Mo., 07.06.2021
Genuss

Bier gewinnt

Gebrautes ist wie Grillen und Fußball: Fast alle können sich darauf einigen. Doch welches ist das beste Bier? Anstelle eines unlösbaren Streits liefern wir hier sechs Liebesbekundungen aus der Playboy-Redaktion.

Augustiner Hell

Philipp Nowotny, Playboy-Redakteur

Credit: Privat

Uns Münchnern wird gern zu Unrecht eine gewisse Hochnäsigkeit vorgeworfen. Aber eines stimmt: Wir haben Augustiner, und damit ganz klar das beste Bier (neben dem besten Fußball-verein und der schönsten Stadt). Dieses würzige Bier ist nicht kultig, wie Berliner glauben, sondern schlicht die natürlichste Art, Hopfen, Malz und Wasser zu verzehren. Logische Gründe gibt’s dafür nicht, abgesehen vom vollen Geschmack, der schönen Flasche und vielen zumeist guten Erinnerungen. Ein Bier, das es weder nötig hat, vor dem Fußballspiel über Regenwälder eingeflogen, noch fachmännisch degustiert zu werden. Es ist einfach zum Trinken da.

Nothelfer Bio-Weiße

David Goller, Playboy-Redakteur

Credit: Privat

In meiner Heimat Franken gibt es die höchste Brauereidichte der Welt. Sich für ein Bier zu entscheiden ist unmöglich. Nur beim Weißbier sind fränkische Brauer zurückhaltend. Umso besser schmeckt mir deshalb das Weizen aus der alten Klosterbrauerei im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen. Schon optisch eine Wucht: orangegelb, leicht trüb mit einer schönen Schaumkrone – wer kann da widerstehen? Der Duft ist frisch, leicht zitronig. Der Geschmack unschlagbar: fruchtig, hefig, süffig. Die ideale Ergänzung zu einer deftigen Brotzeit. Ich mag es aus der Flasche und liebe es frisch gezapft in der urigen Brauwirtschaft. Ein Traum im Glas!

BRLO Berliner Weisse

Mareike Hasenbeck, Playboy-Autorin

Credit: Privat

Das Leben ist zu kurz, um immer dasselbe Bier zu trinken. Oft steht in meinem Kühlschrank aber die „Berliner Weisse“ von BRLO aus Berlin. Bei nur vier Umdrehungen, schöner Spritzigkeit und einer leichten Zitrusnote bietet sie sich perfekt als Aperitif oder zu Meeresfrüchten vom Rost an. Warum die Berliner Weisse, vor rund 100 Jahren das Hauptgetränk der Hauptstadt, irgendwann ausstarb und nur noch für Touristen mit Sirup gepanscht wurde? Weil große Genießer (Napoleon bezeichnete sie als „Champagner des Nordens“) fehlten? Vielleicht. Mittlerweile ist sie zurück. 

Früh Kölsch

Philip Wolff, Playboy-Textchef

Credit: Privat

Geschmack lebt von Erinnerungen. Bei mir heißen sie Früh, Reissdorf und Gaffel. Damit habe ich als Student das sorglose Leben gefeiert. Heute als Münchner Familienvater bringe ich mich gern an freien Tagen, wenn außer dem Grill keine Aufgabe wartet, wieder in Kölsch-Stimmung. Man darf nur vorher kein Augustiner Helles trinken, sonst kommt das Obergärige aus Köln total wässrig rüber. Aber sortenrein genossen, entfaltet das Früh seinen Zauber: prickelnd frisch, leicht zitronig, einen Hauch herb – weg ist es. Und schreit: Gleich noch mal! Süffig wie der belanglose Kuss einer schönen Frau im Karneval. 

Lammsbräu Edel-Pils

Maximilian Marquardt, Playboy Site Manager

Credit: Privat

Als gestandener Oberbayer trinke ich herbe Pilsener Biere nur in äußersten Notfällen. Zum Beispiel wenn die einzige Alternative Leitungswasser wäre. Eine Ausnahme mache ich beim „Zzzisch“ der Oberpfälzer Bio-Brauerei Lammsbräu: einem Pils mit dem würzig-süffigen Geschmack eines Hellen. Es ist ein feines und nachhaltig produziertes Understatement-Gebräu, das mit seinem runden und belebenden untergärigen Aroma sowie der ausgeprägten Hopfennote auch militante Weißbiertrinker überzeugen könnte. Und das Beste: Es passt sogar zum Schweinsbraten.

Flensburger Pilsener

Florian Boitin, Playboy-Chefredakteur

Credit: Privat

Für ein echtes Münchner Kindl wie mich gibt es nichts Verheißungsvolleres als eine eiskalte Wiesn-Maß. Aber Oktoberfest ist nur zwei Wochen im Jahr. Und auch nur, wenn nicht gerade Corona ist. Was trinke ich also die restlichen 351 Tage? Ein Bier aus dem hohen Norden Deutschlands. Das Flensburger, nur echt in der ploppenden 0,33-Liter-Bügelflasche, ist eine herbe Sensation – für viele sensible bayerische Gaumen allerdings zu hopfig. Da ich aber auch beim Wein den trockenen Tropfen der lieblichen Spätlese vorziehe, ist dieses herbwürzige Pils genau recht. Wer’s also kerniger mag, der weiß: Das „flenst“.

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