Di., 03.05.2016
Mode & Stil

George Clooney wird 60 - Der Beste seiner Art

George Clooney, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, steht für vieles, das andere gern hätten: uneitles Wohlwollen trotz blendender Fassade. Diskretion trotz starker Haltung. Charme trotz scharfen Witzes. Großes Auftreten ganz ohne Trommelwirbel. Alles, was der Hollywood-Star macht, erscheint leicht, cool und lässig. Neider müssen ihn hassen. Gentlemen lieben seinen Stil. Der folgt ein paar einfachen Grundsätzen. Und zwar diesen hier...

Klar, der auch. Kein Wunder eigentlich, dass gerade der ehemalige Präsident das sagt: „George Clooney ist ein Freund“, erwähnte Barack Obama einst in einem Interview. „Ein guter Freund, ein guter Mann.“ Der US-Präsident lobte Clooneys Einsatz in Darfur und berichtete, wie sie sich kennen gelernt hatten vor Jahren, als er noch Senator war und der Schauspieler vor dem Kongress über die Krise in Darfur sprach.

Obama erzählte das im Wahlkampfsommer 2012, ein paar Monate nachdem Clooney eine Spendenparty für ihn in seinem Haus veranstaltet hatte. Über Leute, die Geld für sie eintreiben, sprechen Politiker immer mit Wohlwollen. Aber Freunde nennen dürfen sie sich deshalb noch lange nicht.

Clooney ist ein schöner Freund. Die American Academy of Facial Plastic and Reconstructive Surgery wählte ihn 2003 zum „modernen Schönheitsideal“. Clooney erfülle alle äußerlichen Kriterien: markanter Kiefer, tiefbraune Augen, olivfarbener Teint, starke, maskuline Nase. Seine Attraktivität sei jedoch nicht nur auf die perfekten Gesichtszüge zurückzuführen, sondern auf seine „charmante Persönlichkeit“. „Sein trockener Witz unterstreicht seine Perfektion“, erklärte ein Sprecher der Academy.

Präsidenten, Schönheitschirurgen, Frauen in aller Welt sind angetan von Clooney. Aber warum? Da muss mehr dahinterstecken. Tut es auch. Clooney hat Prinzipien. Einfach Prinzipien, die sich jeder zu eigen machen kann, der selbst gern ein bisschen Clooney wäre.

1. Sei und bleib bescheiden

Es fängt schon damit an, wie Clooney zur Tür hereinkommt. Ohne Lärm und Brustgetrommel. Ein schnelles Lächeln, ein Gruß, angenehm, unaufgeregt. Wie ist es, so einen umwerfenden Effekt auf Menschen zu haben? Clooney kennt sie, die Frage. Eine dieser Fragen, die man nicht beantworten kann, ohne wie ein Arschloch zu klingen.

Deshalb macht er das einzig Richtige. Schlägt die Augen nieder. Nestelt an irgendetwas, seinen Ärmeln, einem Zuckerpapier, bloß nicht gucken. Und spricht: „Keine Ahnung, ich bin ziemlich gut darin, meine Umwelt auszublenden. Wenn ich als Kind aus der Schule kam, wurde mir auch immer hinterhergestarrt. Hey, da kommt Nick Clooneys Sohn. Mein Vater war ein bekannter Nachrichtenmann in Kentucky. Ich dachte,wenn ich nicht hinsehe, würden sie mich auch ignorieren. Und so mache ich das immer noch.“


Brillant. So viel schlauer als die Supermodels, die darauf bestehen, als Kind hässliche Entlein gewesen zu sein. Eine kleine Anekdote, um das Kompliment zu entkräften. Und schon kann man über seine Kindheit reden. Als Fünftklässler litt er unter Bell’s Palsy, einer Gesichtslähmung. „Ich sabberte beim Milchtrinken“, sagt er heute nur darüber. Was er daraus gelernt hat? Man ist immer nur einen Wimpernschlag von der anderen Seite entfernt.

2. Nimm nichts als selbstverständlich

Das Leben ist zu kurz, um sich ärgern zu lassen. Das sagte Clooney, nachdem er eine Schlägerei mit David O. Russell, dem Regisseur von „Three Kings“, hatte, weil der die Statisten schikanierte. Seitdem arbeitet er nur noch mit Leuten zusammen, mit denen er auf einer Wellenlänge ist. Zum Beispiel mit seinem Freund Grant Heslov, bei dem pennte er als arbeitsloser Schauspieler auf der Couch.

