Di., 06.06.2017
Sport

Der beste Kletterer der Welt: Alex Honnold

Alex Honnold, dem Superstar unter den Profikletterern, gelang die Besteigung der 1000 Meter Steilwand "El Capitan". Und das free solo, sprich ungesichert. Der unscheinbare Amerikaner hat damit wieder einen neuen Rekord aufgestellt – wir haben den Extremsportler vor ein paar Jahren bei einer seiner waghalsigen Touren getroffen
Der Mann, von dem es heißt, er kenne keine Angst, ist dünn wie ein Bleistift. Wie er da auf dem Parkplatz steht, mit den Segelohren und den dürren Armen, sein Müsli isst, möchte man Alex Honnold am liebsten mehr Frühstücksflocken reichen. Oder ihn fragen, ob es sich nicht um eine Verwechslung handelt. Ob er wirklich derjenige ist, der so schnell wie kein anderer bis zu 900 Meter hohe Felswände raufhantelt? Ohne Seil, ohne Hilfe, ohne zweite Chance?
 
An diesem klaren Morgen im Yosemite-Tal will der Mann beweisen, dass all die Internet-Videos über ihn keine Übertreibung sind. Es ist kurz nach sieben Uhr, als Honnold die leere Müslischüssel durch die Seitentür in seinen Van wirft und nach oben schaut. Zu den Gipfeln der steil aufragenden Berge, für die der kalifornische Nationalpark berühmt ist. Honnold wird gleich einen von ihnen besteigen. Die Frage ist nur: Tut er es heute wieder ohne?

"Dude, ich mache es"

Der Milchbubi weicht aus Honnolds Gesicht. Er legt den Kopf schief: „Dude, ich mache es.“ Er sagt das so, wie andere einen Gang zum Zigarettenautomaten ankündigen. Aber der 27-jährige Amerikaner will die 300 Meter hohe Serenity-Crack-Wand ohne Hilfsmittel besteigen. Ein glatter Granitstein mit vertikalen Rissen, den erfahrene Bergsteiger in einem Tag erklimmen können – mit Haken und Proviant im Gepäck. Honnold nimmt nur seinen mit Magnesia gefüllten Beutel mit, in den er seine verschwitzten Hände zum Trocknen taucht. Mehr nicht. Kein Seil, keine Haken, gar nichts. Greift er daneben, oder löst sich ein Stein unter seinen Zehen, wird er fallen. Und ziemlich sicher sterben. All das weiß Honnold, klar. Seit neun Jahren klettert er „free solo“, wie Alpinisten diese Disziplin nennen. Er lehnt sich am Fuß des Serenity Crack gegen die Wand, genau dort, wo der vertikale Riss aus dem Steinboden steigt. Greift hinein, aus seinen dürren Armen wachsen Muskeln.
 
Der eben noch bleistiftdünne Mann mutiert zum Athleten. Er zieht seine 68 Kilogramm Körpergewicht nach oben und ruft: „Wir sehen uns in einer Stunde.“ Seit fünf Jahren schaut die Kletterwelt mit Begeisterung und Entsetzen auf Honnolds Bestzeiten. Damals bezwang er als erster Mensch überhaupt die Nordwestwand des Half Dome free solo: jene legendäre Kuppel, die das Yosemite-Tal überragt. Es folgten Hunderte weitere Wände ohne Absicherung, allein. Aber auch angeseilt sorgte er für Wirbel. Etwa vor einem Jahr, als er gemeinsam mit Hans Florine in Yosemite den Geschwindigkeitsrekord an The Nose – der vielleicht berühmtesten Felswand überhaupt – um 13 Minuten unterbot. Im Speedklettern ist das eine halbe Ewigkeit.
Credit: Playboy Deutschland
Im Yosemite-Tal trainiert und klettert Alex Honnold seine Rekorde.
 
