Mi., 07.07.2021
Musik

Ringo Starr wird 81: Der zufriedene Beatle

Ringo Starr, der Taktgeber der Beatles wird 81. Bis heute streiten sich die Gelehrten darüber, ob Sir Richard Starkey, so der bürgerliche Name des Drummers, über- oder unterschätzt wird. Egal wie das Urteil ausfällt, über eines sind sich alle einig: Ohne Ringo keine Beatles.

Ring Starr war immer der vierte Beatle, was alleine schon der Tatsache geschuldet ist, dass er als letztes zur Band stieß. Ein unschön verlaufener Austausch 1962 war nötig, da der bisherige Schlagzeuger Pete Best den Ansprüchen für Studioaufnahmen nicht genügte. Der befreundete Drummer, den die Mitglieder aus Hamburger Zeiten kannten und den wegen seiner vielen Ringe alle nur "Ringo" nannten, musste es sein. George Harrison wollte ihn unbedingt haben und so warben die Beatles Ringo Starr von der Gruppe "Rory Storm and the Hurricanes" ab.

Die Beatles, 1962 mit Drummer Pete Best am Schlagzeug.
Credit: Getty Images / Hulton Archive

 

Ringo vor den Beatles: Ganz rechts, als Schlagzeuger der Gruppe "Rory Storm and the Hurricanes".
Credit: Getty Images / Hulton Archive

Der Tausch sorgte für einen Aufschrei in der Liverpooler Fangemeinde, die die Beatles damals schon hatten. Denn Pete Best ist in den Anfangstagen ein Fanliebling. So soll einer der ersten Auftritt der neu formierten Beatles im August 1962 mit dem Kopfstoß eines Fans enden. George Harrison kommt mit einem blauen Auge davon und auch die "Pete forever, Ringo never!“-Rufe verhallen bald. Gemeinsam erobern die "Fab Four" von Liverpool aus die ganze Welt.

Die Beatles 1966 bei einem TV-Auftritt.
Credit: Express Newspapers/Getty Images

Zwar war Ringo zu Beatles-Zeiten nie ein begnadeter Songwriter oder der beste Sänger, doch trotzdem führten die Beatles eine Art Ringo-Quote für ihre Alben ein. Mit Ausnahme von drei Alben ist er auf jeder Platte mindestens einmal mit einem Song vertreten. Zu seinen Darbietungen gehören Lieder, die auch heute jeder kennt, wie etwa „Yellow Submarine“, „With A Little Help From My Friends“ oder „Octupus Garden“.

Doch was Ringo für die Band so wichtig und unersetzlich machte, war mehr als sein zuverlässiges Trommeln. Er hielt die Beatles zusammen, weil er sich zurücknahm und gar nicht erst versuchte, mit den drei anderen Musikgenies und deren proportional wachsenden Egos zu konkurrieren.

Das heißt nicht, dass Ringo kein begnadeter Drummer war. Als die Beatles sich für das Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ wochenlang ins Studio einschließen, leidet Ringo am Schlagzeug-Entzug. Während die anderen drei wilde Sound-Collagen aufnahmen und zusammen mit Produzent George Martin experimentierten, langweilte sich Ringo. „Sgt. Pepper war für mich großartig, weil es ein tolles Album ist. Aber ich lernte Schach zu spielen, als wir es aufnahmen.“

Während sich andere Schlagzeug-Virtuosen mit Solos in den Vordergrund drängen wollen, lehnte Ringo Starr jede Gelegenheit dazu ab. So gibt es im Gesamtwerk der Beatles nur ein einziges Schlagzeugsolo, zudem Starr mehr oder weniger überredet werden musste. Im letzten Song des finalen Albums "Abbey Road", passend „The End“ betitelt, kann sich jeder von Ringos Schlagzeugkünsten überzeugen.

Nach der Auflösung war es dann tatsächlich Ringo Starr, der von allen vier als erstes mit einem Solo-Album an die Öffentlichkeit ging. „Sentimental Journey“, so der Titel, ist eine Sammlung von Standards der 30er und 40er Jahre. Eine sentimentale Reise durch Kindheits- und Jugendtage. Die Kritiken klangen alles andere begeistert und zu allem Überfluss kam es auch noch zu einem Streit mit Paul McCartney, der wiederum sein erstes Solo-Album zur gleichen Zeit veröffentlichen wollte. Doch Starr zeigte sich im Rückblick zufrieden: "Das schöne daran war, dass es meine Solokarriere in Bewegung brachte – nicht sehr schnell, aber sie bewegte sich. Es war wie die erste Schaufel Kohle im Ofen, die den Zug langsam ins Rollen bringt."

