Mo., 20.11.2017
Porträts

Warum faszinieren uns die Taten des Schwerverbrechers?

Charles Manson ist tot. Die Geschichte des Schwerverbrechers und Sektenführers ist zugleich grausam und faszinierend. Manson hatte enge Verbindungen zur Musikwelt der 60er-Jahre. Das sorgte dafür, dass er nicht nur als Wahnsinniger galt, sondern als eine der dunkelsten Persönlichkeiten der popkulturellen Geschichte.

Manson war 16 Jahre alt, als er das erste Mal hinter Gitter wanderte. Immer wieder saß er danach wegen kleiner und größerer Delikte im Knast. Geklaute Autoradios, Sachbeschädigungen und Zuhälterei. Wäre es dabei geblieben, würde heute vermutlich kaum jemand den Namen "Charles Manson" kennen. Hätte es nicht die Tate-LaBianca-Morde gegeben, bei denen 1969 sieben Menschen grausam starben.

Wie kann man sich einem Menschen wie Manson nähern? Ein lebenslänglich Verurteilter, der wohl nie selbst mordete. Ein Sektenguru, der seine Anhänger zu schlimmsten Taten bewegte. Ein psychopathischer und manipulativer Schwerverbrecher. Welche Aura muss ein solcher Mensch besitzen?

Besessen von Musik

Denn es gibt auch Charles Manson, den Musiker. Der Hobby-Gitarrist, der von der Musik der Beatles besessen war und sein Geld zeitweise als Straßenmusiker verdiente. Manson, der zusammen mit den Beach Boys Brian, Dennis und Carl Wilson musizierte.

Ein Jahr vor den ersten Morden der „Manson Family“ erschien der Song „Never Learn Not to Love“ als B-Seite der Beach Boys-Single „Bluebirds over the Mountain“. Ein Lied, das zu großen Teilen aus der Feder Mansons stammt.

Manson rechtfertigte sich mit den Beatles

Manson war fasziniert von der Popmusik seiner Zeit. Der Außenseiter, der Teil der glänzenden Unterhaltungswelt sein möchte, seine perverse Nische aber in der Gewalt findet. Eine Geschichte, die man sich nicht besser und grausamer ausdenken könnte.

Bis heute gibt es kein eindeutiges Motiv für die Morde, die Manson initiierte. Er selbst bezog sich auf die Beatles. Sie seien die vier Engel einer bevorstehenden Apokalypse. Dieses Weltuntergangsszenario bezeichnete er als „Helter Skelter“, ein Krieg zwischen Schwarzen und Weißen. Diese Botschaft steckte laut Manson im gleichnamigen Beatles-Song. Der Titel fand sich an einem der Tatorte wieder, geschrieben mit Blut.

Sein Schaffen beeinflusste die Musikwelt

Bilder wie diese waren es wohl, die Manson zu einer dunklen Ikone machten. Vor seinen Sektenmitglieder bezeichnete er sich als Jesus und Satan in Personalunion. Nicht untypisch für einen Irren, doch die Anhänger seiner rund 100 Personen zählenden Kommune glaubten ihm.

Auch als Manson längst seine lebenslange Haftstrafe absaß, beeinflusste sein grausames Schaffen die Musikwelt. Guns n' Roses coverten seinen Song „Look At the Same Girl“. Der Künstlername Marilyn Manson bezieht sich zur Hälfte auf die Hollywood-Schönheit, zur anderen auf den schaurigen Sektenführer.

Bis zum Schluss wusste Manson die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Bilder seines Konterfeis mit Hakenkreuz-Tattoo kennt fast jeder. Zuletzt sorgte Charles Manson für Schlagzeilen, als er beabsichtigte die 26-jährige Afton Elaine Burton zu heiraten. Selbst dicke Betonwände und Gitterstäbe konnten Mansons Ausstrahlung auf andere nicht aufhalten.

Sieht man sich Aufnahmen von Manson im Netz an, so kriegt man es leicht mit der Angst zu tun. Man sieht einen Irren und ist froh, dass bis zu seinem Lebensende keiner der 12 Bewährungsanträge bewilligt wurde. Auch nach seinem Tod wird Manson und seine Geschichte bleiben. In Quentin Tarantinos nächstem Film wird er auftauchen und weiter zur Ikone werden. Eine Ikone, auf die die Welt gut und gerne hätte verzichten können.
Titelbild: Playboy Deutschland