Di., 15.06.2021
Motor & Mobility

Mein Schlitten & Ich

Um sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen, ließ der IT-Manager Georg Hammann seinen BMW 2002 in zweieinhalb Jahren komplett neu aufbauen.

Zu der 02-Serie von BMW habe ich ein ganz besonderes Verhältnis, in so einem Auto bin ich quasi groß geworden. Schon als Kinder nämlich saßen wir, also mein Bruder und ich, hinten in dem 2002er meines Vaters und stachelten ihn an, auf der Autobahn die 200-km/h-Grenze zu knacken – während gleichzeitig unsere Mutter auf dem Beifahrersitz tausend Tode starb. Doch als wir älter und größer wurden, musste mein Vater das Auto zugunsten eines familienfreundlicheren Viertürers verkaufen. Seit dieser Zeit bin ich vom BWM-Virus infiziert, mein Vater und auch ich selbst blieben der Marke mit dem weiß-blauen Logo immer treu.

Insofern war für mich stets klar, wenn ich mir einmal einen Oldtimer zulegen sollte, dann muss es ein BMW 2002 sein. Leider waren gut erhaltene Modelle nicht so leicht zu finden. Doch dann stieß ich auf eine ungewöhnliche Anzeige im Internet, in der jemand eine 2002-Rohkarosse inklusive 80 Prozent der dazugehörigen Teile verkaufen wollte. Meine Neugierde war geweckt, und ich fuhr nach Münster zu diesem Autohändler. Und tatsächlich: Mitten im Showroom, als Eye-Catcher für die Kunden, stand dort die Karosserie eines BMW 2002 aufgebockt. Ich wurde mit dem Händler schnell einig und ließ das Auto von einem polnischen Mechaniker nach Danzig überführen, damit er die einzelnen Teile dort zusammenbauen konnte.

Leider mussten wir später feststellen, dass höchstens 60 Prozent der Teile vorhanden waren, weswegen der Aufbau inklusive der Beschaffung der fehlenden Teile fast zweieinhalb Jahre dauerte. Dafür entspricht heute alles, abgesehen vom Schiebedach und den goldfarbenen dreiteiligen BBS-Schmiedefelgen, exakt dem Originalfahrzeug.

Im September letzten Jahres holte ich das Auto von Danzig zu mir nach Hause in die Nähe von München, um das Finishing, also die letzten zehn Prozent, selbst in meiner Garage zu Ende zu bringen. So viele Daumen nach oben wie auf dieser Fahrt habe ich noch nie gesehen. Das Auto ist einfach ein Sympathieträger und fällt überall positiv auf. Doch die wichtigste Tour steht noch aus: Anfang Mai zum Geburtstag meines Vaters will ich damit nach Baden-Baden fahren, um ihm den Wagen zu präsentieren. Er freut sich schon wahnsinnig darauf und meinte, dass er unheimlich stolz auf mich sei, dass ich nun so viele Jahre später auch einen BMW 2002 fahre.