Mi., 07.10.2020
Interviews

Herbert Feuerstein ist gestorben - "Der Tod ist seit meiner Jugend mein Freund und Gefährte"

Der Autor und Entertainer Herbert Feuerstein ist im Alter von 83 Jahren gestorben. An der Seite von Harald Schmidt wurde er in "Schmidteinander" berühmt, zuvor war er als Chefredakteur des Satiremagazins "MAD" erfolgreich. In unserem Playboy Classic-Interview von 2006 sprach die TV-Legende mit uns über sein Verhältnis zu Frauen, seinen Hang zum Komischen und über den Tod.

Interview: D. Dreßlein und K. Keup - Dieses Interview erschien erstmals in Ausgabe 02/2006


Playboy: Sie haben vor 13 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft abgelegt und wurden Deutscher. Seitdem geht es mit Österreich bergauf, mit Deutschland abwärts. Sehen Sie da einen Zusammenhang?

Feuerstein: Mit Sicherheit. Es sind ja mehr und mehr Leute, die aus Österreich kommen und Deutschland erfolgreich unterwandern.

Playboy: Zum Beispiel?

Feuerstein: Die Fernsehleute Thoma, Zeiler und Kofler, die ganzen Theatermacher, aber auch so schreckliche Typen wie André Heller. Wir alle tragen in uns die genetische Verpflichtung, den österreichischen Schmäh in der Welt zu verbreiten. Ich glaube, das Christentum ist so ähnlich entstanden - hinausgehen und predigen. Und weil das einigermaßen erfolgreich läuft, sind wir schlimmen Typen weg von Österreich. Dadurch geht es dort wirtschaftlich enorm aufwärts, mit weniger Arbeitslosen und mehr Vernunft - während wir das Virus der Verarschung nach Deutschland verpflanzen, mit den entsprechenden Folgen.

Playboy: Warum Deutschland?

Feuerstein: Wegen der ähnlichen Sprache. Man glaubt, man versteht sich. Wobei es mir eigentlich egal ist, wo ich bin. Ich fühle mich in der ganzen Welt nicht zu Hause.

Playboy: Wie sehen Sie die Zukunft?

Feuerstein: Pessimistisch. Nicht nur, was Deutschland betrifft, sondern auch Europa und die ganze so genannte westliche Zivilisation. Ich meine, dass wir so allmählich dem Untergang geweiht sind.

Playboy: Was für ein Bild der Deutschen treffen Sie auf Ihren Reisen an?

Feuerstein: Ein viel zu gutes, obwohl ich ein schlechtes Beispiel bin. Ich habe manchmal Schwierigkeiten, wenn mich Leute im tiefsten Afrika nach einem gewissen Ballack fragen, den ich nicht kenne. Da wird gleich angezweifelt, dass ich Deutscher bin. Aber man kann sich mit einem deutschen Pass wunderbar in der Welt tummeln und ist überall willkommen.

Playboy: Sind Sie ein Abenteurer?

Feuerstein: Eher neugierig als ein Abenteurer. Reinhold Messner ist ein Abenteurer. Obwohl ich auch mal mit Reinhold Messner gewandert bin. Aber nur 100 Meter.

Playboy: Wieso nur 100 Meter?

Feuerstein: Das war in Südtirol, auf einer Burgruine beim Drehen. Messner geht sehr unbekümmert voran. Er dreht sich nie um und nimmt keine Rücksicht. Wenn man da mithalten will, kommt man schwer ins Keuchen, während Messner wie ein Steinbock durch die Gegend springt. Unsereins muss sehen, wo man hintritt, ihn kümmert das nicht. Es gibt ja die Geschichte, wie er mit dem Arved Fuchs zum Südpol gelaufen ist. Da hat er erst nach 300 Kilometern gemerkt, dass der Fuchs gar nicht mehr neben ihm war.

Playboy: Ist das der Autismus von Genies?

Feuerstein: Klingt gut, weil ich nämlich auch ein paar ausgeprägte soziopathische Züge habe. Ich könnte nie am Biertisch sitzen und kumpelhaft plaudern. Ich gehe nie auf Partys. Sie werden mich nie grundlos in der Öffentlichkeit sehen, auch meine Frau nicht.