1982 lieh Grant ihm 200 Dollar für Porträtaufnahmen. Heute ist er Partner in Clooneys Produktionsfirma Smoke House. „Ich weiß genau, wie privilegiert ich bin und was für ein Glück ich hatte“, sagt Clooney. „Ich habe Tabak geerntet, Versicherungen verkauft und alten Frauen mit Hühneraugen Schuhe angedreht. Noch mit 30 hätte ich nicht gedacht, dass ich mal so weit kommen würde. Also sollte ich genießen, was ich tue.“

3. Immer loyal bleiben

Und zwar immer. Clooneys Zehner-Bande ist legendär. Die Jungs kennen sich seit 30 Jahren und leben über ganz Amerika verstreut. Als einer der zehn seinen Vater zu Grabe tragen musste, sammelte Clooney alle Freunde zwischen West- und Ostküste mit seinem Privatjet ein und flog sie zur Beerdigung. „Wäre es nicht schön, eine Familie zu haben?“, wird er regelmäßig gefragt. „Aber ich habe doch meine Freunde“, sagt er

dann. „Ich halte meine Freundschaften für den größten Erfolg meines Lebens.“

Außer seinen guten Freunden aus schlechten Tagen gibt es noch die guten Kollegen, die er einmal im Jahr sieht (Brad Pitt, Matt Damon), und die Basketball-Kumpels, die jeden Sonntag zum Barbecue in der Casa Clooney vorbeischauen. Kinder, Hunde und Frauen sind selbstverständlich willkommen. „Ich habe das Haus gern voll“, sagt er.

4. Sei ein guter Gastgeber

Eine Villa am Comer See hilft natürlich, und eine Gästeliste von Kofi Annan bis zur Stripperin ebenfalls. Aber man muss auch wissen, wie man die Leute bei Laune hält. Wer bei Clooney am Tisch sitzt, wird ins Gespräch einbezogen. „Jeder hat eine interessante Geschichte“, findet er, „man muss nur zuhören können.“ Und aufpassen, dass sich keiner langweilt. Während seine Hausgäste am Comer See Mittagsschläfchen halten, organisiert er Bootstouren und Ausflüge zum Eisessen. „Gastgeber sein ist Arbeit“, sagt er.

5. Wisse, wie man verführt

Um Einsteins Sympathie beim ersten Date zu gewinnen, parfümierte Clooney seine Schuhe mit Truthahnhackfleisch. Seitdem frisst ihm der schwarze Cocker-Mischling aus der Hand. Auch bei Menschen verlässt er sich auf klassische Methoden. Wenn Clooney was will, schreibt er Briefe. Regisseur Steven Soderbergh nannte ihn „den letzten großen Briefeschreiber Amerikas“, nachdem sich George per Post um eine Rolle in „Solaris“ bei ihm beworben hatte. Aber natürlich ist er auch beim Frauenverführen ein Könner.

Ex-Freundin Celine Balitran erzählt: „Es war sein Blick. Intensiv, unglaublich warm, der attraktivste Gesichtsausdruck der Welt.“ Wenig später zeigte er ihr L. A. - „auf der Harley-Davidson“. Und dann sein Haus: „Acht Schlafzimmer, alle mit Kamin!“ Cocktail-Kellnerin Sarah Larson (2007-2008) und Italien-Import Elisabetta Canalis (2010-2011) könnten es nicht besser gesagt haben.

6. Spiel keine Spielchen

In Madame Tussaud’s Wax Museum in Las Vegas können sich Besucherinnen im Hochzeitskleid neben Clooneys Puppe fotografieren lassen. Clooneys notorisches Junggesellensein gehört zum Kulturgut. Seine wechselnden Freundinnen sind oft größer als er (1,79 Meter), hübsch, aber nicht supermodelhübsch, nicht doof, aber auch keine Nobelpreisträgerinnen. Hin und wieder wird der Vorwurf laut, Clooney date unter seinem Niveau, dieser Mann, der alle haben kann.