Solche Leistungen locken die Medien an, und damit sind nicht nur die unzähligen Kletter-Blogs gemeint, die über jeden Schritt Honnolds enthusiastisch berichten. „National Geographic“ brachte eine Titelgeschichte über ihn. Sein Free-Solo-Aufstieg auf den Half Dome wurde verfilmt. Die Citi-Bank verpflichtete Honnold für einen Werbespot. Das amerikanische TV-Magazin „60 Minutes“ rückte mit 14 Kameras an und widmete Honnold ein 15-minütiges Porträt, das auf CBS ausgestrahlt wurde.

Dabei ist die Climbing-Szene eigentlich nicht das beste Terrain, wenn man prominent werden will. Ruhm ist vielen Kletterern suspekt. Fanclubs für die Männer an der Wand gibt es nicht. Dennoch wurde das CBS-Porträt mehrmals wiederholt, weil die Zuschauer nicht genug bekommen konnten von dem Mann ohne Seil, der die Hälfte des Jahres in Yosemite lebt. Die andere Hälfte ist er unterwegs in Mexiko, Kenia, Marokko, Spanien oder im Oman: überall, wo es Felswände gibt.

An seinem offiziellen Erstwohnsitz, seinem Elternhaus in Sacramento, hält sich Honnold nur 14 Tage im Jahr auf. Sein Zuhause sei sein Van, meint er, ein zehn Jahre alter Ford Econoline. Freunde haben ihm ein Bett und ein paar Schränke in den Wagen geschraubt. Ein karges Zuhause: keine Bilder, kein High Tech, nur ein paar Plastikboxen mit Kleidung. Abends kocht Honnold auf einem Kohleofen. Eine leere Wasserflasche dient als Toilette. Körperpflege gibt’s am Campingplatz, fünf Dollar pro Dusche.
 

Disneyland für Alpinisten

Yosemite ist so etwas wie das Disneyland für Alpinisten. Hier darf jeder klettern. Laut „National Geographic“ sind die Felsen riesige Spiegel, die schonungslos offenbaren, was sich im Inneren eines Kletterers befindet. Hunderte Routen gibt es hier, viele kann man über zweispurige Straßen erreichen. Wenn Honnold in der sommerlichen Hochsaison einen Gipfel besteigt, unterscheidet sich die Geräuschkulisse kaum vom Lärm der Citys. Je höher er kommt, desto lauter dröhnen die Motoren der SUVs und Pick-ups unten.
 
Rund 30 Felswände eignen sich laut Honnold für Free Solos. Er selbst hält an der Hälfte von ihnen Geschwindigkeitsrekorde. Begleitet man ihn durch das Zentrum des Parks, das Yosemite Village mit seinen Blockhütten, raunen Kletterer einander zu: „Hast du gesehen, wer das war?“ Einer ruft: „You are my hero!“ Nichtbergsteigern fällt es hingegen schwer, Honnolds Leistungen angemessen zu würdigen. Klettern ist ein seltsamer Sport, obwohl sein Kern ganz einfach ist: Ein Mensch will rauf, von ganz unten nach ganz oben.
 

Jeder Schritt entscheidet über Leben und Tod

[Instagram Embed: https://www.instagram.com/p/BU5oSrWhFWW/?taken-by=alexhonnold]
 
Kompliziert wird es, wenn es darum geht, wie dieser Mensch dort hochkommen soll und was er überhaupt besteigt. Der Klettersport kennt viele Disziplinen: Alpinklettern, Eisklettern, Höhlenklettern oder Gebäudeklettern, um nur einige zu nennen. Jede Felswand ist anders, jeder Gipfel ein Unikat. Nahezu unmöglich zu erahnen, welche Disziplin, welche Wand nun die anstrengendste, die anspruchsvollste, die gefährlichste sein möge. Klettern ist weder eine olympische Disziplin, noch versammeln sich seine besten Akteure in Nationalmannschaften. Die meisten Top-Akteure sind Nichtkletterern weitgehend unbekannt. Vielleicht leitet sich Honnolds Popularität von der Schlichtheit ab, die er seinem komplexen Sport zurückgibt. Wie bei einem Drahtseiltänzer geht es bei jedem seiner Schritte um Leben und Tod. Das hat etwas Episches.
 
