Fotos: Marc Rehbeck Produktion: Antje List
Als wir die Villa am südlichen Stadtrand von Paris betreten, knarrt das Parkett, hier und da rieselt der Putz, dann erhellt ein Lachen den Raum. Katrin Heß läuft auf uns zu, strahlend – und im eher spärlichen Dress, in dem sie bis soeben vor der Fotokamera stand. Wollen wir im Garten eine rauchen und reden? Wollen wir!
Frau Heß, Sie scheinen sich sehr wohlzufühlen ohne Kleidung. Liegt’s am Charme unseres Fototeams, an dem dieser alten Villa, oder können Sie einfach gut schauspielern?
Ich fühle mich auch angezogen sehr wohl (lacht). Aber die Atmosphäre in diesem Haus genieße ich trotzdem sehr. Es ist das Haus. Ich liebe diesen abgerockten Altbau-Stil. Außerdem habe ich mit Marc, dem Fotografen, auch schon für mein Peta-Shooting zusammengearbeitet.
Was war beim Playboy-Shooting anders?
Mit Peta wollte ich die Leute wachrütteln und was für den Tierschutz tun. Denn mit Nacktheit bekommt man immer noch die größte Aufmerksamkeit. Beim Playboy geht es hauptsächlich um mich. Das hier war ein Ritterschlag für meine Weiblichkeit. Im Fernsehen bin ich eher die strebsame Polizistin oder das brave Mädchen von nebenan. Ich wollte eine andere Seite von mir zeigen.
Ihre wilde Seite?
Nicht unbedingt. Trotzdem möchte ich mit diesem Shooting ein Statement gegen den heutigen Schönheitswahn setzen und mich klar zum Thema Körperbehaarung positionieren. Ich habe meine Schambehaarung nicht ohne Grund wachsen lassen.
Gegen den herrschenden Trend, wie unsere aktuelle Umfrage zu dem Thema beweist. Kann Schambehaarung also ein Statement sein?
In der heutigen Zeit tatsächlich wieder. Für mich war es wichtig zu sagen, dass Weiblichkeit und Sexysein nichts mit Körperbehaarung zu tun haben. Als wir das Shooting geplant haben und ich den Stil und die Farbigkeit der Bilder erahnen konnte, fand ich die Idee mit voller Behaarung an Scham und unter den Achseln ziemlich passend. Vor 20 Jahren war das auch einfach noch normal. In meinem Umfeld hat meine Entscheidung aber überraschend stark polarisiert.
Bei Frauen oder Männern?
Bei beiden. Ich glaube, die Porno- und Werbeindustrie haben da einen großen Einfluss. In den 70ern oder 80ern wurde man bei seinen ersten sexuellen Erfahrungen noch ganz anders sozialisiert. Heute ist auch durch Social-Media-Kanäle klar, dass man nicht rasiert sein kann, sondern muss, am ganzen Körper am besten. Diesen Druck habe ich selbst schon erlebt. Und dann fiel mir auf, wie hart es ist, wenn junge Mädels und Frauen sich in einer Welt behaupten müssen, die die Natürlichkeit des eigenen Körpers so verneint.
Wie hat Ihr Partner auf diese Entscheidung reagiert?
Für den war das tatsächlich vollkommen in Ordnung. Da hätte ich mit mehr Widerstand gerechnet. Schließlich ist er direkt betroffen (lacht).
Hatten die Haare denn Einfluss auf Ihr Liebesleben?
Ich glaube, dadurch dass ich mich in der Zeit vor dem Shooting sowieso viel mit meinem Körper auseinandergesetzt habe, habe ich auch ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Das macht sich bemerkbar, ja. Ich schaue mir die Bilder an und denke: Wow, so sieht das aus. Schön!
Sind Sie im Hinblick auf Nacktheit lockerer geworden?
Das war ich schon immer. In meinem Elternhaus sind wir sehr offen mit dem Nacktsein umgegangen. Sonntagmorgens lag meine Mutter in der Badewanne, mein Vater hat geduscht, meine Schwester saß auf der Toilette, und ich habe mir die Zähne geputzt – da wurde keine Tür abgeschlossen. Ich war zum ersten Mal mit fünf in der Sauna.
Auch schon mal am FKK-Strand?
Noch nie, fände ich aber nicht schlimm. Im Urlaub lege ich mich auch oben ohne hin – wenn das erlaubt ist.
Da spricht die Gesetzeshüterin Jenny Dorn aus „Alarm für Cobra 11“.
Na ja . . . (Lacht) Ich hatte aber auch noch nie ein Problem mit der Polizei. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Frau bin. Wenn man da ein bisschen netter ist, kann man sehr viel Glück haben. So oft, wie ich schon ohne Führerschein und Fahrzeugpapiere angehalten wurde, hätte ich schon längst mit einem Bußgeld rechnen müssen.
Ist Ihr Privatauto genauso gut motorisiert wie das in der Serie?
Nein, leider nicht. Ich fahre einen alten 2er-Golf.
Achten Sie bei Männern aufs Auto?
Mir ist egal, ob er ein teures Auto hat oder nicht. Wichtig ist, dass es innen ordentlich ist. Ich bin nämlich das komplette Gegenteil – und zwei Chaoten in einer Beziehung sind zu viel.
In „Alarm für Cobra 11“ geht es ziemlich zur Sache. In Ihrem Privatleben auch?
Nein, nicht wirklich. Durch die Actionszenen am Set bin ich ganz gut ausgelastet (lacht).
Welche Stunts drehen Sie am liebsten?
Ich finde Bodyaction, also Schlägereien, am interessantesten. Das hätte ich nie von mir erwartet, da ich zum Glück nie etwas mit Gewalt zu tun hatte. Die mentale Anstrengung, gepaart mit der körperlichen, finde ich aber faszinierend.
Machen Sie alle Stunts selbst?
Die meisten mache ich selbst, ja. Trotzdem gibt es Grenzen. Dann kommen die Stuntdoubles zum Einsatz. Bei Autoüberschlägen zum Beispiel. Manche Stunts wären auch wirklich nichts für mich. Alles mit Feuer meide ich sehr gern. Und davon wird es auch genug in der neuen Staffel von „Cobra 11“ geben – garantiert! (Lacht)
Die Vielseitige
Am 26. Juni 1985 in Aachen geboren, war ihr erster Berufswunsch in der Kindheit: Baggerfahrerin. Später wollte sie Medizin studieren, doch zuerst kamen die Schauspielschule und erste TV-Erfolge. Bekannt wurde Katrin Heß 2008 als Judith Hagendorf in der ARD-Soap „Verbotene Liebe“. Von 2010 an studierte sie nebenberuflich an der Uni Köln Sprachtherapie. Seit 2011 ist sie die Polizistin Jenny Dorn in „Alarm für Cobra 11“. 2018 wird sie auch in der zweiten Staffel der WDR-Serie „Meuchelbeck“ zu sehen sein. Zu hören ist Katrin Heß im Computer-Rollenspiel-Bestseller „The Witcher 3“, dessen weiblicher Hauptfigur Ciri sie ihre Stimme lieh. Katrin Heß ist Veganerin und setzt sich für den Tierschutz ein – etwa 2016 mit Fotos in der Kampagne „Nackt, damit Sie hinschauen“ für die Tierrechts-Organisation Peta.