Lara Croft wird 25: Wie sie sich im Laufe der Zeit wandelte
Fr., 22.10.2021
Gaming

Tomb Raider wird 25: Lara Croft, eine Legende im Wandel der Zeit

25 Jahre ist es her, dass Lara Croft die Bildschirme eroberte. Aus dem einstigen Videospiel-Männertraum aus Pixel und Poligonen ist längst eine zeitgemäße Heldin geworden. Ein Blick darauf, wie aus dem Videospiel ein Medienphänomen wurde. 

Ihre Figur war der weibliche Urknall im Action-Universum: Riesenbrüste gegen die muskelbedingten Kräfte aller Supermänner – eine inzwischen wieder etwas aus der Mode gekommene Idealvorstellung. Dieses Zeitgeist-Problem löste sich im Laufe der "Tomb Raider"-Geschichte, der Mythos um die attraktive Abenteurerin wurde reanimiert. Das war gar nicht so leicht, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.

1996 erobert „Tomb Raider“ die Gaming- Welt. Nicht ganz unschuldig am Erfolg: Laras digitale Oberweite, die angeblich auf einen Rechenfehler der Entwickler zurückgeht. Wer’s glaubt . . .
Credit: Screenshot aus "Tomb Raider"

Seinen Ursprung nämlich hat der Mythos in den 90er-Jahren, als das Internet noch „Cyberspace“ heißt und sich vorrangig picklige Stubenhocker für Videospiele interessieren. Noch seltener als weibliche Spieler sind damals nur weibliche Helden. Das ändert sich 1996, als „Tomb Raider“ mit Lara Croft in die Regale kommt: ein sexy Gegenentwurf zu Spielbergs Leinwand-Abenteurer Indiana Jones und attraktive Konkurrenz zu Nintendos dickem Klempner Super Mario.

Angelina Jolie war 2001 die perfekte Besetzung der attraktiven, schlagkräftigen Archäologin. 2003 folgte die Fortsetzung. Insgesamt spielten die beiden Teile rund 200 Millionen Dollar ein.
Credit: IMAGO / United Archives

Das Spiel wird zum Kassenschlager, auch Frauen interessieren sich plötzlich für Videogames, und eine Verfilmung lässt nicht lange auf sich warten: Angelina Jolie übernimmt die Rolle. Sexsymbol spielt Sexsymbol. Der Film gerät mittelmäßig, der Erfolg aber ist gewaltig.

Rockstar: 1998 singen Die Ärzte „Männer sind Schweine“ – und lassen sich im Musikvideo von Lara Croft verprügeln. Bela B. über die Wahl der weiblichen Hauptrolle: „Lara würde niemals auf einen Mann reinfallen.“


Und Sigourney Weaver, die in Ridley Scotts „Alien“ 1979 zur ersten Action-Heldin wurde, zeigt sich enttäuscht: „Dicke Brüste, enge Shorts und eine Knarre in der Hand, das allein reicht in meinen Augen noch nicht, um einen weiblichen Hero zu kreieren“, sagt sie damals im „Spiegel“-Interview. Eine Meinung, die mehrheitsfähig wird und die das Team hinter dem „Tomb Raider“-Spiel teilt, als es 2013 den Schritt zur Neuauflage wagt: Der Lara-Croft-Charakter wird überarbeitet, die Story auf null gesetzt. Ab sofort ist Lara nicht mehr die schießwütige Amazone, sondern eine junge, unerfahrene Frau.

Reboot: Nach neun Spielen wird die Serie 2013 neu aufgelegt. Von Pixeln keine Spur mehr, Lara wirkt fotorealistisch. Bis heute wurden die „Tomb Raider“-Spiele über 60 Millionen Mal verkauft.
Credit: Crystal Dynamics, Square Enix

Doch „Tomb Raider“ wird erneut zum Kassenschlager. Was beim Spiel funktioniert, erhofften sich 2018 auch die Macher des Kino-Abenteuers mit Alicia Vikander in der Hauptrolle: eine junge Frau, die ihr erstes Abenteuer erlebt. Schlau statt schießwütig. Vielschichtig statt vollbusig.

Für die Neuauflage wird Nora Tschirner als Sprecherin verpflichtet. Im Playboy sagt sie 2013 über Laras Charakter: „Übergriffige Typen würde sie plattmachen.“
Credit: Square Enix

Eine Heldin, die sich perfekt in die #MeToo-Epoche einfügt. Und auch die Geschichte passt dazu: Lara macht sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater, einem reichen Abenteurer. Dessen Geld und die Leitung seines Konzerns lehnt sie ab. Sie will sich selbst beweisen, ohne männliche Hilfe. Das ist ein Hollywood-Trend: Auch „Star Wars“ setzte zuletzt auf weibliche Hauptfiguren. Mit Alicia Vikander aber haben wir erlebt, wie wunderschön Gleichberechtigung auch unter Grabräubern ist. 25 Jahre nach ihrem ersten Abenteuer ist Lara Croft in der Gegenwart angekommen.

Titelbild: Crystal Dynamics, Square Enix