Mo., 05.12.2016
Musik

„Werde kein Künstler. Musik ist eine Sucht“

Jean-Michel Jarres neues Album „Oxygene 3“ ist am 2. Dezember erschienen – mit uns sprach der Pionier der Elektronischen Musik jetzt über die großen Fußstapfen seines Vaters, die Schattenseite des Künstlerdaseins und seine Petition 'Pardon Snowden' gesprochen

Der französische Musiker und Komponist Jean-Michel Jarre rät Menschen mit musikalischen Ambitionen von seiner eigenen Berufswahl ab. „Wenn du ein glückliches, ruhiges Leben willst, dann werde kein Künstler. Man ist privilegiert, aber Musik ist eine Sucht“, sagte der 68-jährige Begründer der elektronischen Musik in unserem Interview, das der deutsche Musiker John Jürgens alias DJ John Munich jetzt für Playboy führte.

Darin setzen sich beide Musiker mit ihrer Kindheit als Söhne berühmter Komponisten-Väter auseinander. „Mich belastete weniger seine Berühmtheit als vielmehr seine Abwesenheit“, so Jarre über seinen Vater, den Oscar-gekrönten Filmkomponisten Maurice Jarre (1924 – 2009). „Ich wurde nicht wirklich von ihm beeinflusst, und das ist der Unterschied zu Ihnen“, sagte Jarre zu Jürgens, dem Sohn des Sängers und Komponisten Udo Jürgens (1934 – 2014). „Ihr Vater stand mit seiner Musik viel mehr im Rampenlicht. Soundtracks, wie mein Vater sie produzierte, waren nicht so populär wie heute. Als Kind habe ich gar nicht verstanden, was er macht.“

"Künstler, die sich als Diva aufführen, finde ich albern"

Im Privileg der Berühmtheit als Künstler sieht Jarre keinen Wert an sich. Er selbst „hege keine Obsession mit meiner eigenen Berühmtheit“, sagte der Franzose. „Meine Mutter hat mich so erzogen. Ich fand Künstler, die sich als Diva aufführen, immer albern.“ Seine Bekanntheit möchte der Komponist lieber politisch nutzen: Mit der Petition „Pardon Snowden“ will Jarre zurzeit eine Begnadigung des berühmten amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden erwirken, den er während der Produktion seines neuen Albums „Oxygene 3“ in Russland traf und dessen Stimme in einem seiner neuen Techno-Tracks zu hören ist.

„Wir haben die Petition ,Pardon Snowden’ gestartet, damit Barack Obama ihn vor dem Ende seiner Präsidentschaft begnadigen kann und Snowden nach Hause zurückkehren oder zumindest in ein europäisches Land gehen darf“, bestätigte Jarre entsprechende Berichte. Bei den Aufnahmen in Snowdens Moskauer Exil habe er „einen brillanten jungen Mann kennen gelernt, sehr humorvoll, integer und ehrlich“. In Bezug auf eine mögliche Aufnahme Snowdens in Frankreich zeigte sich der Komponist jedoch pessimistisch: „Leider haben unsere Politiker nicht den nötigen Mut dafür.“

Das ganze Interview mit Jean-Michel Jarre – im neuen Playboy. Ab 11. August im Handel – oder versandkostenfrei hier bestellen.

Titelbild: monsterpics.de