Wer vor Ort ist, muss einfach hinschauen. Und sich fragen, wie Honnold das aushält dort oben, wo ihn nur noch die Adler sehen. Was tut er, wenn er an einem feuchten Fels abrutscht? Wenn ihn die Kräfte verlassen oder ihn eine Maus erschreckt, wie damals beim „Triple“, von dem später noch die Rede sein soll. Man würde so gern verstehen, wie es ist, die eigene Angst beherrschen zu können. Und wieso das ausgerechnet ein 27-jähriger Hänfling schafft. Plötzlich ertönt ein Schrei. „Oh Gott, da klettert einer völlig ohne Seil!“, ruft eine Frauenstimme. Die Kletterin rutscht beim Anblick Honnolds – vor Schreck? – ein paar Meter runter, ehe sie vom Sicherungsseil aufgefangen wird. Was, wenn sich der Mann ohne Sicherung einmal so erschreckt?
 
„Die größte Herausforderung beim Free Solo besteht darin, die eigene Panik zu kontrollieren“, sagt John Long, 60, der in den 70er-Jahren als einer der Ersten mit Free-Solo-Routen berühmt wurde. „Nur eine Hand voll Kletterer kann wie Alex klettern, aber Alex ist eindeutig der beste.“ Wie ein Hasardeur wirkt Honnold jedoch nie. Eher meditativ, in sich gekehrt. Er selbst beschreibt sich mit nur einem Wort: „boring“, langweilig. Alles, was er immer tun wollte, sei das Klettern gewesen, erzählt seine Mutter Deirdre. Honnold entstammt einem liberalen Elternhaus. Beide Eltern Lehrer, viele Bücher, kein Fernseher. Seine Mutter spricht bis heute ausschließlich Französisch mit ihm, obwohl sie gar keine Französin ist.
 

Als Schüler sechs Tage die Woche trainiert

Sie berichtet, wie ihr Sohn als Fünfjähriger in einem Fitnessstudio eine zehn Meter hohe Kletterwand erklommen hat, als sie sich mal kurz umgedreht hatte. Dass Alex’ großer Comic-Held Spiderman gewesen sei. Dass er viel gelesen habe und gute Noten nach Hause brachte. „Wie ein Nerd“, sagt Alex Honnold heute. Nach der Schule habe er die Nachmittage am liebsten in der Kletterhalle verbracht, sechs Tage die Woche. Dabei sei er als Jugendlicher nicht mal sonderlich gut gewesen, findet Honnold. Nach dem Training las er stundenlang die ausliegenden Bergsteiger-Magazine. Er war damals vielleicht nicht der beste. Aber er war besessen.

Dann stirbt sein Vater, mit 55 Jahren. Herzinfarkt. Honnold, damals 18 und Student in Berkeley, schmeißt das Elite-College nach zwei Semestern. Mit einem Teil der Lebensversicherung seines Vaters, dem Chevy seiner Mutter und einer Kletterausrüstung zieht er 2004 in den Yosemite-Park. „Ich wollte nur noch klettern“, sagt er. An einem Berg unweit des Lake Tahoe, nördlich von Yosemite, absolviert er seine erste Free-Solo-Tour. In den folgenden zwei Jahren klettert er immer öfter ohne Seil. Auch aus eher praktischen Gründen. „Ich hatte keinen Partner und war zu schüchtern, um echte Kletterer anzusprechen“, sagt er. Im Jahr 2007 klettert er zwei lange Routen free solo: den Astroman und den Rostrum. An einem Tag. Eine Leistung, die vor ihm nur ein einziger Mensch geschafft hatte.

 
Wenig später dann die 365 Meter hohe Sandsteinwand Moonlight Buttress in Utah: ohne Seil, in 83 Minuten. Vorher lädt Honnold seine 25 Lieblingslieder auf seinen iPod. „Als ich oben ankam, hatte ich gerade mal die Hälfte gehört.“ Ein paar Monate später nimmt sich Honnold dann den Half Dome vor. Damit wird er endgültig zum „big new thing“ der Szene. Vor 50 Jahren bestand das Abenteuer Bergsteigen vor allem darin, Orte zu erreichen, die kein Mensch zuvor betreten hatte. Heute sind fast alle Gipfel bestiegen, fast jede Route ist erklettert. Leute wie Honnold werden nur berühmt, wenn sie besonders schnell sind. In den Outdoor-Geschäften rund um Yosemite ist die Stoppuhr zum Bestseller geworden.
 