Playboy: Wer erledigt die Einkäufe?

Feuerstein: Da teilen wir uns den Schmerz. Sie geht zum Supermarkt und ich auf den Wochenmarkt. Rundherum ist die Post, der Zeitungskiosk und der Metzger. Das schaffe ich innerhalb von zehn Minuten. Mein Überlebensbereich, den ich niemals verlasse.

Playboy: Außer wenn Sie verreisen.

Feuerstein: Wenn ich mal ein bisschen Ruhe haben will, dann muss ich verreisen. Da reicht auch schon eine so abwegige Stadt wie München. Ich muss nicht extra zum Kap Hoorn.

"Ich bin ein bekennender Pantoffelheld"

Playboy: Was ist denn der schlimmste Ort, an dem Sie jemals waren?

Feuerstein: Köln im Karneval. Also Weiberfastnacht und so weiter. Können Sie das bitte in der Kölner Ausgabe des Playboy schwärzen?

Playboy: Nein.

Feuerstein: Wie soll ich denn dann hier weiterleben?

Playboy: Sie müssen ja nur auf den Markt.

Feuerstein: Eben. Die Marktfrauen werden mich mit Kürbissen bewerfen.

Playboy: Was ist so schlimm am Karneval?

Feuerstein: Das Gedudel, diese grässlichen Schlager mit dem Grölü, Tülü und so. Es klingt wie Charlie Chaplin, wenn er im "Großen Diktator" deutsch spricht. Tausende Texte, die alle auf derselben Melodie basieren. Die ultimative Steigerung von "Deutschland sucht den Superstar". Das macht mich krank, muffig und aggressiv.

Playboy: Wie gehen Sie mit diesen Aggressionen um?

Feuerstein: Eher ungerecht, indem ich die Leute, die nichts dafür können, unnett behandle. Aber sonst habe ich ja niemanden. Meine Frau ist tagsüber nicht da, und an der würde ich es schon gar nicht auslassen, denn da würde ich immer den Kürzeren ziehen. Ich bin ein bekennender Pantoffelheld, das macht das Leben so viel leichter.

Playboy: Inwiefern?

Feuerstein: Weil meine Frau rational denkt und umweltverträglich handelt, während ich ein zwanghafter Faxenmacher bin. Wenn ich mit mir leben müsste, würde ich wahrscheinlich dasselbe zu mir sagen, wie sie das immer tut: "Bitte, hör jetzt auf! Es reicht!"

Playboy: Wie hält Ihre Frau das aus?

Feuerstein: Keine Ahnung. Ich frage sie ständig: Wie erträgst du mich eigentlich? Hast du denn gar keinen Geschmack?

"Mein Lebensprinzip war immer: Frauen, bei denen ich keine Chance habe, finde ich erst gar nicht attraktiv"

Playboy: Sie ist über 30 Jahre jünger als Sie. Haben Sie ihr den Antrag gemacht?

Feuerstein: Dazu hätte ich niemals den Mut gehabt. Ich habe gesagt: "Wenn du mich fragst, dann würde ich ja sagen. Aber selber würde ich es nicht tun. Weil ich mich dir nicht zumuten kann." Dann hat sie gefragt.

Playboy: Sind Sie ein guter Liebhaber?

Feuerstein: Ist das jetzt ein Angebot von Ihnen? Aber egal, ich weigere mich ohnehin, darüber Auskunft zu geben. Da kommt man entweder in den Protzbereich oder in hoffnungsloses Wunschdenken.

Playboy: Und wie ist die Realität?

Feuerstein: Mein Lebensprinzip war immer: Frauen, bei denen ich keine Chance habe, finde ich erst gar nicht attraktiv: Das mindert den Leidensdruck gewaltig. Traumfrauen, die versuchen, ihren Mantel an mir aufzuhängen, weil sie denken, ich sei der Kleiderhaken, haben keinen Platz in meiner Phantasie. Außerdem bin ich in einem Alter, in dem einen die Hormone allmählich in Ruhe lassen. Ein Segen. Ich bin jedem Hormon dankbar, das abhaut. Es gibt nichts Peinlicheres als einen Sexprotz im Alter. Das kann der Gunter Sachs durchziehen, aber ich doch nicht.