Die Beziehungen mögen nicht für immer sein, dafür muss, solange sie dauern, keine Frau zweifeln, ob sie mit ihm zusammen ist. Clooney ruft immer an. Und versteckt seine aktuelle Liebelei auch nicht, wenn der Präsident zu Besuch kommt. „Big Day Today :)“, twitterte Ex-Wrestlerin Stacey Keibler, als Clooney im Mai 2012 Obama in seiner Villa zur Spendenparty begrüßte. Wie die meisten ihrer Vorgängerinnen durfte sie nach kurzer Kennenlernphase bei ihm einziehen. Nebenbuhlerinnen braucht sie nicht zu fürchten. Bevor eine Neue kommt, gibt es einen sauberen Schnitt. Für den Serien-Monogamisten eine Frage des Respekts.

Während wir daran festhalten, sind seine sauberen Schnitte für Clooney mittlerweile Vergangenheit: Seit 2014 braucht Clooney diese nicht mehr. Der "ewige Junggeselle" heiratete im September seine große Liebe, die Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin.

7. Sei ein guter Ex-Freund

Auffällig: Keine einzige seiner Ex-Geliebten hat sich je in einem Klatschmagazin über ihn beschwert. „Ich bin ein besserer Ex-Freund als Freund“, scherzte er mal, als ein Reporter wissen wollte, ob es wahr sei, dass er seiner Ex-Freundin Celine Balitran (1996-1999) zum Abschied ein Haus geschenkt habe. Gesetzlich war er

dazu nach drei Jahren Beischlaf nicht verpflichtet. Moralisch schon. „Ich habe sie aus Paris entwurzelt, sie soll nicht obdachlos sein.“ Das Mindeste, was aus einer Beziehung mit Clooney herausspringt, ist eine Reality-Show. Auch Stacey Keibler hat danachfür eine unterschrieben. Irgendwas mit Supermärkten.

8. Arbeite am Vermächtnis

Man muss keine Kinder in die Welt setzen, um fortzuleben. „Ich könnte es mir schon seit Jahren in meiner Villa in Italien bequem machen und den ganzen Tag Rotwein trinken“, sagt Clooney. „Ich brauche das Geld nicht mehr. Aber ich fühle eine Verantwortung für das ganze verdammte Glück, das ich hatte. Das Größte für mich heute ist, Leute zum Nachdenken zu bringen. Ich habe vielleicht keine Lösungen parat, aber zumindest eine Diskussion angeregt.“ Clooney macht, wovon andere nur reden.

Für das anspruchsvolle Kassengift „Syriana“ begnügte er sich mit 350.000 Dollar Minimalgehalt, und für „Good Night and Good Luck“ verzichtete er ganz aufs Honorar und setzte seine Villa in Studio City ein, um die Versicherung zu decken. Auch für „Ides Of March“ nahm er nur das Gewerkschaftshonorar. „Hauptsache, man macht den Film, den man wollte.“ Kunst ist umsonst, Geld verdient er mit Kommerz. Und selbst da hat er noch Spaß. Bestes Beispiel: der norwegische TV-Spot für eine Bank, in dem eine Blondine nach einem Filmriss als Mrs Clooney erwacht. Die Moral: „Manche Leute haben Glück im Leben. Für die anderen empfiehlt sich sparen.“ Mit dem Honorar finanzierte Clooney ein Satellitenprojekt, das die Krisenregion Sudan überwacht.

9. Zahle stets Bar

Clooney ist Lebemann, aber kein Zocker. Dafür sitzt die Angst vor der Armut zu tief. „Ich habe sogar mein Haus bar bezahlt mit meinem ,Batman’-Honorar. Jeder, der mal pleite war, fürchtet, dass diese Zeiten wiederkommen können. Ich bin extrem konservativ mit meinem Geld. Aktien interessieren mich nicht. Die Börse ist für mich wie Vegas ohne Showgirls.“

10. Ehre deine Eltern

Papa Clooney drangsalierte seine Kinder mit Nachrichten-Fragestunden, heute reisen die beiden gemeinsam in Krisengebiete. Darfur zum Beispiel. Was Mrs Clooney betrifft: „Meine Mom war eine Schönheitskönigin und hatte ihre eigene Fernsehshow. Zu ihrem Geburtstag kaufte sie sich eine Säge. Mein Vater konnte nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen. Meine Mutter deckte unser Dach.“ Wenn ihr Sohn gerade solo ist, begleitet sie ihn auf dem roten Teppich. Und niemand hält ihn für ein Muttersöhnchen.

Titelbild: IMAGO / Ronald Grant