Mi., 06.05.2020
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Klein und scharf: die neue Nikon Z50

Mit der Z50 hat der japanische Kamerahersteller Nikon seine erste DSLM mit einem APS-C Sensor auf den Markt gebracht. Damit positioniert sich die Kamera gegen die M-Serie von Canon sowie die A6XXX-Reihe von Sony, die bislang den Markt unter sich aufteilen konnten. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Wir haben die Kamera getestet.

Kompakt und leicht: Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass Nikon viel Wert bei der Entwicklung der Kamera gelegt hat. So wiegt die kleine Wunderkiste inklusuve Akku und Speicherkarte nur 460 Gramm. Auch das Design ist schmal und kompakt gehalten. Bis auf den Handgriff: Diesen hat Nikon großzügig dimensioniert, sodass ausreichend gummierte Grifffläche besteht, um die Kamera selbst mit großen Händen gut halten zu können. Ein großer Pluspunkt im Gegensatz zu anderen Modellen der Konkurrenz. Denn die Z 50 liegt phantastisch in der Hand. Ein Wehrmutstropfen gibt es dennoch in Punkto Design: auf einen Staub- und Spritzwasserschutz müssen Fotografen – wohl mit Hinblick auf den Preis – verzichten. Dies bleibt vorerst nur den Vollformatmodellen vorbehalten.

Credit: Max Marquardt

Auf der Rückseite befindet sich ein gut bemessener und hochauflösender 3,2-Zoll-Touchdisplay, das durch Gelenke an der Gehäuseunterseite um bis zu 180 Grad nach unten neigbar ist. Das hat den Vorteil, dass so auch Selfies möglich sind. Der Fotograf muss dabei allerdings unter die Kamera schauen, was etwas ungewohnt ist. Die Displayanzeige dreht sich in der „Selfie-Position“ um 180 Grad mit, damit man sich trotz des auf dem Kopf stehenden Displays richtig herum sehen kann.

Wie die Vollformat-Z-Modelle verfügt auch die Nikon Z50 über einen Augen-Autofokus, der Fotografen in die Lage versetzt, kontinuierlich und präzise auf die Augen scharf zu stellen. Insgesamt 90 Prozent des Bildfeldes werden von AF-Mess­feldsensoren abgedeckt.

Die Nikon Z50 ist mit einem elektronischen Sucher ausgestattet, dessen Anzeige 2,36 Millionen Bildpunkte auflöst, was knackscharfe und flüssige Aufnahmen anzeigt. Ein Schulterdisplay, wie es sich bei den Vollformatmodellen der Z-Serie findet, sucht man aber leider vergeblich. Vielmehr sitzen bei der Nikon Z50 an dieser Stelle das Modusrad und eines der beiden Einstellräder für die manuelle Belichtungssteuerung. Das zweite Einstellrad ist vorne unter dem Auslöser, so wie man es auch von anderen Nikon-Modellen gewöhnt ist. Dass der Bildsensor "nur" 20 Megapixel bietet, muss kein Nachteil sein, wie die Z 50 zeigt. Denn sie münzt die Sensorauflösung in eine hohe praktisch nutzbare Auflösung mit knackigen, wenn auch nicht ganz so farbtreuen Bildern im JPEG-Format um. Die Bildqualität ist bis ISO 1.600 sehr gut. Sie wird bei ISO 3.200 zwar etwas schlechter, ist aber immer noch befriedigend und sogar bei ISO 6.400 noch knapp ausreichend.

Credit: Max Marquardt

Beim Bajonett hat sich Nikon für den großen Durchmesser des Z-Bajonetts entschieden. Dadurch bietet die Z 50 auch Verwendung für Nikkor-Z-Objektive der Vollformatklasse. Allerdings mit einem Crop-Faktor von 1,5.

Im Test verwendeten wir das Nikkor Z DX 16–50 mm f/3,5–6,3 VR Zoomobjektiv mit integrierter optischer Stabilisierung. Bei der Verarbeitung hatten wir uns beim Kit-Objektiv allerdings etwas mehr erwartet. Das Objektiv fokussiert relativ langsam, die Verarbeitung wirkt weniger wertig und somit nicht passend zum hochwertigen Design der Z 50.

Credit: Max Marquardt

Ein weiteres Thema ist die Sensorauflösung, die bei der Z 50 auf unterschiedliche Meinungen stößt. Lediglich 20,9 Megapixel sind für moderne APS-C-Kameras nicht mehr zeitgemäß, jedoch hat die geringe Auflösung einen positiven Effekt auf die Detailtreue und Bildrauschen. Der APS-C-Sensor liefert bei ISO 3.200 noch sehr gute Ergebnisse und kann hier durchaus mit Modellen wie der Fuji XT-3 oder der Olympus OM-D Mark III mithalten.

In Punkto Tempo ist die Z 50 leider nur Mittelmaß. Alleine das Einschalten benötigt 1,5 Sekunden. Auch die Auslöseverzögerung bei manuellem Fokus empfanden wir im Test als zu lang. Gerade für dynamische Sport-Aufnahmen ist das zu langsam. Auch die Anzahl der Bildfolgen ist bei der Z 50 auf 35 RAWs und bis zu 100 JPEGs limitiert.

Credit: Max Marquardt

Volle Punktezahl gibt es jedoch für die Filmaufnahmen mit der Z 50. Diese sind in Ultra-HD-Auflösung bei 30 Vollbildern pro Sekunde möglich. Der Filmer behält dadurch die volle manuelle Belichtungskontrolle. Und auch Zeitlupen mit 120 Bildern pro Sekunde hat die Kamera zu bieten – in Full HD. Für professionellere Tonaufnahmen hat man die Möglichkeit, über den seitlichen 3,5-mm-Klinkenstecker ein externes Aufnahmegerät anzuschließen – was angesichts der Fokus-Geräusche durchaus empfehlenswert erscheint. Bei Filmaufnahmen hält der Akku ganze 91 Minuten Videomaterial stand. Der verbaute Hybrid-AF fokussiert angenehm schnell, agierte jedoch in Kombination mit dem Nikkor Z DX 16–50 mm f/3,5–6,3 VR deutlich hörbar. Das könnte bei Audioaufnahmen während einer Videoaufzeichnung Probleme bereiten.

Unser Fazit:

Die Z 50 ist Nikons gelungener, wenn auch reichlich später Einstand in das spiegellose APS-C-Format. Die Kamera bietet eine gute Balance aus Preis, Leistung, Ausstattung. Die Bildqualität weiß sogar fast auf voller Linie zu überzeugen, vor allem die beiden recht preisgünstigen APS-C-Setobjektive überraschen mit äußerst positiven Bildqualitätsergebnissen. Somit lautet auch der Tipp, die Kamera im günstigen Bundle mit beiden Objektiven zu erwerben. Wer allerdings auf einen schnellen Ausbau eines spezialisierten APS-C-Objektivangebots hofft, wird wohl viel Geduld benötigen oder auf Vollformatobjektive sowie von Nikon angebotene Adapterlösungen zurückgreifen müssen.

Im Detail punktet die Z 50 mit ihrem ergonomischen Gehäuse und dem für ambitionierte Hobbyfotografen guten Bedienkonzept mit vielen Einstellmöglichkeiten und Fokus auf die kreative Fotografie. Dabei lässt sich Z 50 keine fotografischen Funktionen vermissen, solange es nicht in ausgesprochen spezialisierte Fotoanwendungen geht. Ihre Performance ist gut, auch wenn sie nicht zu den Spitzenkameras gehört. Das will und muss sie aber auch nicht, wenn Preis und Leistung im Vordergrund stehen.