Playboy 2020/12
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EROTIK

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TITELSTRECKE

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STIL

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UHREN-SPECIAL

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Porno-Paar: Sex-Star Little Caprice und ihr Ehemann packen im Interview aus – über Harmonie in der Beziehung und Tricks fürs Bett

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KULTUR-POOL

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Playboy-Umfrage des Monats: Nora Tschirner ist der Liebling der „Tatort“-Nation

Literatur, Musik & Film: Das Beste des Monats

Fr., 06.11.2020
Interviews

„Wir waren uns von Beginn an einig über einen gewissen Humor“

Ein Verhör zum 50. „Tatort“-Jubiläum mit den Münchner Kommissar-Darstellern Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl – dem Ermittler-Team mit den meisten Fällen

Der Ton ist gesetzt ab dem Moment, in dem Udo Wachtveitl vor dem Münchner Polizeipräsidium vom Rad steigt. Ob „der Kroate“ schon da sei, will er wissen. Als Miroslav Nemec dann um die Ecke eilt, geht es zwischen den beiden kontinuierlich weiter mit einem Schlagabtausch, der zwischen beleidigend und liebevoll changiert. Man nennt so etwas in Bayern Frotzelei, und die sitzt am besten, wenn man einander sehr gut kennt. Diese Tatsache steht bei den Münchner „Tatort“-Kommissaren nach 29 gemeinsamen Dienstjahren natürlich außer Frage. Wer von ihnen während des Interviews antwortet, ob man die Frage nun gut findet oder die Auskunft betont knapp hält – dafür genügt ein einziger Blick zwischen ihnen über den Tisch hinweg.Trotz Corona-Sicherheitsabstand.

Herr Nemec, Herr Wachtveitl, Sie ermitteln nun fast 30 Jahre gemeinsam im München-„Tatort“. Derart lange wie Ihre Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr hat es noch kein anderes Ermittler-Team zusammen ausgehalten. Woran liegt es, dass Sie beide so gut miteinander funktionieren?

WACHTVEITL: Geduld und Nachsicht.

NEMEC: Hohe Professionalität (beide lachen). Ich denke, wenn wir nicht von Anfang an so gut miteinander hätten kommunizieren können, wäre es nicht so lange gegangen. 

WACHTVEITL: Wir waren uns zum Beispiel von Beginn an einig über einen gewissen Humor. Und dass wir keinen modischen Mätzchen hinterherlaufen wollen – nicht besonders cool, besonders lässig sein möchten. Wir haben versucht, glaubhafte Menschen darzustellen. Was ich bei Krimi-Serien auch nicht ertragen kann, ist dieser Trübniskitsch. Wenn alle immer schlecht gelaunt sind und einen zerknautschten Kaffeebecher in der Hand haben und sagen: „Manchmal hasse ich meinen Job.“

Humor und Mord – wie passt das zusammen?

NEMEC: Die Leute, die tatsächlich in so einem Job arbeiten, sind ja auch nicht von morgens bis abends betrübt. Da braucht man wahrscheinlich einfach manchmal einen Witz als Kontrast. Und als Ventil. 

WACHTVEITL: Man hat schließ- lich als Ermittler zu den Opfern keinen persönlichen Bezug, es gibt eine gewisse Distanz. Trotzdem finde ich es geschmacklos, wenn in der Pathologie Wurstsemmeln gegessen werden. 

Gab es das im München-„Tatort“ nicht auch schon mal? 

WACHTVEITL: Nein, das haben wir nicht gemacht, das waren die anderen. Und wenn wir es waren, waren wir es doch nicht. 

Wer ist bei Ihnen beiden eigentlich der heimliche Chef?

NEMEC: Jeder für sich. 

WACHTVEITL: Wir sind unsere eigene flache Hierarchie. 

Herr Wachtveitl, vorhin beim Foto-Shooting haben Sie Herrn Nemec „den Kroaten“ genannt oder Mirko. Welche Namen haben Sie noch füreinander?

WACHTVEITL: Manchmal nenne ich ihn auch Scheißerle. Und er sagt immer Dicker zu mir.