Der Kick ist wie ein "Runner´s High"

Mit Seil lassen sich aber kaum Rekorde brechen. Das ständige Ein- und Aushaken sowie das Gepäck verlangsamt den Aufstieg. „Beim Free Solo hält dich nichts auf. Es gibt nur dich und den Felsen“, sagt Honnold. Der Tod seines Vaters habe ihn gelehrt, keine Zeit zu verlieren: „Bring die Scheiße besser schnell zu Ende, Dude.“ Was ist der Kick beim Free Solo? „Ich vergleiche es mit einem Runner’s High“, sagt er, „meine Gedanken sind glasklar, ich bin völlig darauf fokussiert, was vor mir liegt.“ Wenn er die Spitze des Berges erreicht habe, sehe alles anders aus, das Licht, die Landschaft.
 
Er sei nicht süchtig nach Risiko, versichert er, auch hege er keinen Todeswunsch, wie ihm manchmal unterstellt wird. „Ich möchte einmal mit meinen Enkelkindern Karten spielen, wie es einst mein Opa mit mir getan hat“, sagt er. Überhaupt gebe es einige Missverständnisse über ihn. Zum einen klettere er nur ein paar Mal pro Jahr free solo – die meiste Zeit verwendet er ein Seil wie jeder andere. Zum anderen sei es nicht so gefährlich, wie es aussehe. Schwer zu glauben, wenn man Honnold am Serenity Crack zuschaut. Die Hälfte des 300-Meter-Risses hat er geschafft. Das grüne T-Shirt hat er sich um die Hüfte gebunden. Sein verschwitzter Rücken glänzt in der Morgensonne. Honnold wird zu einem Lichtpunkt, der über den Berg gleitet.
 
Was dort oben alles passieren kann, erzählt er am Tag zuvor an einem Grill sind, für Free-Solisten jedoch tödlich. Es passierte bei seiner „Triple“-Tour im Juli 2012: die drei höchsten Felswände in Yosemite binnen eines einzigen Tages. Er startet nachmittags am Berg Watkins (rund 600 Meter), in der Nacht erklettert er im Dunkeln den El Capitan (900 Meter) und am
nächsten Morgen den Half Dome (600 Meter). Mehr als 90 Prozent davon free solo, an den gefährlichsten Stellen sichert er mit dem Seil. Dann, auf dem feuchten Massiv des Watkins, wird er plötzlich von einem Schwarm Silberfische überrannt. Die Insekten krabbeln in sein Ohr. Kitzeln seinen Hals, während er sich irgendwie in den Fels krallt. Nicht die einzige böse Überraschung: Beim El Capitan hat er keinen Magnesiabeutel. Leider im Wagen vergessen. Und auf halbem Weg zum Gipfel kriecht plötzlich – direkt vor seinem Gesicht! – eine Maus aus der Granitwand. Selten hat ein Nagetier eine bessere Gelegenheit, einen Menschen um die Ecke zu bringen. Aber Honnold reißt sich zusammen, atmet ruhig und flüstert sich selbst zu: „Don’t panic.“
 
Ganz beiläufig erzählt Honnold so etwas, als sei das Triple eine Fußnote seiner Geschichte. Zum Vergleich: Normale Kletterer brauchen für jede einzelne der Wände mehrere Tage.
Als 1957 ein Team den Half Dome in fünf Tagen bezwang, galt dies als Sensation. Im Jahr 2002 bestieg Dean Potter free solo sowohl El Capitan als auch den Half Dome in 23 Stunden. Honnolds Zeit? Alle drei zusammen in 18 Stunden.
 

Der beste Kletterer der Welt?