Playboy: Frauen sagen, dass Humor attraktiv macht. Stimmt das?

Feuerstein: Ja, aber ich bin keine Frau.

Playboy: Sind Sie attraktiv? Sie sollen ja Humor haben und Verstand dazu.

Feuerstein: Frauen wollen unterhalten werden. Das schaffe ich einigermaßen.

Playboy: War Ihre Jugend wild?

Feuerstein: Ich habe eine Bereitschaft zur Katastrophe. Ich bin nicht feige und nehme jede Niederlage in Kauf, wenn sie spannend ist oder eine Geschichte ergibt. Klassische One-Night-Stands hatte ich nie, da sind die Mädels vorher immer schon abgehauen. Für mich sind Verstand, Bildung und Humor unabdingbare Voraussetzungen, eine Frau attraktiv zu finden. Mit Nur-Körpern habe ich auch in der wilden Hormonzeit nie was anfangen können.

Playboy: Sie sprechen oft davon, nicht mehr lange leben zu können, wollen, dürfen ...

Feuerstein: Der Tod ist seit meiner Jugend mein Freund und Gefährte. Ich vermute, dass er mich deshalb bisher in Ruhe gelassen hat. Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt sterben will, es ist eher ein Nie-gelebt-haben-Wollen. Aber ich würde gerne gesund sterben.

Playboy: Wann waren Sie zuletzt beim Arzt?

Feuerstein: Vor ein paar Tagen. Mein Blutdruck ist 110 über 70. Das ist unglaublich gut für mein Alter. In der Nazizeit hätte man Leute wie mich sofort behalten und seziert, um dem Geheimnis der Gesundheit auf die Spur zu kommen. Glück gehabt!

Playboy: Haben Sie schon eine Grabstelle reserviert?

Feuerstein: Nein. Ich will mich nicht zelebrieren, wenn ich tot bin. Meine Frau nerve ich schrecklich mit diesem Thema, aber sie hat sich daran gewöhnt. Ich wollte ihr mal einen Witwentag pro Woche aufzwingen, vorbeugend, aber das hat sie nicht zugelassen. Es gibt ja so ein neues Verfahren, dass man seinen Leichnam zum Diamanten pressen lassen kann.

Playboy: Und das hätte sie gern?

Feuerstein: Ich habe ihr gesagt: Tu es nicht. Denn wenn du wieder einen Freund hast, wäre es doch schrecklich, wenn ich immer mitmachen müsste. Und peinlich noch dazu. Ich will doch meine Ruhe.

Playboy: Haben Sie denn schon mal einen eigenen Nachruf formuliert?

Feuerstein: Ich habe schon als Kind Testamente geschrieben und mir dauernd überlegt, was auf dem Grabstein steht. Zum Beispiel "Wer war das?" oder nur ein Fragezeichen. Aber jetzt bin ich auch darüber hinweg, jetzt würde mir auch die Tierkörperverwertung reichen.

Playboy: Aber dass Sie sich im Fernsehen zeigen, widerspricht Ihrem Drang nach Ruhe.

Feuerstein: Ich zeige mich nicht gern. Das ist nur ein Job.

Playboy: Aber Sie machen es.

Feuerstein: Weil ich einen Haufen Geld dafür kriege. Und obendrein werde ich nett behandelt. Viel zu nett. Erst neulich habe ich Kritiker gebeten, mich endlich mal ernst zu nehmen und zu verreißen.

Playboy: Sie möchten verrissen werden?

Feuerstein: Für mich ist der Weg spannender als das Ergebnis.

Playboy: Und damit sind Sie gut gefahren?

Feuerstein: Meine Philosophie lautet: Um wirklich frei zu sein, braucht man Unabhängigkeit, und um unabhängig zu sein, braucht man Kohle. Ich hatte als Chefredakteur bei "MAD" einen guten Vertrag und somit meine geistige Ruhe. Danach gab es nie wieder Existenzängste, und ich konnte jederzeit sagen: Leckt mich am Arsch. Dieses Leck-mich-am-Arsch-Geld ist die Voraussetzung für Gelassenheit.