Wer von Ihnen braucht beim Dreh morgens länger in der Maske?

NEMEC: Er. 

WACHTVEITL: Weil die inzwi-schen meine Haare aus technischen Gründen ein bisschen dunkler machen müssen, damit das Weiß auf dem Videomaterial nicht so überstrahlt. Ich hätte sonst einen Heiligenschein um den Kopf.

Sie wollen damit sagen, dass Sie länger brauchen, hat nichts mit Eitelkeit zu tun?

WACHTVEITL: Hat es wirklich nicht. Das würde ich auch nicht zugeben. Außerdem ist es so: Fast alle Maskenbildner, an die ich mich überhaupt erinnern kann, sind reizende, freundliche, gepflegte Leute. Aber ich hasse es einfach, wenn mir jemand kurz nach dem Frühstück im Gesicht rumfummelt. Eigentlich mag ich es nie, aber kurz nach dem Frühstück ist es besonders unangenehm. 

NEMEC: Dann frühstücke nicht. 

Credit: Bernhard Huber / Playboy Deutschland
Als „Tatort“-Kommissare pflegen Udo Wachtveitl, 62, und Miroslav Nemec, 66, (re.) einen eher trockenen Witz. Bei unserem Foto-Shooting im Paternoster des Münchner Polizeipräsidiums legten sie noch eine Schippe drauf

Verglichen mit anderen „Tatort“-Ermittlern, sind Ihre Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr psychisch auffallend stabil. Finden Sie das manchmal schade? Wären Sie gerne exaltierter?

NEMEC: Überhaupt nicht. Wir beide haben ja uns. Und die Chance, untereinander Probleme zu haben, die mit dem jeweiligen Fall zusammenhängen. Ich frage mich immer, wie lange kann so etwas halten, wenn man eine Figur von Anfang an mit einem psychischen Defekt ausstattet? Was soll da noch kommen? 

WACHTVEITL: Was ja auch gerne gemacht wird, ist, den Kommissaren eine Liebesgeschichte mit einer Staatsanwältin oder einer Zeugin anzudichten. Das kann mal sein, aber wenn es dreimal im Jahr passiert – wie glaubhaft ist das denn noch? Das wird inflationär, wenn man so eine Kostbarkeit billig verschleudert.

Wenn Sie gerade drehen – womit nervt Sie der jeweils andere da am meisten? 

NEMEC: Ach, das können wir jetzt gar nicht alles aufzählen. 

WACHTVEITL: Du lieber Himmel, da bräuchten wir eine Sonderausgabe. 

Zum Beispiel?

WACHTVEITL: (Zu Nemec) Die lässt nicht locker. 

NEMEC: Ich muss ihn manchmal ermahnen, bei uns im Wohnmobil ein bisschen aufzuräumen. Aber er ist schon viel besser geworden. 

Sie haben ein gemeinsames?

WACHTVEITL: Bei uns ist der Gebührenzahlerpfennig noch was wert.

Wer von Ihnen spricht das schönere Münchnerisch?

WACHTVEITL: Eindeutig ich. Aber Miro hat sehr gut aufgeholt. 

NEMEC: Ich spreche Bairisch besser als er Kroatisch. 

WACHTVEITL: Aber ich kann was singen auf Kroatisch (fängt laut an, ein kroatisches Lied zu singen, Nemec stimmt mit ein). 

Was haben Sie gesungen?

NEMEC: Das sind nicht die Höschen von meinem Mädchen, das sind die Segel von meinem Bötchen. 

Herr Nemec, nach all den „Tatort“-Jahren: An welcher Stelle blitzt da in Kommissar Leitmayr am meisten Udo Wachtveitl durch?

NEMEC: Bei der Präzision, der Pingeligkeit, was Formulierungen angeht – da kommt der Udo zum Vorschein. Wenn es um die Genauigkeit eines Vorgangs geht, darf keine Beliebigkeit aufkommen. 

