Mo., 14.05.2018
Motor & Mobility

24 Stunden Wahnsinn am Nürburgring

Wir waren bei einem der größten Sportwagenevent der Welt: Dem 24 Stunden Rennen am Nürburgring. Ein Wochenende der Extreme. 150 Boliden, 210 000 Fans und eine riesige motorbetriebene Party.

Es ist bestes Wetter als wir uns Freitagmittag auf den Weg in Richtung Eifel machen. Wir reisen standesgemäß zur Grünen Hölle an. Im vipergrünen Audi RS3. Ein grüner Teufel mit 400 PS, von 0 auf 100 in 4,1 Sekunden und mit einem Sound, der sogar den eingefleischten Motorsportfans an der Nordschleife die Freudentränen in die ölverschmierten Augen treibt.

Playboy-Volontär Max Krones vor dem "Grünen Teufel".
Credit: Playboy Deutschland

Als ich im RS 3 ankomme, ist die Stimmung im Audi Sport Team etwas gedrückt. Das Qualifying lief für den Vorjahressieger nicht wie gewünscht. Das "Audi Sport Team Land" erreichte im Top-30 Qualifying nur Platz 15. „Wir haben starke Fahrer, Kämpfertypen. Um morgen erfolgreich zu sein, müssen wir unsere Strategie nochmal abstimmen“, sagte Chris Reinke, Leiter Audi Sport Customer Racing, am Vorabend des Rennens. Porsche unterstrich seinen Anspruch auf die Eifel-Krone schon hier. Die ersten drei Plätze gingen am Freitagabend allesamt an den Autobauer aus Zuffenhausen.

Chris Reinke (r.) am Vorabend des Rennens.
Credit: Audi Sport

Noch ist die Hoffnung auf eine Titelverteidigung nicht getrübt, schließlich kann in einem 24 Stunden Rennen alles passieren. Dieser Spirit überträgt sich auch auf die Fans. Dosenbier so weit das Auge reicht. Männer mit Motto- und Motor-Shirts und ab und an auch schon die ersten Alkoholleichen. Am Rennwochenende wird Gas gegeben - und zwar so richtig.

Fahrtraining zum Frühstück

Mit dem Bier halten wir uns jedoch zurück. Schließlich geht es Samstag morgens zum kurzen Fahrsicherheitstraining. Im Audi TT RS und RS 4 wird Hindernissen ausgewichen und auf der Schleuderplatte der Mageninhalt des Frühstücks gut durchgemischt. Zum Glück mischen wir uns erst abends unters Partyvolk.

Auf der Schleuderplatte mit dem Audi RS 4.
Credit: Audi Sport

Den direkten Kontakt zu den Zuschauern bekommen wir aber in unserem RS 3 ohnehin recht schnell zu spüren. Jubel, Aufforderungen den Ring mit unseren, im Vergleich, bescheidenen fünf Zylindern zu beschallen erhalten wir ohne Unterlass und spätestens beim Streckenkorso, spüren wir die Begeisterung der 210 000 Zuschauer intensiv wie selten.

Der "Grüne Teufel" beim Streckenkorso.
Credit: Audi Sport

Die Strecke ähnelt einer wilden Party-Kulisse mit waghalsigen Aufbauten. Zeltstädte inklusive Biertrichter und Soundsystem wechseln sich mit idyllischem Wald ab, wo der sanfte Flug der Schmetterlinge abrupt auf unserer Windschutzscheibe endet.

Das Startfeld der GT3-Klasse.
Credit: Audi Sport

Dann der Rennstart. In drei Gruppen, gestaffelt nach Hubraum, fliegen die Boliden los. Und damit kehrt so etwas wie Normalität ins Treiben rund um den Nürburgring ein. Wo vorher noch Leute etwas hektisch und orientierungslos unterwegs waren, ist nun jeder an seinem Platz. Techniker in der Boxengasse, Fans am Zaun sowie auf der Tribüne und die Fahrer hinterm Lenkrad.

Nordschleife unberechenbar?

Was man an diesem Wochenende im Minutentakt hört? Klar, Motoren. Aber neben dem ungeheuren Gebrüll immer wieder: „Die Nordschleife ist unberechenbar“. Ja, ja. Denke ich mir als Nürburgnovize. Schließlich ist Samstagmittag und die Sonne lässt die bunten Lackierungen noch stärker hervorstechen.

Das Rennen ist also im Gang und nach zwei, drei Bier in der Audi Sport VIP Lounge zieht es mich zur eigentlichen Party. Kein Champagner, keine Schnittchen. Dafür Holzkohlegrill, Aggregate, riesige Aufbauten und sogar: Swimmingpools. Es ist als würde sich hier die KFZ-Riege der Nation zum DIY-Disko-Contest treffen. Anlagen, die sogar das Renngeschehen überschallen. Raketen, Bengalos und Bierzapfanlagen mit Durchlaufkühler. Einziges Manko: Das Frauen-Männer-Verhältnis. Mein zuverlässiges Playboy-Auge schätzt die Quote auf 90 Prozent Männer.

Die Audi Sport Hospitality am Nürburgring.
Credit: Audi Sport

Zurück in der Lounge und zur die Fernseherübertragung. Die Moderatoren quälen sich ebenso wie die Fahrer durch die 24 Stunden. Auf der Tribüne wird einem jungen Mann das Mikro vor den Mund gehalten. Der mit leichtem Zungenschlag und schwerem kölschen Dialekt: „Ja wat soll man sagen. Mörda Rennen, nä!?“ Recht hat er.

Regen, rote Flagge, Rennabbruch?

In der Nacht sollte sich dann die Unberechenbarkeit des Rings bewahrheiten. Ab zwei Uhr fängt es an zu Regnen. Audi setzt zuerst auf geritzte Slicks, dann erst auf Regenreifen. Ein Fehler, wie sich später rausstellen sollte. Der Regen bleibt mehr oder weniger konstant bis zum Rennende. Ab Sonntagmittag ist der Nebel so dicht, dass das Rennen unterbrochen werden muss. Erst zwei Stunden später geht es weiter.

Der Audi R8 LMS des Team Land.
Credit: Audi Sport

Hier ist Audi allerdings schon außer Schlagdistanz zu den Podestplatzierungen. AMG und Porsche kämpfen um das Treppchen. Vor der Unterbrechung hat alles auf einen Sieg des Black Falcon AMG GT hingedeutet. Doch die rote Flagge kommt dem Mantey 912er zugute, der seinen Rückstand aufholen kann und letztendlich dann den Sieg einfährt. Das Vorjahressiegerteam Land im R8 LMS (Fahrer: Christopher Mies, Kelvin van der Linde, Sheldon van der Linde, René Rast) kommt auf einen ernüchternden sechsten Platz und ist damit immer noch bestes Audi Team.

Enttäuschendes Ergebnis

„Unsere Kundenteams und die Fahrer waren gut vorbereitet und haben in drei verschiedenen Klassen um die Spitze gekämpft. Umso enttäuschender ist das Ergebnis. Die Bedingungen waren extrem schwierig, wie auch die Rennunterbrechung zeigte“, sagte Chris Reinke nach dem Rennen. Bittere Pille für Audi, großer Trost für uns: Der grüne Teufel wartet im Parkhaus auf seinen Auszug aus der Grünen Hölle.

Titelbild: Audi Sport