Do., 12.03.2020
Kommentar

Grüner Lifestyle

Seit über 40 Jahren sind Die Grünen Bundespartei. Glückwunsch! Doch wer hätte gedacht, dass eines Tages ÖKO DAS NEUE COOL werden würde? Playboy-Redakteur David Goller ist der Meinung, dass wir uns zu diesem Thema ein Vorbild an Kalifornien nehmen sollten. Warum? Das erfahren Sie in seinem Kommentar.

Mein Vater pflegte leere Batterien genüsslich in den Hausmüll zu werfen. „Sollen sie doch was Besseres erfinden“, so sein Kommentar, wenn er die Alkali-Altlasten zu den Essensresten in die Tonne kloppte. Schon damals war ich davon nicht begeistert. Ich fischte die Dinger aus dem Müll und brachte sie zur Abgabestelle im Supermarkt. Aber macht mich das schon zum Öko? Ökos, das sind doch Erdkundelehrer Anfang 50, die mit fettigen Haaren, Jesuslatschen und Jutebeuteln im Bio-Laden stehen und dort das Personal belehren.

Der Öko ist ein Besserwisser, kein Bessermacher. Und er versaut das Image des grünen Lebensstils seit mindestens 40 Jahren. Dabei ist es mittlerweile so lässig und einfach, grün zu leben: Es gibt Pflanzen-Burger, die besser schmecken als gewöhnlicher Fast-Food-Fraß, und Elektroautos sehen nicht nur geil aus, sie beschleunigen auch schneller als ihre rußigen Brüder. Wir sollten uns den Lifestyle von den Kaliforniern abschauen. Dort ist „green“ längst das neue „cool“. Mit der typischen US-Westküsten-Gelassenheit wird dort Müll getrennt, Fahrrad gefahren und Veggie-Wurst verzehrt. Wenn wir hierzulande alle nur ein wenig den Hintern hochbekommen, brauchen wir weder voreilige Verbots-Parteien noch zynisch-zornige Greta-Gegner. In der Autobranche und beim Fußball haben wir ja auch stets den Anspruch, zur Weltspitze zu gehören. Warum nicht auch bei ökologischen Ideen?

Die Jungen haben es längst verstanden und gehen auf die Straße. Noch amüsieren sich viele über diese vielleicht naive Ideologie. Aber auch die Alten werden es noch verstehen. Woher ich das weiß? Ganz einfach: Selbst mein Vater hat irgendwann nur noch wiederaufladbare Akkus genutzt.

Ganz anderer Meinung ist hingegen Playboy-Textchef Philip Wolff. Hier lesen Sie seinen Gegenkommentar.

Titelbild: Playboy Deutschland