WACHTVEITL: Das hast du sehr lieb gesagt. Ich wüsste sogar ein Beispiel dafür. In diesem Fall, in dem wir nicht gut aufeinander zu sprechen waren und diese Szene am Männer-Pissoir hatten, da hat Batic formuliert: „Das macht doch keinen Sinn.“ Und statt dass Leitmayr gesagt hätte, das macht doch Sinn, hat er geantwortet: „Das gibt’s nicht, es heißt entweder eine Sache hat Sinn, ist sinnvoll, oder sie ergibt Sinn.“ Ich habe diese ganze Wut also auf eine grammatische Ebene gehoben, das könnte tatsächlich von mir persönlich sein.  

NEMEC: Oder in der Folge, in der wir im Auto über die Hackerbrücke fahren und ich vom Kollegen angerufen werde und etwas mitgeteilt bekomme, da regt er sich auf: „Wieso ruft der dich zuerst an?“ Das wäre privat bei uns auch so. So sind wir. 

Herr Wachtveitl, wie ist es andersherum: Wo kommt bei Kommissar Batic deutlich Miroslav Nemec zum Vorschein?

WACHTVEITL: Wenn ihn etwas  nervt und er sich aufregt, wie man das von einem Südländer erwartet – er sich dann aber gleichzeitig über sich lustig macht, damit es nicht zum kroatischen Klischee wird. Er spielt das sozusagen in einem Aufwasch. 

Credit: Bernhard Huber / Playboy Deutschland
Ihr Revier: Man kennt die beiden im Münchner Polizeipräsidium an der Ettstraße. Immer wieder werden hier auch „Tatort“-Szenen gedreht

Welches Verbrechensszenario hat Ihnen im Lauf Ihrer „Tatort“-Karriere eigentlich selbst am meisten Angst gemacht? 

WACHTVEITL: Das war ein Fall, bei dem das Schreckliche hereinbricht, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt. Der Kriminalfilm führt ja als Genre eigentlich ein furchtbares Geschehen zurück auf analysierbare Gründe. Also, jemand hat etwas gemacht, weil er geldgierig ist, weil er eifersüchtig war oder in Wut – es gibt eine Motivlage. Die Kommissare treten dann als Repräsentanten der Aufklärung auf und führen den Täter einer gerechten Strafe zu. Wir bringen die Welt wieder in Ordnung. Was nun aber wirklich ganz schlimm ist, und mit diesem Mittel wird oft beim Horrorfilm gearbeitet, sind völlig unerklärliche, psychologisch nicht herleitbare Taten. Wenn es das schlichtweg Böse ist, dann lappt der Horror über das Ende des Films hinaus. 

NEMEC: Dieses Sinnlose, wenn Gesetze keine Rolle mehr spielen. Das ist eine andere Dimension, eine andere Hilflosigkeit.

Hat Ihre Kommissarsrolle Sie schon mal zum Weinen gebracht?

NEMEC: Ja, ich bin nah am Wasser gebaut. Es gab Szenen, die mich berührt haben. Zum Beispiel in einer Folge, in der unser Kollege zu Tode kommt und wir im Anzug zu seiner Trauerfeier gehen. Wenn man dann da so steht ...

WACHTVEITL: Es gibt einiges, was man auch so aus der Lamäng spielen kann. Aber manches eben nicht. (Zu Nemec) Weißt du noch, als diese Neugeborenenleiche da auf dem Kirchenboden lag?

NEMEC: Ja. 

WACHTVEITL: In der Kälte, das war so traurig. Da schwapperte es schon so ein bisschen im Auge. Klar wusste man, das war kein echtes Kind, das war eine Puppe, aber durch Versenkung in die Rolle vermischt sich dann manchmal was. 

In diesem Jahr wird das Format „Tatort“ 50. Was muss passieren, damit die Sendung auch in Zukunft erfolgreich ist? 

NEMEC: Die Beteiligten in der ARD müssen sich finanziell wild entschlossen weiter um den „Tatort“ bemühen. 

