PR

Sicherheitsaspekte

Wenn man die VR-Brille auf dem Kopf hat, taucht man in eine andere Welt ein und vergisst schnell alles um sich herum. Damit die heimische Einrichtung heil bleibt und wir von Zusammenstößen mit unserer Umgebung verschont werden, hat Oculus ein ähnliches System entwickelt wie Konkurrent HTC bei der Vive. So ist es empfehlenswert, die Räumlichkeiten mittels Guardian-System einzuscannen. Das ist schnell und einfach erledigt. Im virtuellen Raum bekommen wir die Grenzen der realen Welt dann als blaues Gitter angezeigt. Bei vielen Apps reicht ein Bereich von 1 x 1 Meter, bei vielen Spielen ist eine Fläche von 2 x 1,5 Meter emüfehlenswert.

Das Feeling

Die Touch-Controller sind schnell erklärt: Pro Hand gibt es ein Pad, das an gewöhnliche Controller wie für Xbox und PS4 erinnert. Der Clou dabei ist, dass nicht nur Tastenknöpfe registriert werden, sondern eben auch die Bewegung. Drehe ich also den Controller, bewegt sich auch meine virtuelle Hand im Spiel. Auch die Stellung der Finger wird mittels Sensor an den Rechner weitergegeben. Mache ich eine Faust, wird das auch in der Brille angezeigt. Das klingt nicht nur einfach, sondern fühlt sich genauso natürlich an. Trotzdem werden wir beim ersten Nutzen der neuen Hardware mit einem charmanten Tutorial an die Features von Oculus Touch herangeführt. Das Handling der Touch-Controller ist dabei nicht nur einfach, sondern auch bequem und sicher. Die Pads liegen gut in der Hand, sind sehr leicht und mittels Kordel am Arm gesichert. Die Controller sind hochwertig Verarbeitet und fühlen sich auch nach mehreren Stunden noch angenehm an. Gleiches gilt für die Brille, die nach kurzer Eingewöhnunsgszeit gut sitzen sollte.

Sind VR-Brille und Oculus Touch erfolgreich eingerichtet, landen wir in Oculus Home, unserem virtuellen Wohnzimmer. Das Anwesen, das auch Tony Stark vor Neid erblassen ließe, dient als Schaltzentrale des Oculus-System. Sämtliche Apps und Spiele können hier im integrierten Store erworben und installiert werden. Dort finden wir bereits zum Start der Touch-Hardware mehr als 50 Anwendungen. Auch wenn wir einen Vorsprung hatten, konnten wir bisher nicht alle Spiele und Apps testen. Daher zeigen wir hiere eine Auswahl der Anwendungen, die uns bisher am meisten überzeugt haben.

Die 3 besten Spiele

Dead and Buried

Die Touch Controller sind mit ihren Trigger-Knöpfen wie gemacht dafür, uns eine Pistole zu simulieren. Wie gut, dass auch viele Spieleentwickler genau der gleichen Meinung sind. Und so können wir schon zum Start von Oculus Touch auf eine schöne Auswahl an solchen Shootern zurückgreifen. Besonders charmant ist dabei "Dead and Buried". Hier spielen wir als Geist eines Cowboys und können in unterschiedlichsten Disziplinen unsere Schießwut unter Beweis stellen. Besonders spannend wird dies im Multiplayermodus mit bis zu vier Freunden.

Superhot

Das Konzept von "Superhot" begeisterte schon zu Beginn des Jahres, als der knifflige Shooter als klassisches Spiel für PC und Xbox auf den Markt kam. Der Clou: Zeit vergeht in "Superhot" nur dann, wenn wir uns als Spieler bewegen. Ansonsten ist das Bild wie eingefroren. Die Idee klingt spannend und genauso viel Spaß macht das Spiel auch in der Praxis. Im VR-Modus wird das Konzept noch mal auf die Spitze getrieben, schließlich muss nicht nur die Spielfigur starr bleiben um die Zeit anzuhalten, sondern wir selbst müssen quasi einfrieren. Der Look sieht zudem in VR noch eine Portion stylischer aus.

Luckys Tale

Fans von Jum 'n' Runs wie "Super Mario", "Donkey Kong Country" oder "Rayman" kommen bei "Luckys Tale" auf ihre Kosten. Das Spiel ist auch für jüngere Gamer geeignet und sollte auch von Einsteigern zu meistern sein. Ganz im Sinne seiner Vorbilder wie Mario oder Rayman, steuern wir eine Figur durch eine bunte Fantasywelt und lösen knifflige Rätsel. Das Spiel ist außerdem für alle Touch

 

Die 3 besten Apps

Big Screen

Kleine Wohnung? Kein Problem! Big Screen versetzt euch an einen anderen Ort, zum Beispiel an ein Lagerfeuer im Wald oder auf einen stylischen Balkon mit Top-Ausblick. Und auch für Cineasten ist die App der Knaller! Setzt euch einfach in euren eigenen, virtuellen Kinosaal und genießt eure Lieblingsfilme auf der großen Leinwand. Denn egal ob Netflix, Amazon Prime oder stationäre Dateien, ihr könnt eure Bildschirm mit Big Screen einfach im virtuellen Raum anzeigen und bedienen. So wird der Monitor nahezu überflüssig. Das spannendeste Feature ist dabei die Option, sich mit anderen Menschen im virtuellen Raum zu treffen. Noch steckt Big Screen in der Beta-Phase, könnte aber in Zukunft die Art und Weise, wie wir kommunizieren revolutionieren. In Gemeinschaftsräumen istr es möglich mit bis zu drei anderen Personen zu reden und interagieren - auch wenn sich die Personen am anderen Ende der Welt befinden. Der Begirff "Chat room" bekommt so eine vollkommen neue Bedeutung. Big Screen ist auch mit der HTC Vive kompatibel, so kann man sich auch Plattform-übergreifend miteinander im virtuellen Raum "verabreden".

