Fr., 22.12.2017
Entertainment

Serien-Rückblick 2017: die Favoriten der Playboy-Redaktion

Es war ein Jahr mit verdammt vielen Folgen. Aber welche Neustarts der letzten Monate lohnen sich besonders? Die Playboy-Redaktion verrät ihre Lieblings-Serien.

Chefredakteur Florian Boitin: OZARK

Worum es in der Serie geht: Eigentlich dachte der Chicagoer Finanzberater Marty Byrde (Jason Bateman) nur, dass ihn seine Frau betrügt. Doch dann wird er von einem skrupellosen Drogenboss mit dem Leben bedroht. In Ozark, einer hinterwäldlerischen Seenlandschaft im US-Bundesstaat Missouri, versucht Marty zusammen mit seiner Frau und den Kindern einen Neustart. Und muss sehr schnell feststellen, dass er auch dort nicht sicher ist…

Weshalb sie so großartig ist: Ozark wird wie House of Cards von Netflix produziert. Das bürgt offensichtlich schon mal für Qualität. Die zehn Teile der ersten Serien-Staffel sind düster, melancholisch und spannend inszeniert. Eine Mischung aus Breaking Bad und Der Pate.

Zu sehen bei: Netflix

Reporter Alexander-Neumann-Delbarre: JERKS

Worum es in der Serie geht: Christian Ulmen und Fahri Yardim spielen überzeichnete Versionen von Christian Ulmen und Fahri Yardim. Beim Pärchen-Abendessen, beim Masturbieren, beim Sagenhaft-peinliche-Dinge-tun.
Weshalb sie so großartig ist: Ulmen geht mit seinem Humor ja seit Langem dorthin wo es weh tut ("Mein neuer Freund", "Who wants to fuck my girlfriend)". Aber so gnadenlos und lustig wie bei Jerks hat er das noch nie getan. Die beste deutsche Comedy-Serie, die ich kenne.

Zu sehen bei: Maxdome

Playboy.de Site Manager Maximilian Marquardt: DARK

Worum es in der Serie geht: Die neue Serie „Dark“ soll beweisen, dass auch deutsche Produktionen auf dem Streaming-Portal „Netflix“ funktionieren können. Und tatsächlich haben es die Serienerfinder Baran bo Odar und Jantje Friese mit „Dark“ geschafft, ein modernes Science Fiction -Märchen zu erzählen, das mit einer gehörigen Portion Familien-Drama angereichert wurde. Und wenn etwas exemplarisch für deutsche Filme oder Serien ist, dann eine gewisse Theatralik und Melancholie. Der fiktive Handlungsort des kleinen Dorfes Winden, dessen Bewohner von übernatürlichen Phänomenen heimgesucht werden, spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Auch wenn viele „Dark“ als Mystery-Science-Fiction beschreiben, so ist die Serie doch mehr, als dass man diese klar einem Genre zuordnen könnte.

Weshalb sie so großartig ist: Obwohl das Drehbuch durchaus Parallelen mit der berühmten Serie „Lost“ aufweist, so ist doch das Gesamtwerk bei weitem stilvoller und weniger reißerischer, ohne dabei aber an Spannung einzubüßen. Erfrischend anders ist vor allem der durchwegs avantgardistische Stil der gesamten ersten Staffel. Für die melancholische Grundstimmung sorgt nicht nur die Tristesse des Dauerregens, sondern besonders auch der atmosphärische Soundtrack des Isländers Ben Frost. Wie schwere Nebelschwaden heftet sich das eigens für die Serie komponierte Klanggewandt an jede einzelne Folge und drückt nicht nur auf die Gemüter der Schauspieler, sondern auch auf die der Zuschauer. Auch wenn man die bei „Dark“ vorkommende Achtzigerjahre-Nostalgie bereits aus „Stranger Things“ kennt, so ist die Produktion dennoch erfrischend anders und überzeugt durch einen formidablen Spannungsbogen, tolle Schauspieler und gruselig schön arrangierte Inszenierungen.

Zu sehen bei: Netflix

Volontär David Goller: MINDHUNTER

Worum es in der Serie geht: Ende der 70er Jahre gehen die FBI-Agenten Holden Ford und Bill Tench der Frage nach, warum Menschen zu Mördern werden. In Interviews mit Inhaftierten analysieren Sie Verhaltensmustern und analysieren Gemeinsamkeiten der Schwerverbrecher. Dabei stoßen die beiden auf finstere Abgründe und prägen den Begriff des „Serienkillers“.

