Fr., 02.12.2016
Interviews

20 Fragen an Jeff Bridges

Seit „The Big Lebowski“ ist Jeff Bridges eine Filmikone: der ewige Dude über Sex in der Ehe, filmreife Schlägereien unter Brüdern, seinen Lebensstil namens Plorking und wie wir ihn bald wiedersehen können

1. Playboy: Alle schwärmen immer nur vom Dude. Können Sie Fragen nach ihm noch hören?
Bridges: Was haben Sie gesagt? (lacht) Nein, im Ernst. Ich mag den Dude ja auch. Wenn ich durch die TV-Kanäle zappe und „The Big Lebowski“ läuft, bleibe ich jedes Mal hängen.

2. Playboy: Auf welchen Film wurden Sie vor dem Dude dauernd angesprochen?
Bridges: Auf „Starman“. Den mochte ich auch sehr gern.

3. Playboy: In „Hüter der Erinnerung - The Giver“ spielen Sie jetzt einen gütigen Greis, der die Erinnerungen an die Menschheit für eine perfekte, aber emotionslose Gesellschaft verwahrt. Was für Memorabilia würden wir in Ihrer Schatztruhe finden?
Bridges: Die Tagebücher meiner Mutter. Songs, die ich mit T-Bone Burnett geschrieben habe. Die Kinderzeichnungen meiner Töchter und natürlich das Foto von dem Moment, in dem ich meine heutige Frau auf einem Filmset ansprach.

4. Playboy: Sie war Kellnerin, hatte zwei Veilchen und eine gebrochene Nase von einem Autounfall. Sie waren sofort verliebt. Wie ging es weiter?
Bridges: Schleppend. Ich liebte sie, aber nach drei Jahren Zusammenleben wollte ich mich immer noch nicht festlegen.

5. Playboy: Und dann?
Bridges: Drohte Susan, zurück nach Colorado zu gehen. Sie wollte eine Familie gründen und nicht länger warten. Aaah! Also fiel ich auf die Knie und machte ihr einen Antrag.

6. Playboy: Wir nehmen an, sie sagte: „Ja.“
Bridges: Sie fragte nur: „Wann?“ „In fünf Tagen“, sagte ich, weil ich Angst hatte, es mir wieder anders zu überlegen. Nach unserer Blitzhochzeit spielte ich noch drei Jahre lang die beleidigte Leberwurst. Ich bin so froh, dass sie es mit mir ausgehalten hat.

7. Playboy: Was gab’s denn zu schmollen?

Bridges: Für einen jungen Mann bedeutet die Ehe einen Schritt in Richtung Tod. Ich dachte, mit derselben Frau für den Rest meines Lebens verheiratet zu sein wäre der Anfang vom Ende.

8. Playboy: Sie sind jetzt 36 Jahre verheiratet. Ab wann wurde es gut?
Bridges: Es wird immer besser. Ich finde, diese Tatsache wird nicht genug propagiert. Intimität ist besser als jede Party. Und der Sex wird auch immer besser. Ich bin verliebter denn je.

9. Playboy: Ernsthaft?
Bridges: Lieben ist eines meiner größeren Talente.

10. Playboy: Und die Schauspielerei?
Bridges: Hat auch mit Liebe zu tun. Hätte mein Vater seinen Job nicht so sehr geliebt, hätte er meinen Bruder Beau und mich nicht schon als Kinder ins Entertainment-Business getrieben.

11. Playboy: Sollte Ihr Vater nicht mal den „Hüter der Erinnerung“ spielen?
Bridges: Vor fast 20 Jahren. Ich hatte die Romanvorlage gelesen. Der „Giver“ auf dem Cover erinnerte mich sehr an meinen Vater. Ich wollte ihn gemeinsam mit ihm drehen, aber ich konnte damals kein Studio für meine Idee begeistern. Da verfilmten wir das Buch eben im Wohnzimmer meiner Eltern.

12. Playboy: Wo ist dieses Video?
Bridges: In der Garage meines Neffen. Ich hoffe, wir finden es rechtzeitig vor der DVD-Veröffentlichung von „Hüter der Erinnerung“. Das wäre ein schönes Extra.

13. Playboy: Hat ein Hollywood-Star wie Sie eigentlich nichts Besseres zu tun, als in seiner Freizeit Amateurfilme zu drehen?
Bridges: Ich sage ja: Liebe. Wir sind eine Zirkusfamilie. Als Teenager haben mein Bruder und ich vor Supermärkten so getan, als würden wir uns prügeln, um Action vor Publikum zu üben. Wenn die Polizei kam, wussten wir, dass wir überzeugend waren.

14. Playboy: Ihre eigenen Erinnerungen teilen Sie sehr großzügig. Stimmt es, dass Sie jedem Crew-Mitglied von Ihren Filmsets am Ende einen Fotoband mit Schnappschüssen aus Ihrer Widelux-Kamera schenken?
Bridges: Ja, den Zwang, alles zu dokumentieren, habe ich von meiner Mutter. Aber das ist doch nichts gegen die Kids von heute mit ihren Instagram-Accounts.

15. Playboy: Sie meinen das Outsourcen der Erinnerungen?
Bridges: Nicht nur das. Wie alle alten Leute wundere ich mich über die „Palmgazer“, diese Menschen, die nur noch auf ihr Gadget gucken. Wo bleibt die direkte Kommunikation?

16. Playboy: Kommunizieren Sie nicht auch über Ihr Blog?
Bridges: Das betrachte ich eher als Leinwand, auf der ich öffentlich rumkritzeln kann, nicht als Ersatz für eine persönliche Begegnung. Wenn ich Konzerte gebe, sehe ich manchmal in ein Meer von Smartphones. Schaut sich diese Videos irgendjemand an? Ich begreife es nicht. Aber möglicherweise wird daraus noch etwas ganz Wunderbares entstehen.

17. Playboy: Was könnte das sein?
Bridges: Keine Ahnung. Ich weiß nur, auch eine Lotusblüte entfaltet sich erst aus stinkendem Schlamm zu ihrer vollen Pracht.

18. Playboy: Spricht da der Dude?
Bridges: Eigentlich ist das ein Bild aus dem Buddhismus.

19. Playboy: Stimmt, Sie sind ja Co-Autor von „The Dude and The Zen-Master“. Ihre gesammelte Weisheit in einem Satz?
Bridges: Sei lieb.

20. Playboy: Das war’s?
Bridges: Also gut. Ich habe ein Wort für meine Lebensart: Plorking. Aus „play“ und „working“. Immer nur spielen ist frivol, immer nur arbeiten macht keinen Spaß. Aber beides zusammen ist wundervoll.

Titelbild: Frederick M. Brown