Mo., 16.07.2018
Sex & Lust

Sexsucht gilt nun offiziell als psychische Krankheit

Für Außenstehende klingt "Sexsucht" nach einer schlechten Ausrede für Seitensprünge – für Betroffene kann das unersättliche Verlangen zur großen Belastung werden. Nun hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) "zwanghaftes Sexualverhalten" als psychische Störung anerkannt.

Was seit dem Skandal um den Profi-Golfer als "Tiger-Woods-Syndrom" bekannt ist, hat nun eine offizielle Bezeichnung: "Compulsive sexual behaviour disorder" bezeichnet die ständige Gier nach Sex, die allerdings bisher nicht als tatsächliche Sucht anerkannt wurde. "Wir haben das Gefühl, dass die Beweise noch nicht vorliegen, dass der Verlauf dem bei Alkohol oder Heroin entspricht", erklärte WHO-Experte Geoffrey Reed in einer Pressemitteilung.

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Wer an der Krankheit leidet, verspürt einen permanenten Drang nach sexueller Befriedigung – die psychische Störung kann so stark ausgeprägt sein, dass sie den gesamten Alltag der Betroffenen bestimmt und langfristige Beziehungen beinahe unmöglich macht. Denn wer an Sexsucht leidet, baut nur langsam feste Bindungen auf und bevorzugt meist wechselnde Sexualpartner.

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Credit: grinvalds

Daher nähert sich die WHO nun einer Legitimierung des häufig als "Sexsucht" deklarierten Verhaltens an: In der aktuellsten Ausführung der "Internationalen Klassifikation der Krankheiten" (ICD) ist "compulsive sexual behaviour disorder" – bzw. das "zwanghafte Sexualverhalten" – nun als psychische Krankheit gelistet. Es gebe Menschen, die das Gefühl hätten, ihr sexuelles Verhalten nicht kontrollieren zu können, und darunter leiden, sagte Reed. Die ICD gilt als weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.

Im Zuge der #metoo-Debatte tauchte der Begriff "Sexsucht" vermehrt in den Medien auf – Harvey Weinstein soll sich Berichten zufolge mehrere Monate lang wegen einer angeblichen Sexsucht in Behandlung befunden haben. Als Ausrede für sexuelle Übergriffe gilt die Klassifikation als psychische Störung allerdings keinesfalls: "Es entschuldigt keinen sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung", sagte WHO-Experte Reed. Denn in solchen Fällen werde eine Entscheidung getroffen, kriminell zu handeln.

 

Titelbild: KatarzynaBialasiewicz