Di., 14.08.2018
Sex & Lust

Ohne Tabus: Der große Playboy Sexpertinnen-Talk

Wie verändern feministische Pornos, die MeToo-Debatte und Sexspielzeuge, was wir im Bett miteinander tun? Welche neuen Spielregeln gibt es, und was macht heute einen guten Liebesspieler aus? Wir haben uns in der neuen Playboy-Ausgabe mit drei Frauen unterhalten, die sich auskennen…

Die „Paradiso Tanzbar“ in München. Obwohl es erst Nachmittag ist, steht schon alles bereit für eine Party. Sekt, Knabberzeug, Vibratoren – schließlich wird’s gleich intim. Jedenfalls verbal. Du statt Sie und Ehrlichkeit statt falscher Rücksichtnahme. Typen wie David Bowie und Mick Jagger feierten einst in dem Club. Freddie Mercury drehte hier das Video zu „Living On My Own“. Bei uns geht’s nicht um Einsamkeit, sondern um Zweisamkeit und mehr. Wir wollen wissen: Hat die MeToo-Debatte das Liebesleben verändert? Masturbieren Frauen mittlerweile so oft wie Männer? Und welchen Typ will eine Frau heute?

Dafür haben wir die Journalistin und Beate-Uhse-Managerin Theresa Lachner sowie die YouTuberin „Jarly“ und die Chefredakteurin des Online-Frauenmagazins Broadly, Lisa Ludwig, zu einem offenen Gespräch über die sexuellen Wünsche der Frauen eingeladen. Und darauf erheben wir die Gläser. Denn was gibt’s Wichtigeres im Leben? Eben!

Die Sexpertinnen Talk-Runde in voller Länge lesen Sie im neuen Playboy (09/18) - 16.August überall am Kiosk, oder hier im Shop!

Playboy: Wie zufrieden seid Ihr mit den heutigen Männern im Bett?
THERESA: Puh, wo fange ich an? (Lacht)
Oh je, sind wir so schlecht?
THERESA: Ich habe das Gefühl, bei Männern gibt es durch MeToo eine riesige Verunsicherung. Was darf man denn jetzt noch? Darf ich noch mit einer Frau Fahrstuhl fahren? Kann ich jetzt noch einer Frau ein Kompliment machen? Alles irrsinnig schwierig. LISA: Ich halte es für eine absolute Unverschämtheit, so zu tun, als hätte die Debatte das Sexleben verschlechtert. Nur weil man endlich darüber redet, was übergriffiges Flirtverhalten ist, wird so getan, als dürfe niemand mehr eine Frau ansprechen. Die Leute, die ein realistisches Empfinden für ihr Gegenüber haben, die verstehen auch, was übergriffig ist. Und wenn ich zweimal Nein gesagt habe, und die Person läuft mir immer noch hinterher, dann ist sie halt offensichtlich ein Arschloch. Aber ich glaube nicht, dass MeToo dafür gesorgt hat, dass niemand mehr Spaß am Sex haben darf.

Theresa Lachner (31) ist Journalistin und Sexual Relationship Manager bei Beate Uhse und Gründerin von "Lvstprinzip".
Credit: Playboy Deutschland

Hat die MeToo-Debatte also unser Sexleben verschlechtert oder verbessert?
JARLY: Es ist jetzt de nitiv besser. Weil es nun offener zugeht im Schlafzimmer.
THERESA: Genau. MeToo hat auch ein Bewusstsein geschaffen für mittelmäßigen Sex, den man bis dahin halt irgendwie durchgezogen hat, obwohl man gar nicht so richtig Bock hatte. Jetzt wird über Sex mehr geredet. Das entspannt die ganze Situation. MeToo ist auch für den Mann eine Chance zu sagen: „Heute habe ich keinen Bock auf Sex“, weil es die Geschlechterrollen aufbricht. Das kann den Erwartungsdruck senken, unter dem auch Männer stehen. Viele Freunde von mir erzählen, wie angepisst die Frau jedes Mal reagiert, wenn er nicht will.
LISA: Weil es immer dieses Klischee gibt, dass Männer sich ja nicht kontrollieren können. Die wilden Tiere. Wenn er nicht möchte, dann findet er dich also offenbar nicht attraktiv. Das ist doch totaler Blödsinn.

THERESA: Auf der anderen Seite ist Sex ja auch an Erwartungen geknüpft: Der Typ denkt, die Frau erwartet jetzt, dass ich es fünf Stunden lang bringe. Und die Frau denkt, ich muss aussehen wie ein Porno-Girl und innerhalb von drei Minuten kommen, sonst hält er mich für frigide.