Macht das Honnold nun zum besten Kletterer der Welt? Die einzelnen Etappen jeder Felswand sind nach Schwierigkeitsgrad eingestuft. 5,15 ist das Maximum. Honnold schaffte bisher nur 5,14. Der Filmemacher Peter Morteimer war bei vielen seiner Aufstiege dabei, darunter auch beim Triple. Sein Film über Honnold, „Alone on the Wall“, machte ihn der Climber-Welt bekannt. Morteimer sagt: „Alex ist nicht der beste Kletterer, aber er traut sich das, was sonst keiner wagt.“ Seine Kühnheit ist also sein Alleinstellungsmerkmal. Vielleicht auch seine Besessenheit. Wie ein Profisportler denkt er nur an seine Projekte. In Ringbüchern hat er jeden Aufstieg seit 2004 festgehalten. Dazu alle Routen, die er noch klettern, alle Kletterbücher, die er lesen will. Er will etwa als erster MenschThe Nose – dreimal so hoch wie der Eiffelturm – free solo bezwingen.
Honnold ist der Lance Armstrong des Klettersports, nur ohne Doping. Jeden Morgen um sechs Uhr steht er auf, um zu trainieren. Er trinkt weder Kaffee noch Alkohol. Mit seiner Freundin Stacey, einer Krankenschwester aus Berkeley, macht er mindestens einmal jährlich Schluss. Höchstleistung hat ihren Preis. Genau diese Konzentration finden nicht alle so gut. James Lucas etwa, ein ehemaliger Mitbewohner. Alex wolle nicht begreifen, dass sich nicht jeder so viel Mühe gebe wie er. Es sei schrecklich, mit ihm klettern zu gehen. Nach einem Patzer habe Honnold ihn böse angeschaut und gesagt: „James, warum versagt du eigentlich ständig?“ Lucas und Alex sind gute Freunde, dennoch findet Lucas: „Alex verfügt über eine erbärmliche Sozialkompetenz.“
 
Honnold über Honnold: „Ich war nur ehrlich. James baut einfach ständig Mist“, meint er. Das mit dem Einfühlungsvermögen sei ein Problem, räumt er aber ein. „Ich bin schlecht darin, Gefühle auszudrücken. Ich werde nie von Gefühlen übermannt, spüre nur selten Angst.“ Darin sieht er nicht nur Nachteile: „Ich hatte noch nie Liebeskummer.“ Vielleicht ist es diese Distanziertheit, die ihn unschlagbar macht in der Wand. Den höchsten Punkt des Serenity Crack erreicht Honnold an diesem Morgen schließlich nach knapp 90 Minuten. Angeblich wieder eine Rekordzeit. Er pinkelt kurz in die Büsche und klettert runter, den gleichen Weg, den er gekommen ist.
 

Trotz großer Sponsoren spartanischer Lebensstil

Seine Rekorde haben Honnold dicke Sponsorenverträge beschert. Mehr als 100.000 Dollar kassiert er im Jahr, darunter von Outdoor-Labels wie North Face oder La Sportiva. Dank seines
spartanischen Lebensstils bleibt ihm viel davon übrig. Solange Honnold heil wieder runterkommt, stehen die Sponsoren ihm treu zur Seite. Was aber, wenn er einmal abstürzt? In den vergangenen 40 Jahren stürzten fünf der neun besten amerikanischen Free-Solo-Kletterer in den Tod. 90 Prozent aller Verunglückten insgesamt, mutmaßt Honnold, waren bescheuert. Sieben Prozent hatten Pech. Den übrigen drei Prozent unterlief ein technischer Fehler: „Von denen lerne ich.“
 
Später im Auto sagt Honnold, dass das Autofahren das Gefährlichste in seinem Leben sei. „Ich klettere nur free solo, wenn ich sicher bin, dass ich es schaffe“, sagt er. Auf der Straße hingegen lenke er oft mit dem Knie, fummele auf dem iPhone herum oder esse eine Banane. Er steuert kurz in Richtung Straßengraben und sagt: „Ein Fehler – und wir beide sind tot.“
Titelbild: Playboy Deutschland