Playboy: Das Satiremagazin "MAD" lief richtig gut. Die Auflage betrug bis zu 300.000.

Feuerstein: Mein Verleger war sehr vernünftig, denn er hat sich nie eingemischt. Ich hatte absolute Narrenfreiheit.

Playboy: Sie waren stilprägend für eine ganze Generation.

Feuerstein: Da bin ich echt stolz drauf. Sogar spätere Werbetexter haben manches übernommen. Ich habe Begriffe wie "lechz", "hechel" und "würg" erfunden, die in die Teeniesprache übergegangen sind. In den Siebzigern war es cool, ein Mädchen anzuschauen und zu sagen: "Lechz." Oder manche Überschriften in seriösen Tageszeitungen wie der "Süddeutschen", dieser Stil der Wortspielereien - das ist die alte "MAD"-Schule.

Playboy: Wie haben Sie Ihr Leck-mich-am-Arsch-Geld eigentlich angelegt?

Feuerstein: Harald Schmidt gab mir mal den Rat: "Hör gut zu, was die Bank sagt, und mach das Gegenteil. Denn was die Bank macht, machen alle." Damit bin ich ohne Verluste durch den Börsencrash gekommen. Aber eigentlich bin ich an der Geldvermehrung als solcher gar nicht interessiert. Da erwacht der Urchrist oder Urkommunist in mir: "Geld, das sich selber vermehrt, ist unmoralisch."

Playboy: Sie geben das Geld lieber aus?

Feuerstein: Ja, ich freue mich immer, wenn ich es unters Volk bringen kann. Bei den 68ern durfte ich nicht mitmachen, weil ich mir damals meinen ersten Jaguar gekauft habe. Ich habe den Leuten erklärt: "An einem Jaguar arbeiten viermal so viele Arbeitskräfte wie an einer Ente! Viermal so viele Familien, die man damit ernähren kann." Aber das war kein Argument, das damals zog.

Playboy: Sie haben sogar den Flugschein gemacht. Weshalb?

Feuerstein: Weil ich neugierig bin. Und um meine Flugangst zu überwinden. Denn ich nehme meine Ängste an und will damit umgehen. Ich könnte noch immer fliegen, aber nach 600 Flugstunden ist das Bedürfnis nicht mehr so da. Wie beim Sex: Wenn man was beherrscht, ist es nicht mehr interessant. Aber da bin ich noch weit unter 600 Stunden ...

Playboy: Neugier und Angst widersprechen sich doch eigentlich ...

Feuerstein: Nein. Neugier ohne Angst ist mangelnder Verstand.

Playboy: Der Ängstliche verkriecht sich. Sie gingen mit Anfang 20 nach New York.

Feuerstein: Die Neugier war eben stärker. Aber es war eine furchtbare Zeit. Ich dachte, ich würde scheitern, ich würde sterben, ich habe mich todkrank gefühlt. Ich habe die Freundschaft zu einem Arzt gesucht, nur um in der Nähe eines Arztes zu sein. Ich hatte akute Klaustrophobie, konnte nicht über Brücken gehen oder mit der U-Bahn fahren. Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich das im Griff hatte. Heute habe ich nur noch Angst vor Schnarchern in der First Class.

Playboy: Sind Sie eitel?

Feuerstein: Sonst würde ich bestimmte Sachen nicht machen. Aber ich glaube nicht, dass ich äußerlich eitel bin, in Klamottenfragen zum Beispiel. Meine Frau ist diejenige, die entscheidet, in welchem Outfit ich das Haus verlassen darf, weil ich sonst lächerliche Sachen anziehen würde oder täglich dasselbe. Als ich neulich bei meinem Schneider war, zeigte er mir mein Autogrammfoto von 1996. Und ich stellte fest, dass ich damals genau dasselbe Hemd anhatte wie eben in dem Moment. Das spricht nicht gerade für Modebewusstsein. Und meine Frau wirft manchmal Schuhe weg, nur weil sie meint, dass diese nichts Schuhähnliches mehr an sich hätten.