WACHTVEITL: In jeder Hinsicht, nicht nur finanziell. Man muss bedenken, dass wir durch die Streaming-Dienste und durch die Tatsache, dass inzwischen so viele Zuschauer mit der angloamerikanischen Kultur vertraut sind, einer ganz anderen Konkurrenz ausgesetzt sind als noch zu den seligen Zeiten der Siebziger und Achtziger mit ihren zwei oder drei Programmen. Außerdem hat sich das filmhandwerkliche Niveau enorm gehoben. Wenn Sie mal eine Verfolgungsjagd aus einem Schimanski aus den 80er-Jahren anschauen – da schlafen einem heute die Füße ein. Also, mein Wunsch wäre vielleicht, dass man den „Tatort“ als das behandelt, was er sein soll und zum Glück auch oft ist, nämlich ein Rennpferd.

NEMEC: Ein Qualitätsprodukt, wenn man das mal so sagen darf. 

Finden Sie denn die äußere Form des Formats überholungsbedürftig? Til Schweiger hat vor einigen Jahren angeregt, den Vorspann zu ändern. 

NEMEC: Der Vorspann muss so sein, wie er ist, danach darf alles anders sein. 

WACHTVEITL: Ich glaube, in so einer Zeit wie heute ist es ganz gut, wenn bestimmte Marken nicht
ständig aufgehübscht oder überdehnt werden. Die „Tatort“-Melodie ist für die ARD wie der Musikvorspann vom „Aktuellen Sportstudio“ fürs ZDF – seit Jahrzehnten gleich, und das ist gut so.

Um noch mal auf die Konkurrenz der Streaming-Dienste zurückzukommen: Woran liegt es, dass sich der „Tatort“ dennoch behauptet? Was gibt dieses Format dem deutschen Publikum, das es anscheinend nirgendwo anders bekommt?

NEMEC: Der „Tatort“ ist das letzte Lagerfeuer, an dem man sich trifft. Sogar das Public Viewing hat beim „Tatort“ ja zugenommen. Für diese Sendung kommt man am Sonntagabend zusammen, zu einem gemeinsamen Zeitpunkt – und am nächsten Tag spricht man darüber. Es entsteht ein Gemeinschaftssinn, und das ist es, was sich viele Menschen anscheinend wünschen und auch brauchen.

WACHTVEITL: Aber auch diese absolut geniale Programmplatzierung am Sonntagabend hilft nichts, wenn nicht immer wieder gute Geschichten gut erzählt würden. „A good story well told“ – darum geht es. Wenn das nicht stimmt, helfen auch keine Mätzchen.

Wenn ein neuer München-„Tatort“ ausgestrahlt wird, schauen Sie sich den gemeinsam an?

NEMEC: Udo guckt gar nicht mehr, ich vorab auf DVD. Manchmal kommen aber auch die Nachbarn zu uns zur Erstausstrahlung.

Warum Sie nicht, Herr Wachtveitl?

WACHTVEITL: Manche halten das für eine unglaubhafte Schnurre, aber es ist tatsächlich so: Seitdem wir es nicht mehr müssen, gucke ich mich selbst nicht an. Früher gab es vor den Ausstrahlungen Pressevorführungen, bei denen ich gelitten habe wie ein Schwein, weil ich mir immer selber zurufen wollte: „Nein! Schneller! Schau nicht so doof!“ – Ganz furchtbar. Nicht, dass das mit Desinteresse gleichgesetzt wird, ich sammle die Filme alle, und wenn das Ganze mal vorbei ist, gucke ich mir die auch gerne an. Aber jetzt ist es mir noch zu heiß. 

NEMEC: Ich muss ihm immer erzählen, wie er war. 

WACHTVEITL: Ja, und wehe, er sagt das Falsche. Ich frage aber schon auch im Bekanntenkreis oder meine Mutter. Wobei die  parteiisch ist, das ist klar. „Musst schon aufpassen, gell, dass der Miro sich nicht immer so vordrängt“, sagt sie dann. 

NEMEC: (Lacht) Die Mama, sie kennt mich natürlich. Meine ist leider schon tot, sonst würde sie mich auch vorm Udo warnen.

Haben Sie eigentlich regelmäßig Kontakt zu den Ermittlern der anderen Städte? Gibt es so etwas wie eine WhatsApp-Gruppe für „Tatort“-Kommissare?