Quill

Zeichen und Schreiben in 3D. So lässt sich die Funktion von Quill einfach beschreiben. Quill ist definitiv einen Blick wert. Als Alternative dazu empfiehlt sich außerdem die Kreativ-App Medium, mit der man 3D-Skulpturen gestalten kann. Eine ausführliche Demonstration der beiden Programme gibt es hier:

Kingspray VR

Auch in Kingspray können Sie Ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen. Anstatt sich nachts illegalerweise an fremden Hauswänden zu vergehen, können Sie auch virtuelle Sprühdosen verwenden. Die Graffitis sehen dabei genauso farbenfroh wie im echten Leben. Nur mit dem Vorteil, dass Sie sich nicht strafbar machen.

 

Außerdem Empfhelenswert

Oculus First Contact

Den ersten Kontakt mit Touch in der VR-Welt macht man am besten mit dieser Anwendung. Ein kleiner Roboter, der an Wall-E erinnert, erklärt uns auf spielerische Art die Funktionen und Möglichkeiten der Hard- und Software. Viel mehr sollte man auch nicht verraten. Wer trotzdem neugierig ist, kann sich das Prozedere hier anschauen. (Wir empfehlen trotzdem, sich lieber selbst davon überraschen zu lassen!)

Toybox

Ein wahrer VR-Spielplatz ist, wie der Name schon sagt, die App Toybox. Sie demonstriert anschaulich, was die Oculus-Brille im Zusammenspiel mit der Touch-Steuerung leisten kann. So lassen sich allerlei Dinge simulieren, wie zum Beispiel Tischtennis spielen, Wunderkerzen an´zünden oder Zielschießen. Das alles ist spielerisch aufbereitet und macht jede Menge Spaß.

NBA2K

Die Basketball-Simulation lässt Sie entspannt ein paar Bälle auf den Korb werfen ohne das Haus zu verlassen. In verschiedenen Modi können Sie außerdem Ihr können unter Beweis stellen. Dank Multiplayer-Funktion auch gegen Freunde.

Fruit Ninja VR

Die App avancierte schon auf dem Smartphone zu einem modernen Klassiker mit Suchtpotential. Dank VR-Technik wird das Frucht-Gemetzel noch lustiger. Doch Vorsicht: Die Zeit in Fruit Ninja vergeht schneller als man denkt und das wilde Gefuchtel kann sogar Muskelkater verursachen!

Das fällt negativ auf

Bei all den vielen spannenden Features, gibt es natürlich auch einige negative Aspekte bei der Verwendung der Oculus. Ein allgemein bekanntes Problem sind Schwindelgefühle. Diese können stark variieren und sind von der jeweiligen Person und Anwendung abhängig. Außerdem kann man sich auch recht schnell an das neue Gefühl gewöhnen. Für einige Anwender ist es doch kaum möglich VR-System zu verwenden, ohne flaues Gefühl im Magen.

Zudem sollten Sie sich bewusst sein, dass sämtliche auf dem Markt erhältliche VR-Hardware der ersten Entwicklungsgeneration angehört. Zwar sind die Produkte allesamt schon sehr fortschrittlich in ihrer Technik, doch trotzdem ist die Technologie lange nicht vollständig ausgereift. Falls Sie HD-Bilder in der Brille erwarten, müssen Sie sich noch gedulden. Trotzdem bietet Oculus bisher das beste Bild unter allen VR-Anbietern. Außerdem gewöhnt man sich relativ schnell an die Auflösung, die schon nach einiger Zeit nicht störend wirkt.

Die mitgelieferten Sensoren, die zur Bewegungserkennung im Raum aufgestellt werden müssen, sollten Sie am besten nicht all zu oft umstellen. Denn jedes mal wenn sich der Standort ändert, müssen Sie das im System neu konfigurieren. Das geht zwar fix und einfach, steht dem schnellen Spaß aber trotzdem im Wege. Das Kabel, das VR-Brille und PC verbindet ist zwar bei der Benutzung nicht wirklich störend, kann in größeren Räumen jedoch auch etwas zu kurz sein. Wir empfehlen es, das Kabel am besten über die Decke zu leiten. So treten Sie nicht aus Versehen auf das Kabel und haben die bestmögliche Bewegungsfreiheit.

Fazit

Wollen Sie zu den Early Adoptern gehören und der finanzielle Aspekt eher egal sein, können wir die Oculus Rift inklusive Touch-Controller uneingeschränkt empfehlen. Aktuell gibt es kein besseres System um den virtuellen Raum zu erkunden. Mitbewerber HTC liegt mit der Vive fast auf Augenhöhe. Zwar ist die Vive technisch nicht ganz auf dem Stand der Oculus Rift, bietet aber die offenere Software. Der Preis für das Komplett-Pakte, bestehend aus Oculus Rift und der empfehlenswerten Touch-Bedienung beläuft sich auf rund 800 Euro. Bevor Sie sich ins virtuelle Getummel stürzen, empfehlen wir es jedoch, die Hardware vorher auszuprobieren. Das ist in einigen Fachgeschäften auf der von Oculus veranstalteten Promo-Tour möglich. Mehr zum Thema Virtual Reality finden Sie außerdem hier.

Auf playboy.de werden wir auch in Zukunft über spannende Entwicklungen der VR-Technik berichten und auch zu einzelnen Anwendungen Artikel veröffentlichen.

Titelbild: Playboy Deutschland