Playboy: Typisch Frau, das Ausmisten.

Feuerstein: Schrecklich. Einfach einem alte Dinge wegnehmen, die man liebt. Ich bräuchte nicht mehr als drei Hosen und fünf Hemden. In zehn Jahren.

Playboy: Streiten Sie oft mit Ihrer Frau?

Feuerstein: Überhaupt nicht. Schaffen wir nicht. Das ist fast schon bedenklich.

Playboy: Sind Sie romantisch?

Feuerstein: Ich leide wie ein Tier, wenn man mich in ein romantisches Umfeld zwingt. Ein Tisch mit Kandelaber am Meeresstrand bei Vollmond dazu ein Zigeunergeiger, da würde ich sehr hoffen, dass ein Tsunami kommt und das beendet. Ich verstecke meine Emotion so weit es geht.

Playboy: Haben Sie Angst vor Emotionen?

Feuerstein: Wenn man wie ich aus einem eher lieblosen Elternhaus kommt, dann wird man einfach so. Dann ist man stachelig. Ich habe kein Bedürfnis nach Geselligkeit und bin sehr glücklich darüber, dass meine Frau ihre sozialen Kontakte von mir fern hält.

Playboy: Also hat jeder seinen Bereich?

Feuerstein: Mit zunehmendem Alter merkt man, dass die Freiräume die wichtigste Voraussetzung für eine intakte Beziehung sind. Egal, ob allein oder in einer Beziehung - man ist ohnehin immer nur sein eigener Feind.

Playboy: Hat Ihre Einstellung mit Ihrem Elternhaus zu tun?

Feuerstein: Sicherlich. Rund um das Kriegsende war alles chaotisch. Mein Vater war in Italien und meine Mutter überfordert. Es gab weder Zärtlichkeit noch Geborgenheit. Ich hatte später die Wahl, daran zu scheitern oder es einfach zu bewältigen. Über meinen Vater weiß ich nicht viel. Ich mochte ihn nicht, weil er erst in mein Leben kam, als ich zehn war. Wir sind uns nie näher gekommen. Aber ich habe meinen Frieden mit ihm gemacht.

Playboy: Sie haben eine erwachsene Tochter aus erster Ehe. Waren Sie ein guter Vater?

Feuerstein: Ich glaube nicht.

Playboy: Was ist die wichtigste Erfindung der Menschheit?

Feuerstein: Ohrstöpsel. Weil ich sehr geräuschempfindlich bin. Ich falle im Flugzeug immer unangenehm auf, indem ich drohe, dass ich epileptische Anfälle bekomme, wenn die Musik noch weiter dudelt.

Playboy: Und das hilft?

Feuerstein: Nein, aber das sind so meine Machtphantasien.

Playboy: Worüber regen Sie sich auf?

Feuerstein: Meistens über mich selber. Aber das Schlimmste, was man mir antun kann, ist, wenn während meines Mittagsschläfchens irgendwo gebohrt wird. Da stelle ich mir dann vor, wie ich mit einer Kalaschnikow alles niedermähe, was Lärm macht.

Playboy: Womit macht man Sie glücklich?

Feuerstein: Indem man mich in Ruhe lässt.


Spaßpapst

Als Sohn eines "Fahrdienstleiters der Schmalspurbahn" und einer "hysterischen Frau" (Selbstauskunft) wurde Herbert Feuerstein 1937 in Zell am See bei Salzburg geboren. Anfangs zog es ihn mit mäßigem Erfolg zur Musik, nach seinem Umzug nach New York 1960 arbeitete er als Journalist. Von 1972 an war er zwanzig Jahre lang Chefredakteur der Satirezeitschrift "MAD", bevor er Anfang der neunziger Jahre zusammen mit Harald Schmidt und der Sendung "Schmidteinander", die er als Chefautor prägte, republikweit berühmt wurde. Danach folgten verschiedene Fernsehauftritte und Bücher, vor allem über seine Reisen. 2014 veröffentlichte er seine Autobiografie "Die neun Leben des Herrn F." Am 7. Oktober 2020 starb Herbert Feuerstein in Erftstadt.

Titelbild: imago images / Sven Simon