WACHTVEITL: Wenn es eine gibt, bin ich nicht dabei. 

NEMEC: Ich auch nicht.

WACHTVEITL: Aber neulich, als wir mit den Dortmunder Kollegen ein paar Szenen der Jubiläumsfolgen in Köln gedreht haben, waren da zur selben Zeit zufälligerweise auch die Kölner Kommissare.

NEMEC: ... und die Münsteraner. Und Wilsberg war auch da.

WACHTVEITL: Die haben da in Köln-Deutz ein Haus, in dem in verschiedenen Stockwerken die Büroszenen aller möglichen Teams aus NRW gedreht werden. Da sind wir uns über den Weg gelaufen, und Dietmar Bär hat ganz spontan einen Abend in einem Lokal organisiert. Das basierte wirklich alles auf einem wilden Zufall.

NEMEC: Aber das war lustig. Joe Bausch, der Pathologe aus Köln, kam auch noch dazu.

Sie haben es gerade erwähnt: Für die beiden Folgen zum 50. „Tatort“-Jubiläum ermitteln Sie Seite an Seite mit den Kollegen aus Dortmund. Aber angenommen, es würde so etwas wie „Frauentausch“ für „Tatort“-Kommissare geben, also einer von Ihnen geht in eine andere Stadt, dafür kommt ein fremder Kommissar nach München: Welches Team würden Sie wählen?

NEMEC: Ich hätte so eine Tendenz in den Süden. Mit Harald und Adele aus Wien könnte ich mir das gut vorstellen. (Anmerkung der Redaktion: Gemeint sind Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser.) 

WACHTVEITL: Ich erlaube dir nur einen! 

NEMEC: Danke, scheißfreundlich von dir. Aber München-Wien wäre schon eine interessante Mischung, finde ich. 

WACHTVEITL: Nicht schlecht. Aber mich hätte es vielleicht nach Bremen gezogen – in der Zeit, als die noch so experimentelle Geschichten gemacht haben. Da gab es mal eine Folge, „Scheherazade“ hieß die, in der es um den Wahrheitsbegriff ging, der ja zentral ist für den „Tatort“ und für dieses Genre. Hauptfigur war ein Mädchen, von dem man zunächst dachte, sie spinnt, sie ist einfach nicht ganz richtig im Kopf. Aber dann tauchten immer wieder Indizien auf, dass an ihrer wilden Geschichte von Verfolgung und Geheimdienst doch was dran sein könnte. Am Ende wussten weder die Kommissare noch die Zuschauer, was denn nun stimmt. Das fand ich gut, weil wir im „Tatort“ ja immer unter der Prämisse arbeiten, dass es eine Wahrheit gibt, und die müssen wir rauskriegen. Was aber, wenn es gar keine Wahrheit gibt? Solche Experimente habe ich bei Bremen öfter mal gesehen. Deshalb würde ich sagen: „Du gehst in den Süden, Miro, ich gehe nach Norden, und dann treffen wir uns hier wieder.“ 

Wenn Sie irgendwann aus dem „Tatort“ aussteigen, dann auf jeden Fall gemeinsam? Oder wäre es auch denkbar, dass nur einer aufhört und der andere weitermacht?

NEMEC: Im Prinzip steht das nicht zur Debatte.

WACHTVEITL: Aber was ich nicht möchte, ist, dass wir einfach irgendwie so erschossen werden. Das würde nicht zu uns passen.Ich habe mir schon was ausgedacht für Leitmayr, das mir als Ende ganz gut gefallen würde.

Stirbt Leitmayr in diesem Szenario?

WACHTVEITL: Nein. Er stirbt nicht, sondern ... – hmm, ich sag’s nicht. 

Ist auch Kollege Batic mit in diesen Plot involviert?

WACHTVEITL: Der kriegt was ab davon. 

NEMEC: Aber der  Fall spielt dann in Kroatien. Wäre doch spannend zu sehen, was der Franz machen würde, wenn er sprachlich nicht mehr weiterkommt.

WACHTVEITL: Von mir aus.