Do., 10.08.2017
Interviews

"Wenn man mich als Arschloch bezeichnen möchte, ist das okay“

Hollywood-Schauspieler Christian Bale ist die öffentliche Meinung über ihn als Person gleichgültig. Das behauptete er auf jeden Fall im Gespräch für unsere September-Ausgabe im Jahr 2017.

Früher galt Christian Bale als unberechenbar, arrogant, reizbar. Heute huscht beim Interview im Hotel „Four Seasons“ in Beverly Hills sogar ab und zu ein Lächeln über seine knochigen Wangen, während er entspannt Mineralwasser durch einen Strohhalm schlürft und höflich unseren Fragen lauscht . . .

In Ihrem neuen Film spielen Sie einen Kriegsreporter, der über den Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern berichtet. Was interessiert Sie an dem Thema besonders?

Dass dieses geschichtliche Ereignis weitgehend ignoriert wurde. Es ist eine Schande, dass noch immer darüber debattiert wird, ob dieser Völkermord tatsächlich stattgefunden hat. Die türkische Regierung spricht bis heute nicht von einem Genozid. Das ist genauso absurd wie die Tatsache, dass es in Amerika noch Politiker gibt, die den Klimawandel anzweifeln. Wir leben in einer seltsamen Welt . . .

. . . in der Völkermorde an der Tagesordnung sind?

Das ist traurig und leider wahr. 100 Jahre nach diesen brutalen Ereignissen scheinen wir nicht viel dazugelernt zu haben. Was haben Sie durch Ihre Rolle über den Beruf der Kriegsberichterstatter gelernt? Ich habe diese Journalisten an der Front immer geschätzt. Viele haben ihr Leben opfern müssen, damit die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Heute ist investigativer Journalismus wichtiger denn je.

Weshalb?

Viele Politiker wollen nicht, dass man ihnen auf die Finger sieht. Genau dann muss man zweimal hingucken.

Haben Sie noch Hoffnung für die Menschheit, oder sind wir dabei, uns selbst auszurotten?

Ich bin es schon meinen Kindern schuldig, nicht den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Aber die Welt ist mal wieder ein Pulverfass, und zu viele Aggressoren spielen mit ihren Egos auf Kosten der Allgemeinheit. Dagegen müssen wir ankämpfen.

Ihr eigener Vater war Pilot, Ihre Mutter Zirkus­tänzerin – hatten Sie eine aufregende Kindheit?

Es war nicht immer einfach für mich, als Teenager ständig an anderen Orten zu leben. Ich hatte oft Probleme, neue Freunde zu finden. Das möchte ich meinen Kindern ersparen.

Das heißt konkret?

Wir leben ein sehr normales Leben ohne Angestellte und erledigen alles selbst.

Kein Kindermädchen?

Auch die Erziehung legen wir nicht wie viele andere in Hollywood in die Hände einer Nanny.

Von Kollegen und Hollywood-Insidern wurden Sie früher als „schwierig“ bezeichnet . . .

Ich war früher nicht ganz einfach. Und bin es vielleicht auch heute nicht. Wenn man mich als Arschloch bezeichnen möchte, ist das okay.

Tatsächlich?

Es ist mir wirklich völlig egal, was andere Leute über mich sagen, solange ich selbst mit mir im Reinen bin. Und das bin ich.

Was hat Ihnen dabei geholfen?

Meine Familie. Durch sie habe ich erkannt, dass vieles, was mich früher verrückt gemacht hat, nicht wichtig ist. Und sicher spielt auch das Alter eine Rolle. Die Hitzkopf-Jahre sind definitiv vorbei.

Sie haben sich also angepasst?

Würde ich so nicht sagen. Ich hinterfrage noch immer sehr viel und nerve meine Regisseure. Womit? Mit meiner Detailverliebtheit. Ich finde es spannend, ein Querdenker zu sein. Wenn man immer nur mit dem Strom schwimmt, wird das auf Dauer langweilig. Apropos Dauer: Sie sind bereits seit 35 Jahren im Filmgeschäft.

Welche Herausforderungen können da noch kommen?

Ich bin offen für alles. Im Vergleich zu früher tauche ich allerdings nicht mehr so tief in die Charaktere ein. Das habe ich ein paar Mal übertrieben.

Bei welchen Filmen?

Zum Beispiel bei „Der Maschinist“ oder auch bei „Batman“. Das geht auf die Psyche.

Stimmt es eigentlich, dass Winona Ryder Sie mit Ihrer Frau verkuppelt hat?

Ja, Sibi war Ende der 90er Winonas Assistentin. Und Winona war davon überzeugt, dass Sibi und ich wie füreinander geschaffen sind.

Wie verlief das erste Date?

Wir schlenderten durch einen Park und sahen, wie zwei Männer einen Hund schlugen, den sie an einem Baum festgebunden hatten.

Was taten Sie?

Ich habe die Idioten in die Flucht geschlagen. Sibi und ich brachten den Hund zum Tierarzt. Das war der Beginn unserer Beziehung.

Was ist aus dem Tier geworden?

Wir haben ihn adoptiert.


Das Interview erschien erstmals in unserer September-Ausgabe 2018.

 

Titelbild: Playboy Deutschland