Es ist diese stoische, lakonische Art, die Ringo einzigartig macht. Schon in den ersten Tagen der Band versuchte man den vier Köpfen irgendwelche Labels aufzukleben und natürlich passten die meist eher schlecht als recht. Doch seine lakonische, etwas traurig wirkende Art zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Im ersten Kinofilm „A Hard Days Night“, dessen Titel auf einem Versprecher Ringos basiert, wird er als Prügelknabe der Band dargestellt. Die anderen Bandmitglieder machen sich über Ringos Nase lustig und Ringo darf in einer Szene nachdenklich und verloren durch die Landschaft streifen.  

Doch John, Paul und George wussten immer, was sie an ihrem Drummer hatten. Als dieser 1968 während den Aufnahmen zum "White Album" kurzzeitig die Band verlässt, könnten sie ihn theoretisch selbst ersetzen. So saß Multiinstrumentalist Paul McCartney beim Lied "Back In The U.S.S.R." am Schlagzeug. Doch den dreien war bewusst, dass die Beatles ohne Ringo nicht die Beatles sind. Sie schicken dem schmollenden Schlagzeuger eine Karte, als er zurückkehrt, ist sein Drum-Set mit Blumen geschmückt. Eine Liebe, die stets auf Gegenseitigkeit beruht, auch nachdem sich die Band 1970 im Streit auflöst.

Wie sehr er die Beatles liebte, zeigt eine B-Seite, die Ringo Starr 1973 veröffentlichte. Im Song „Early 1970“ verarbeitete Ringo die Trennung der Beatles, indem er jedem seiner drei Ex-Kollegen eine Strophe widmete. In der vierten Strophe macht er deutlich, warum er ihnen auch nach den Streitereien in Folge der Auflösung die Treue halten wird.

I play guitar, a - d - e.

I don't play bass 'cause that's too hard for me.

I play the piano if it's in c.

And when I go to town I wanna see all three.

Die Beatles, mehr wollte Ringo nicht. Als Freunde aber am liebsten auch als Band. Nachdem dies mit dem Tod Lennons 1980 unmöglich war, gründete Ringo 1989 seine „All Starr Band“, mit der er bis heute tourt.

Die Gründung markierte einen musikalischen Neubeginn nach turbulenten, schwierigen Jahren. 1979 brannte sein Haus in LA nieder und zerstörte einen Großteil seiner Andenken aus Beatles-Tagen. 1981 heiratete er die Schauspielerin Barabara Bach, die als Bond-Girl an der Seite von Roger Moore in der „Der Spion, der mich liebte“ zu sehen war und sich im Januar 1981 für den Playboy auszog. Auf der Hochzeit waren die verblieben Beatles erstmals nach dem Tod Lennons wieder vereint. Musikalisch lief es jedoch schlecht und auch privat hatte Starr zu kämpfen. Erst im Jahr 1988 gewinnt Ringo Starr und Ehefrau Barbara Bach den Kampf gegen den Alkoholismus.

Ringo Starr und seine Frau Barbara Bach im Jahr 2019.
Credit: Playboy Deutschland

Mit der „All Starr Band“ begann eine neue erfolgreiche Phase, die praktisch bis heute anhält. Zum wechselnden Ensemble gehörten über die Jahre namhafte Künstler wie Billy Preston, Jim Keltner, Peter Frampton und Rodger Hodgson. Als Gastmusiker folgen über die Jahre Stars wie Bruce Springsteen, Steven Tyler, Eric Burdon oder Pete Townshend der Einladung Stars.

Paul McCartney und Ringo Starr im April 2015.
Credit: Jeff Spicer/Getty Images for Global Citizen

Wenn Ringo Starr heute öffentlich auftritt, wirkt er zufrieden und dankbar. Dabei wird er nicht müde, sein Mantra "Peace & Love" herunterzubeten. Ein logischer Wunsch für einen, der sonst alles erreicht und gesehen hat. Altersmüdigkeit? Fehlanzeige. Um seinen Geburtstag zu feiern hat er zu "Ringo's Big Birthday Show" eingeladen. Mit dabei natürlich Paul McCartney und andere Stars wie Willie Nelson, Dave Grohl, Elvis Costello und Sheryl Crow. Denn das weiß Ringo Starr am besten, wird auch eine Geburtstagsfeier "with a little help from his friends".

Titelbild: Playboy Deutschland