Di., 12.11.2019
Sport

„Die Verhältnisse waren brutal" - Benedikt Böhm knackt Speed-Rekord in Nepal

Der deutsche Speed-Bergsteiger Benedikt Böhm hat einen neuen Rekord am 7.642 Meter hohen Dhaulagiri VII in Nepal aufgestellt. Bis zum Gipfel benötigte der 42-Jährige gerade mal 6 Stunden und 6 Minuten. Im Anschluss fuhr Böhm auf Skiern vom Gipfel ab und kehrte nach insgesamt 7 Stunden und 53 Minuten ins Base Camp zurück.

Fotos: DYNAFIT/ Alex D‘Emilia

In den Bergen und auf hohen Gipfeln fühlt er sich wohl: der Münchner Benedikt Böhm zählt zu den besten Skibergsteigern der Welt. Doch der Plan, den 7.642 hohen Dhaulagiri VII in Nepal in Rekordzeit zu besteigen, ist selbst für den erfahrenen Bergsteiger eine Herausforderung. In weniger als acht Stunden vom Basislager, das auf über 4000 Metern liegt, zum Gipfel aufsteigen und mit Skiern wieder abfahren. Alleine. Ein Unterfangen, für das Andere mindestens zwei Höhenlager und mehrere Tage benötigen.

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Die Höhe macht dem Spitzensportler Böhm dabei ebenfalls zu schaffen: „Schon nach ein paar Schritten stellt sich Kurzatmigkeit ein und der Puls hämmert selbst im Ruhezustand“, so Böhm. Auf dieser Höhe hat er auch Schwierigkeiten zu schlafen: „Die Nächte werden zu unruhigen Wachzuständen“, schreibt er auf Instagram.

Credit: Playboy Germany

Mit seinen 7.246 m gilt der Dhaulagiri VII als lohnender Skiberg, der aus technischer Sicht relativ einfach zu bewältigen ist. Aufgrund des langen Zustiegs und der generellen Abgeschiedenheit der Region, ist der Berg aber dennoch nicht zu unterschätzen. „Es ist extrem kalt, so dass wir uns fast die Füße abfrieren - vor allem nachts im Schlafsack.“. Doch trotz dieser körperlichen Strapazen bleibt Speed-Bergsteiger Böhm euphorisch: „Die Bedingungen sind wirklich gut. Und als wir vom Basecamp aus erstmalig unser Ziel, den Dhaulagiri VII mit seiner gewaltigen Schneeflanke sehen, wissen wir alle wieder, warum wir hier sind.“

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Nach diversen Akklimatisierungstouren rund um das Basecamp beginnt Böhm mit dem Vorstoß zum Berg. Wie wichtig diese Akklimatisierung für den Erfolg seiner Expedition ist, weiß er nur zu gut: „Du kannst der beste Bergsteiger der Welt sein, wenn die Höhenanpassung nicht klappt, kannst du es vergessen“, so Böhm.

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Am 15. Oktober um 4:17 Uhr bricht Böhm bei Vollmond zunächst zu Lager 1 auf 5500 Meter auf. Von dort aus geht es mit Tourenski weiter über Lager 2 zum Gipfel. Für Auf- und Abstieg plant er unter 8 Stunden Gesamtzeit ein. Am Ende erreicht er den Gipfel in sagenhaften 6 Stunden und 6 Minuten. Ein neuer Rekord. Doch das Gipfelglück ist nicht von langer Dauer. Der Abstieg gehört zum gefährlichsten Teil der Expedition, und das Wetter hat sich inzwischen verschlechtert.

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„Die Verhältnisse waren brutal – ich habe selten so schlechte Bedingungen gehabt“, sagt Böhm. Auf Skiern kämpft er durch gefährliche Bruchharschfelder in der Todeszone zurück zu Lager 1. Dort angekommen zieht er die Laufausrüstung an, um dann in knapp 55 Minuten über Geröllfelder hinunter zum Basecamp zu gelangen.

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Die Speed-Begehung ist geglückt. In insgesamt 7 Stunden und 53 Minuten hat Böhm jeweils 2469 Höhenmeter überwunden und eine Gesamtstrecke von 20 Kilometern zurückgelegt. Er ist überglücklich. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und richtig Gas gegeben“, so Böhm. „Ich bin überglücklich, dass ich es in knapp unter acht Stunden geschafft habe, aber die Speed-Besteigung hat mich de definitiv an meine körperlichen Grenzen gebracht. Am Ende ist der Kopf der entscheidende Faktor."

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Mit der neuen Rekordzeit hat Benedikt Böhm sein selbst gesetztes Ziel von acht Stunden erreicht. Seine Speed-Besteigung stellte der dreifache Familienvater in den Dienst einer guten Sache. Vor seinem Abflug nach Nepal hatte Böhm die Aktion „United for Himalayan Kids“ ins Leben gerufen und letzte Woche 10.000 Euro an ein nepalesische Schulprojekt gespendet. „Wer nach oben will, braucht eine solide Basis“, sagt Böhm. „Nicht jedes Kind hat diese Basis wie ich sie hatte.“

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Insgesamt kamen über den Verkauf der limitierten Stirnbänder bereits 7.530 Euro zusammen. Der Erlös der Stirnbänder geht zu 100 Prozent an ein privat initiiertes Schulprojekt in Dandaphaya in Humla, eine der ärmsten Regionen Nepals. Der Verein Nepal-Medical-Care Light mit Hauptsitz in Pfronten im Allgäu hat dort eine Schule gebaut und betreibt diese weiterhin mit viel Engagement und Passion.

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Mittlerweile besuchen über 200 Kinder die Grund- und Sekundarschule. Ein angegliedertes Mutter-Kind-Haus mit medizinischer Station bietet bedürftigen Familien Zugang zu dringend benötigter Versorgung. Eine weitere Schule wird gerade gebaut und in Kürze fertig gestellt. Weitere Informationen zur Expedition und dem Verkauf der Charity Headbands unter: dyna t.com/de-de/expedition-dhaulagiri-7