Weshalb sie so großartig ist: Wer die grimmige Stimmung in Filmen wie „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ liebt, kommt an „Mindhunter“ nicht vorbei. Die Serie ist klassisches Fincher-Kino im Serienformat: Packend erzählt in düsteren Bilder und mit wortgewandten Dialogen. Die beiden Hauptdarsteller Jonathan Groff und Holt McCallany überzeugen und liefern in bisher zehn Episoden spannende, sowie teils verstörende Einblicke in die Kriminalpsychologie.

Zu sehen bei: Netflix

Redakteur Philipp Nowotny: THE DEUCE

Worum es in der Serie geht: New York in den 70ern: Der junge Barkeeper Vincent Martino (James Franco) hat kein Geld, aber einen ausgeprägten Geschäftssinn. Gut, dass in den prüden USA gerade schrittweise Pornos legalisiert werden! Gemeinsam mit seinem halbseidenen Zwillingsbruder Frankie (ebenfalls gespielt von James Franco) spring Vincent auf den Zug auf und startet eigene Sex-Produktionen. Darstellerinnen gibt es im Rotlicht-Milieu genug, zum Beispiel die Prostituierte Candy (Maggie Gyllenhaal), die sich ohne Zuhälter durchs Nachtleben schlägt.

Weshalb sie so großartig ist: Schauen muss man die Serie wegen dem legendären Produzenten David Simon, der bereits den Städten Baltimore („The Wire“) und New Orleans („Treme“) ein serielles Denkmal gesetzt hat. „The Deuce“ ist gelebte Zeitgeschichte im wilden New York der Siebziger. Genau recherchiert, authentisch gefilmt und genial erzählt. Den Zuschauer erwartet kein notgeiler Blick ins Porno-Business, sondern ein packendes Drama in allen Grau-Schattierungen. Die Huren, Gangster, Pimps und Cops sind hochkarätig besetzt. Und natürlich haben Sie noch nie so viel beiläufige Nacktheit in einer amerikanischen Produktion gesehen. Tipp: Wenn Sie die Serie auf Englisch schauen (was sehr zu empfehlen ist!), werden Sie wegen des vielen Slangs möglicherweise Untertitel brauchen.

Zu sehen bei: Amazon

 

Ressortleiter Film/ Unterhaltung Mareike Opitz: BERLIN STATION

Worum es in der Serie geht: Um den Alltag amerikanischer Spione der CIA-Niederlassung in Berlin. In der ersten Staffel soll Analyst Daniel Miller (Richard Armitage) einen Whistleblower ausfindig machen, der CIA-Interna an die Medien trägt. In Staffel zwei geht es um den Aufstieg einer rechtsgerichteten Partei in den Bundestag. Datenleaks, der Umgang mit Terrorverdächtigen und neuen politischen Strömungen – die fiktiven Geschehnisse sind so nah am Puls der Zeit gestrickt, dass es manchmal schon fast unheimlich wirkt.

Weshalb sie so großartig ist: Die Serie zeigt viele bekannte Orte, ein sehr reales, lebensnahes Berlin. Das gleichzeitig unterwandert wird von den Machenschaften der internationalen Geheimdienste – was sich dann gar nicht mehr so heimelig vertraut anfühlt, sondern zunehmend beunruhigend. Doch der Plot und der großartige Cast ziehen einen schnell in ihren Bann. Rhys Ifans (ja, genau, der Unterhosen-Typ aus „Notting Hill“) gibt einen Spion, wie man ihn sich sehnlichst als Bond-Gegenpart wünschen würde. Aber auch die deutschen Rollen sind mit Mina Tander und in der zweiten Staffel mit Heino Ferch, Thomas Kretschmann sowie Natalia Wörner toll besetzt. Neben den großen deutschen Serienproduktionen, um die in den vergangenen Monaten so viel Wirbel gemacht wurde, ist diese erste Serie des neuen amerikanischen Bezahlsenders Epix ein echter Geheimtipp.

Zu sehen bei: Netflix

Titelbild: Playboy Deutschland