Fr., 22.06.2018
Interviews

„Männer machen beim Seitensprung mehr Fehler als Frauen“

Vor Therese Kersten sollten Sie sich in Acht nehmen. Ihr Beruf: Sie überführt im Auftrag von Freundinnen und Ehefrauen männliche Fremdgeher. Der umgekehrte Fall ist seltener

Playboy: Frau Kersten, sind Männer Schweine?

Therese Kersten: Männer können Schweine sein, aber wir Frauen auch.

Sind Sie schon einmal fremdgegangen?

Ja, Schande über mich.

Wer betrügt häufiger: Männer oder Frauen?

Beide nehmen sich nicht viel, wobei Frauen taktisch klüger vorgehen.

Inwiefern?

Männer machen beim Seitensprung mehr Fehler als Frauen, wie zum Beispiel, dass sie ihre Affären unterm Namen des besten Kumpels abspeichern. Es fällt eben auf, wenn im Telefonbuch „Martin“, „Martin1“ und „Martin2“ steht. Oder wenn sie Hotelrechnungen mit der Kreditkarte bezahlen. Oder sie erzählen Bekannten von ihrer Liebschaft. Frauen vertrauen ihre Liebelei oft nicht einmal ihren besten Freundinnen an.

Treuetesterin Therese Kersten
Credit: PR

Sind Frauen misstrauischer als Männer?

Durchaus, was vermutlich daran liegt, dass ihnen Sicherheit besonders wichtig ist. Wir testen jedenfalls mehr Männer als Frauen.

Lassen Sie uns raten: Sie sind selbst betrogen worden und haben daraufhin beschlossen, als Treuetesterin Fremdgeher zu bestrafen, stimmt’s?

Fast. Ich wurde lange Zeit betrogen und hätte mir in der Zeit Hilfe gewünscht, um nicht selbst wie Sherlock Holmes auf Spurensuche zu gehen. Man setzt sich selbst so unter Druck, endlich den Beweis in den Händen zu halten. So kam die Idee, „Die Treuetester“ zu gründen.

Wie machen Sie das?

Die Kunden buchen bei uns online den gewünschten Test. Zur Auswahl stehen SMS-, Telefon-, Mail-, Chat-Test bis hin zu einem Treffen mit dem „Verdächtigen“, wenn man beispielsweise weiß, dass die Person jeden Monat im Fitnessstudio trainiert. Je nach Kundenwunsch verfolgen wir hierbei unterschiedliche Ziele, zum Beispiel den Austausch von Telefonnummern oder eine Verabredung zu einem Date. Momentan habe ich 350 Tester in meiner Kartei, unter denen ich dann den oder die Richtige für den Auftrag auswähle.

Und was kostet so etwas?

Ein Treuetest per SMS oder WhatsApp kostet 34 Euro, das geht bis zum Spermaspurentest für 234 Euro oder zum Vaterschaftstest ab 250 Euro. Für ein persönliches Treffen ist man mit 89 Euro pro Stunde dabei.

Wie weit gehen Ihre Ermittler dabei?

Bei einem Kuss ist Schluss. Und selbst das wird in den wenigsten Fällen von unseren Kunden gewünscht, da oftmals schon die Zustimmung zu einem Treffen oder das Verleugnen des Partners für viele als Untreue-Beweis ausreicht.

In dem Buch „Lockvogel“ (edition a, 19,95 Euro) erzählt Therese Kersten von ihren spannendsten Fällen
Credit: PR

Sie locken Menschen in eine Falle und beenden Beziehungen. Haben Sie manchmal moralische Bedenken?

So etwas vermutet nur, wer selbst in eine Falle treten würde. Wir tricksen die Leute aber nicht aus und schicken einem Mann, der so breit wie hoch ist, kein Top-Model. Die Tester müssen immer zur Testperson passen. Man könnte einem Mann ja kaum böse sein, der ein seltenes und wunderschönes „Angebot“ dankend annimmt. Es ist mir auch wichtig, dass niemand zum Fremdflirten gedrängt wird.

Welcher Fall hat Sie bisher am meisten entrüstet?

Mich kann nichts mehr aus den Socken hauen, weil ich einiges gewohnt bin. Ob Penis-Fotos von Männern im Alter meines Opas oder Männer, die ihre Frauen mit anderen Männern betrügen. Nah gehen mir Vaterschaftstests – vor allem, wenn diese negativ ausfallen.

Titelbild: PR