Frau, die sich Parfum aufsprüht
Do., 15.12.2022
Mode & Stil

Düfte kaufen und verschenken: Ein Experte klärt die 10 häufigsten Fragen rund um Parfums

Keine Sorge, Sie sind nicht der Einzige, der beim Kauf von Parfums ratlos vor dem Regal steht. Philip Birkholz, Parfumeur der familiengeführten Nischenparfum-Manufaktur Birkholz in Berlin, hilft jetzt aus: Pünktlich zur Geschenke-Jagd an Weihnachten klärt er mit uns die dringendsten Fragen rund um Parfums – etwa, was man beim Verschenken von Düften beachten muss oder mit welchem man nie daneben liegt. Bereit für eine kleine Exkursion in Sachen Parfumwissen?

1. Wo fängt man die Suche nach einem neuen Parfum überhaupt an? 

Einen Duft zu finden, der die eigene Persönlichkeit am besten unterstreicht, ist ein Prozess. Manche Menschen suchen ein Leben lang danach. Wer „sein“ Parfum gefunden hat, bleibt ihm dann meistens auch treu.

„Um den passenden Duft zu finden, sollte man sich zunächst folgende Fragen stellen: Was genau suche ich? Welche Duftrichtungen mag ich eigentlich? Was ist mir wichtig an meinem neuen Parfum: Soll es langanhaltend oder nur dezent für ein paar Stunden wahrnehmbar sein?“, erklärt Philip Birkholz. „Hier stellt sich wiederum die Frage: Sollte es ein Eau de Toilette oder Eau de Parfum sein? Was will ich damit bezwecken? Möchte ich etwas ganz Neues und Individuelles? Anschließend sollte man sich eine Parfümerie in der Nähe suchen und sich langsam herantesten. Sich wirklich Zeit nehmen und auch gut beraten lassen, ist dabei besonders wichtig. Und gerne auch mal Nischenparfums fernab der Masse ausprobieren, denn letztendlich muss das Parfum dem eigenen Selbst gefallen.“

2. Wie findet man dann den richtigen Duft für sich?

Parfum ist nicht gleich Parfum. Es gibt mehrere Abstufungen zwischen dem teuren, reinen Parfum und dem leichten Eau de Cologne. Das hängt vor allem mit der Konzentration zusammen. Entscheidend ist aber auch, zu welchem Anlass das Parfum getragen werden soll: Im Alltag oder bei der Arbeit passt ein frischer, leichter Duft, beim Ausgehen kann es durchaus ein schweres Parfum sein. Oder möchte man den Duft immer tragen und mit einem bestimmten Aroma in Verbindung gebracht werden?

Philip Birkholz rät: „Man sollte sich einerseits wirklich Zeit für das Probieren eines neuen Duftes nehmen: Aufsprühen, für zehn bis 15 Minuten einwirken lassen und dann genau beobachten, wie sich der Duft auf der eigenen Haut entfaltet. Andererseits sind das Umfeld und die Beratung enorm wichtig. Duftberater sollten sich Zeit nehmen und auf die persönlichen und individuellen Züge eingehen. Dies geschieht meist über detaillierte und persönliche Fragen und nicht, indem man Standardpredigten runterrasselt wie: Mögen Sie Vanille?“ Ein weitere Tipp des Profis: „Als Alternative mal eine kleinere Parfümerie aussuchen, die auch besondere Nischendüfte verkauft. Oftmals ist die Atmosphäre deutlich entspannter und die Berater nehmen sich die Zeit, Kunden ganz individuell zu beraten.“

3. Warum kann ich nicht einfach das Parfum meines besten Kumpels nachkaufen? 

Ganz einfach: Weil Parfum an jedem anders riecht. „Das hat zum größten Teil mit der Struktur der Haut und der strukturellen Zusammensetzung der Moleküle des Parfums zu tun. Des Weiteren spielen auch unsere Hormone oder das Alter eine Rolle“, verrät der Parfumeur.

Ebenfalls entscheidend für die Duftentwicklung auf der Haut ist der pH-Wert. Daher ist es wichtig zu wissen, ob man eher trockene oder eher ölige Haut hat. Denn je trockener die Haut, desto schlechter hält sich der Duft. Er zieht in die Haut ein, verdunstet und der Geruch verfliegt schnell. Zu diesen Hauttypen passen opulente, leicht orientalisch angehauchte Düfte, da sie sich besser auf der Haut halten. Je öliger die Haut hingegen ist, desto süßer und intensiver wirkt der Duft. Hier sind also fruchtige Nuancen wie Zitrus oder erfrischende Aquanoten ideal.

Um herauszufinden, welchen Hauttyp man hat, gibt es einen einfachen Trick: Nach dem Duschen darauf achten, wie schnell die Haut anfängt zu spannen. Passiert das relativ schnell, ist die Haut eher trocken. Übrigens: Auch Medikamente, Ernährungsgewohnheiten oder starkes Rauchen können Einfluss darauf nehmen, wie sich ein Duft auf der Haut der jeweiligen Person entwickelt. 