JARLY: Früher hat die Frau ihm Lust vorgetäuscht, wenn der Sex nicht so gut war, und im besten Fall war die Nummer für die Frau dann schnellstmöglich rum, und der Mann dachte sich: „Boa, ich bin der Hengst.“ Das ist ein total veraltetes Bild. Die Frau wird immer emanzipierter. Damit muss ein Mann klarkommen, dass man als Frau sagt: „Pass mal auf, das will ich nicht.“

Flirten Männer nach MeToo anders?
THERESA: Nicht grundsätzlich. Aber in Situatio- nen, die uneindeutig sind, hat man früher erwartet, dass der Mann etwas macht. Jetzt müssen auch Frauen lernen, klarer zu kommunizieren, worauf sie Bock haben.

Würdet ihr einen Mann in einer Bar ansprechen?
JARLY: Logo.
LISA: Klar.

Was für einen Mann will die heutige Frau?
JARLY: Er muss selbstbewusst sein.
THERESA: Ein starker Gegenpart. Frauen sind jetzt stärker, und wir wollen starke Männer, die auf uns eingehen.
LISA: Männer, die sich nicht immer gleich bedroht fühlen, wenn man nicht irgendein komisches unterwürfiges Bild vermittelt.

Die Youtuberin "Jarly" klärt mit ihrem YT-Kanal "Schafzimmerblick seit 2 Jahren über Sex auf.
Credit: Playboy Deutschland

Gucken Mann und Frau unterschiedliche Pornos?
LISA: Ich glaube nicht, dass man sagen kann: Frauen gucken eher Softpornos. Das ist eine falsche Vorstellung, dass weibliche Sexualität immer soft ist. Aber wenn man Pornos für heterosexuelle Männer produziert, dann haben die oft nur Interesse daran, den weiblichen Part zu sehen. Frauen möchten aber den Mann sehen. Uns ist nicht nur der Penis wichtig. Und da will ich auch nicht so einen alten ekligen Typen sehen, der halt zufällig einen großen Penis hat und deswegen mitspielen darf.

THERESA: Was feministische Pornos ausmacht, ist nicht, dass sie eine Handlung haben, und am Ende wird geheiratet. Sondern es gibt darin einen nachvollziehbaren Grund, warum es zum Sex kommt. Und das ist nicht: weil hier gerade zufällig Stroh auf dem Boden liegt. Frauen wollen die Lust der Personen aufeinander sehen. Ein Problem von vielen herkömmlichen Pornos ist ja, dass die Frau in den Sex hineingetrickst wird. „Ah, ich dachte, ich bin zum Casting hier. Haha, na gut, dann blas ich dir einen.“ Darauf haben Frauen keinen Bock.

JARLY: Damit kannst du dich als Frau ja nicht identifizieren.

Wie wichtig ist Cunnilingus?
JARLY: Ich finde das superschön.
THERESA: Wenn er gut ist, ist er gut. Aber wenn er schlecht ist, ist er halt auch richtig schlecht. Dann hängt der da seit 20 Minuten mit ausgerenktem Kiefer, und du hast das Gefühl, du musst jetzt kommen, wenn er sich schon so bemüht. Das ist stressig. Da sollte man lieber ehrlich sein und sagen: Du, lass stecken.
LISA: Viele Männer sind dann ja beleidigt, so nach dem Motto: „Ich habe mich für dich aufgeopfert.“

JARLY: (Lacht) Ich hab gestern auch die Wäsche für dich gewaschen!
THERESA: Es gab auch eine Studie, die ergeben hat, dass Männer Oralverkehr an einer Frau für den größeren Deal halten, als wenn die Frau dem Mann einen bläst. Man hat gefälligst dankbar zu sein, wenn er es mal einer Frau mit dem Mund macht.
JARLY: Ich hatte mal einen, der hat mich dabei immer angeguckt.
THERESA: Genau, das Schlimmste ist dieser Blick nach oben.
JARLY: Wo du seine Gedanken richtig hören kannst: Krieg ich sie? Krieg ich sie nicht? Ey, wir sind hier nicht im Wettbüro! Da ist es bei mir schlagartig vorbei.

THERESA: Aber ich finde, es ist auch ein Problem, wenn man sich im Bett einen Gefallen tut. Wenn ein Typ sagt: „Baby, ich liebe deinen Geschmack, ich könnte dich fünf Stunden lecken“ – dann bitte. Aber wenn ich schon merke, der hat gar keinen Bock und will’s jetzt bloß zu Ende bringen, dann geht bei mir auch nichts mehr.

Die Sexpertinnen Talk-Runde in voller Länge lesen Sie im neuen Playboy (09/18) - 16.August überall am Kiosk

Titelbild: Playboy Deutschland