Do., 09.05.2019
Genuss

Männerbar: drei feine Amigos

Die Namen der Nationalbrände Mexikos, Tequila, Mezcal und Sotol, hatten in Deutschland lange den Beigeschmack von ex und hopp und Fiesta mit Filmriss. Völlig zu Unrecht. Aus Agave & Co. werden seit Jahrtausenden edelste Spirituosen produziert

Die berühmteste mexikanische Spirituose ist Tequila – von vielen gefürchtet als Brandbeschleuniger heißer und billiger Partyabende. Mit den Fußball-Weltmeisterschaften 1970 und 1986 in Mexiko hatten die Hochprozenter nebst der Trinksitte mit dem Salz und der Zitrone (wahlweise auch dem Zimt und der Orange) die deutschen Kneipen und Partykeller erobert und sich besonders dort etabliert, wo es etwas lauter werden durfte. 1972 lieferte Rex Gildo mit „Fiesta Mexicana“ die unsterbliche Saufhymne dazu.

Das Geschenk der Götter

Dieser Teil der jüngeren Kulturgeschichte verstellte lange den Blick auf eine uralte mexikanische Tradition und die Qualität ihrer alkoholischen Erzeugnisse. Tequila kann nämlich sehr hochwertig sein und seine Herstellung eine Kunst, die seit der Zeit der Ureinwohner Mexikos weiterentwickelt worden ist.

Bereits vor rund 1000 Jahren ließen sie den Saft der Agavenpflanzen gären und nannten ihn ein „Geschenk der Götter“: die Grundlage für den heute weltbekannten Tequila und seinen großen feineren Bruder, den Mezcal. Mezcal wird aus verschiedenen Agavensorten hergestellt und ist variantenreicher in den Aromen, Tequila stammt ausschließlich aus der blauen Weber-Agave. Der Dritte im Bunde, der Sotol, basiert auf den Dasylirien, die mit den Agaven verwandt sind. Beide Pflanzen erinnern an Kakteen, gehören aber zur Familie der Spargel.

Am besten pur genießen

Verarbeitet wird nur das „Herz“ der Pflanzen, das bei der Ernte bis zu 60 Kilo wiegen kann. Dafür muss die Pflanze sieben bis zwölf Jahre wachsen. Bevor der Saft ausgepresst und gebrannt wird, werden die Agavenherzen gegart, damit sie Zucker für die Gärung hergeben. Beim Mezcal geschieht das langsam in Erdöfen, was dem Aroma zugutekommt. Beim absatzstärkeren Tequila muss es häufig industrieller und schneller gehen.

Nach dem Brennvorgang lagern die Spirituosen unterschiedlich lange. Als Faustregel gilt: Je älter, desto dunkler und milder sind sie. Am besten genießt man die drei mexikanischen Brände pur aus dem Nosing-Glas – oder in fein abgestimmten Drinks.

Marmelade Margarita

Credit: Schöttger

5 cl Sotol
2 TL Orangenmarmelade
3 cl frisch gepresster Limettensaft
2 cl Amaro Montenegro

Zubereitung: alle Zutaten (außer Amaro) circa 20 Sekunden auf Eiswürfeln shaken und auf Crushed Ice in einen Tumbler abseihen. Über den Cocktail sehr langsam den Amaro laufen lassen (floaten). Mit Minzspitze und gedörrter Orangenzeste dekorieren.

Salted Caramel Old Fashioned

Credit: Schöttger

5 cl Tequila
1 cl Karamell-Sirup
1 Prise Fleur de Sel (zwischen den Fingern zermahlen)
4 Spritzer Angosturabitter

Zubereitung: alle Zutaten im Tumbler circa 30 Sekunden auf Eiswürfeln verrühren und mit langer Orangenschale und Zimtstange garnieren. Orangenschale über dem Drink ausdrücken.

Narco Negroni

Credit: Schöttger

3 cl Mezcal
3 cl Aperol
3 cl roter Wermut
3 Tropfen gelagerter Balsamico

Zubereitung: alle Zutaten im Longdrink-Glas circa 30 Sekunden auf Crushed Ice verrühren. Mit Schokoladen-Bruch (60 Prozent Kakao) dekorieren.