4. Wie schaffe ich es, dass mein Parfum möglichst lange hält?

Leider sind nicht alle von uns gute Duftträger. Es kann also passieren, dass ein Parfum nicht lang auf der Haut hält. Auch hier hat Philip Birkholz einen Tipp: „Es kann helfen, eine duftneutrale Bodylotion zu verwenden, sodass sich die Duftmoleküle besser setzen können. Es sollten zudem keine Körperstellen zum Auftragen des Parfums genutzt werden, an denen Reibung entsteht, das ist ein Killer. Mein persönlicher Geheimtipp damit der Duft länger anhält: die Duftwolke. Dazu zwei bis drei Stöße des Duftes vor sich in die Luft sprühen und hindurchlaufen. Die Duftmoleküle fallen so verteilt auf die Haare, Textilien und die Haut. Die besten Duftträger sind Textilien und das Haar.“ Wer allerdings zu nah aufsprüht, riskiert Flecken auf dem guten Hemd.

5. Wieso riecht mein Parfum morgens anders als abends?

Ein Duft wird nie zu 100 Prozent immer gleich riechen. „Die Duftveränderung beginnt schon, wenn die Kopfnoten eines Parfums – das sind Duftnoten die man als erstes wahrnimmt – nach circa 15 bis 20 Minuten verschwinden. Danach setzen sich die Herznoten frei, bevor schlussendlich die Basisnoten eintreffen und der Duft sich vollkommen entfaltet hat. Ein gutes Parfum sollte in der Regel mindestens sechs Stunden auf der Haut wahrnehmbar sein“, sagt Philip Birkholz.

6. Stimmt es, dass Parfums nicht im Badezimmer stehen sollten?

„Stimmt!“, sagt der Parfumeur. „Das Badezimmer ist für Düfte der komplett falsche Ort. Durch die alltägliche Hitze und Wärme vom Dampf der Dusche, Badewanne oder Heizung sowie dem direkten Sonnenlicht wird das Parfum täglich angegriffen. Wärme ist ein Killer für jeden Duft, da sich die Moleküle durch die hohen Temperaturen verändern und das Parfum zu großer Wahrscheinlichkeit kippt oder seinen Originalduft verliert. Der beste Ort zur Duftaufbewahrung ist das Schlafzimmer. Warum, ist schnell erklärt: In der Regel schlafen wir bei Zimmertemperatur und es kommt zu weniger starken Temperaturschwankungen. Alternativ kann man Parfums auch an einem schattigen Platz oder in einem Schrank aufbewahren.“

7. Haben Parfums ein Verfallsdatum?

Ja, haben sie tatsächlich. „Beim Verfallsdatum gibt es aber Unterschiede. Zwischen 48 bis 60 Monate sollte ein gutes Parfum mindestens haltbar sein. Mit gewissen Faktoren kann man Düfte aber auch länger aufbewahren und nutzen. Entscheidend ist hierfür vor allem die Art und Weise der Aufbewahrung. Der größte Feind für Parfums ist Wärme. Heißt direkte Sonneneinstrahlung oder ein Ort, an dem er starker Hitze und Wärme ausgeliefert ist – wie eben im Badezimmer – kann den Duft schnell kippen lassen", verrät Philip Birkholz.

8. Wie verschenkt man eigentlich ein Parfum? 

„Das ist eine der schwersten Herausforderungen. Hier greift man oftmals daneben, wenn man nicht genau weiß, welche Duftvorliebe die beschenkte Person hat“, warnt der Parfumeur. Entweder schenkt man also denselben Duft, den der oder die andere immer benutzt (was aber ganz schön langweilig ist), oder man läuft Gefahr, mit seiner Wahl ziemlich danebenzuliegen. Um diese Gefahr zu minimieren, rät der Parfum-Experte: „Recherche ist alles! Hören Sie genau zu, was die Person mag und probieren Sie, wenn möglich, die Parfums aus, die die Person bereits zu Hause stehen hat. Wer wirklich auf Nummer gehen möchte, dem empfehle ich einen hochwertigen Gutschein zu kaufen und zusammen auf eine Duftreise zu gehen.“

9. Mit welchem Duft liegt man garantiert nie daneben?

„Auf einen Duft kann man das nicht pauschalisieren, dafür sind die Geschmäcker zu unterschiedlich“, sagt Parfum-Experte Philip Birkholz. „Duftnoten, mit denen man bei Frauen seltener danebenliegen könnte sind, süßlich-florale Akkorde wie zum einem Vanille, Rose und Tonkabohne – ihr wird auch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Sie heben die Weiblichkeit hervor und wirken sehr verführerisch. Bei den Herren sind es eher frische und würzig-holzige Duftnoten wie etwa Limette, Patschuli und Zedernholz. Sie sollen Stärke und Männlichkeit ausstrahlen."

10. Muss ein Duft heutzutage nachhaltig sein? 

Diese Frage sollte wohl jeder für sich beantworten. Wem Nachhaltigkeit am Herzen liegt, dem wird der Kauf laut Parfum-Experte Philip Birkholz nicht unbedingt leicht gemacht: „Ich finde, dass auf jeden Fall noch viel zu wenige Parfum Brands überhaupt nachhaltig arbeiten. Man sollte auf nachhaltige und alternative Rohstoffe zurückgreifen, zum Beispiel in der Produktion. Der Verzicht auf Plastik um die Verpackung herum ist hier ebenfalls ein wichtiger Faktor. Des Weiteren sollten Unternehmen mehr in das Re-filling und die Wiederverwendbarkeit investieren“, sagt er. „Bei uns in der Manufaktur in Berlin bieten wir jedem an, mit seinem aufgebrauchten Birkholz Flakon vorbeizukommen oder diesen einzusenden, um ihn dann professionell zu reinigen und ihn wieder aufzufüllen."

 

Titelbild: iStock