1. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: The Beatles – „Abbey Road“ (1969)
Vor 55 Jahren – im April 1969 – begannen die Beatles ein letztes Mal, gemeinsam an einem Album zu arbeiten. Was sie schufen war nicht weniger als ein Meisterwerk. Und das begann schon mit dem ikonischen Cover.
Dabei war die Fotosession am heute weltberühmten Zebrastreifen aus der Not geboren. Der ursprüngliche Plan, das Album „Everest“ zu nennen und eine Fotosession am Himalaya zu organisieren, wurde schnell wieder fallengelassen. Nachdem die Beatles mit den Aufnahmen ihrer Musik bereits im Verzug waren, beschlossen sie einfach vor die Tür zu gehen. „Die Kreuzung lag direkt vor der Tür, und wir hatten eine Idee. ‚Lasst uns einfach rausgehen, einen Fotografen anrufen und über die Kreuzung laufen. In einer halben Stunde haben wir es hinter uns.‘ Wir hingen im Zeitplan ziemlich hinterher, und das Cover muss immer schon vor der Musik fertiggestellt sein. Also schnappten wir uns den Fotografen Ian Macmillan, gaben ihm dreißig Minuten Zeit und liefen auf der Kreuzung hin und her“, erinnerte sich Paul McCartney später.
Doch nicht nur, dass aus dieser kurzen Fotosession eines der bekanntesten Albumcover der Zeit wurde, überrascht. Auffällig ist auch, dass das Cover ganz ohne Text auskommt. Weder „The Beatles“, noch der Albumtiltel „Abbey Road“ ist auf der Frontansicht der Platte zu finden.
Trotzdem – oder genau deswegen – hat es das Design ins Popkulturelle Gedächtnis geschafft und wurde unzählige Male nachgeahmt. 2010 wurde der weltberühmte Zebrastreifen in London zum Denkmal erklärt und ist bis heute ein beliebtes Fotomotiv für Fans. So werden dort heute täglich Bilder gemacht, was hin und wieder zu kleinen Staus führt.
Als im März 2020 wegen Corona das Besucheraufkommen zurückging, nutzte man die Chance, den Zebrastreifen zu renovieren und die Streifen neu nachzumalen. Wer den Fußgängerweg einmal live sehen will, muss dafür aber gar nicht extra nach England fliegen. Seit vielen Jahren gibt es auf der Webseite der Abbey-Road-Studios, wo die Beatles ihr Meisterwerk aufnahmen, eine eigene Webcam, die Tag und Nacht auf den Zebrastreifen gerichtet ist.
2. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: Nirvana – „Nevermind“ (1991)
Mit „Nevermind“ haben Nirvana das wohl mit Abstand bekannteste Albumcover der 1990er-Jahre kreiert: ein nacktes Baby unter Wasser greift nach einem an einer Angelschnur hängenden Dollarschein. Die Darstellung wurde vielfach parodiert und zitiert, unter anderem von und Weird Al Yankovic und mit Bart Simpson – und auch von dem Cover-Model selbst. Spencer Elden, zum Zeitpunkt des Fotos vier Monate alt, stellte die Szenerie im Laufe seines Lebens mehrfach öffentlichkeitswirksam nach. Neuere Bilder zeigen ihn sogar mit einem auf die Brust tätowierten „Nevermind“-Schriftzug.
Das Kuriose: Aufgrund des Covers verklagte er Nirvana Jahrzehnte später. Angeblich hätte man ihm, beziehungsweise seinen Eltern, zugesagt, er dürfe im Erwachsenenalter die Bandmitglieder kennenlernen. Seine Versuche, das Foto als Kinderpornografie einordnen zu lassen oder der Band vorzuwerfen, aufgrund des Suizids von Frontmann Kurt Cobain vertragsbrüchig geworden zu sein, scheiterten allerdings.
3. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: Captain Beefheart – „Trout Mask Replica“ (1969)
Eigentlich wollte sich Captain Beefheart nach „Safe As Milk“ (1967) und „Strictly Personal“ (1968) aus dem Musikgeschäft zurückziehen. Sein Schulfreund Frank Zappa, welcher sich für die Produktion von „Trout Mask Replica“ verantwortlich zeigte, stimmte ihn allerdings um und ließ ihm die künstlerische Freiheit, die er benötigte.
Äquivalent zu den allen gängigen Hörgewohnheiten widersprechenden Klänge und Songstrukturen schmückt „Trout Mask Replica“ ein ähnlich unkonventionelles Cover. Vor einem rosenfarbenen Hintergrund posiert ein Person in einer auffällig grünen Jacke mit Fellkragen, blauem Schal und einem kegelförmigen Hut. Vor ihr Gesicht hält sie einen – mutmaßlich echten – Karpfen. Was das darstellen soll? Gute Frage. Der Avantgardismus passt jedenfalls zur Musik…
4. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: The Velvet Underground – „The Velvet Underground & Nico“ (1967)
„The Velvet Underground & Nico“ lebt zu einem großen Teil von der (zumindest in Teilen nur namentlich aufgeführten) Mitarbeit von Pop-Art-Ikone Andy Warhol. Neben der Produzententätigkeit, welche er für das Album offiziell innehatte – Sänger Lou Reed erklärte später, seine Aufgabe hätte vor allem in der Tatsache bestanden, durch seinen bloßen Namen das Label Verve Records davon abzuhalten, sich in kreative Belange einzumischen – steuerte er das Artwork bei, das die Platte als „Bananenalbum“ weltberühmt werden lassen sollte.
Weder Bandname noch Albumtitel sind auf dem Werk zu finden. Stattdessen zeigt das Cover neben Warhols Signatur am unteren Bildrand lediglich den Vermerk „peel here and see“ an einer Klebelasche der Bananenspitze. Zieht man an dieser, „schält“ sich die Banane und unter dem gelben Anstrich kommt rosafarbenes Fruchtfleisch zum Vorschein. Wer allerdings seine Neugier im Zaun halten konnte und darauf verzichtete, nennt heute ein äußerst begehrtes Sammlerstück sein Eigen.
5. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: Guns N' Roses – „Appetite For Destruction“ (1987)
Neben Welthits wie „Sweet Child O Mine“ oder „Paradise City“ zeichnet „Appetite For Destruction“ vor allem eines aus: Das Cover. Lange bevor Guns N' Roses zur „gefährlichsten Band der Welt“ avancierten, sorgte das Artwork ihres Debütalbums für Aufsehen.
Das von Robert Williams angefertigte Bild zeigt eine nackte Frau, die von einem androiden Gangster bedroht oder mutmaßlich vergewaltigt wird. Die Darstellung war für einige Supermarktketten in den USA offenbar zu viel des schlechten Geschmacks und sie verbannten das Album aus den Geschäften. Doch die Band lenkte ein und ließ für „Appetite For Destruction“ ein neues Cover anfertigen, dass ein riesiges, mit totenkopfartigen Konterfeis der Bandmitglieder gespicktes Kreuz zeigt.
Geschadet hat Guns N' Roses der kleine Skandal nicht: Mit mehr als 30.000.000 verkauften Einheiten gilt „Appetite For Destruction“ heute als das absatzstärkste Debütalbum aller Zeiten.
6. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: The Rolling Stones – „Sticky Fingers“ (1971)
Andy Warhol schafft es mit seinen Kunstwerken gleich zweimal in diese Liste. Für das neunte Album von The Rolling Stones, „Sticky Fingers“, fotografierte er den Schauspieler Joe Dallesandro. Dieser trug für die Aufnahme eine enge Röhrenjeans, die deutlich die Konturen seines Glieds erkennen lässt. Als Gimmick baute man in die Schallplattenhülle einen Reißverschluss ein, um die Hose auf dem Cover öffnen zu können. In neueren Versionen des Albums fehlt dieser allerdings; Plattenverkäufer beschwerten sich, der Verschluss würde beim Einsortieren die angrenzende Schallplatten beschädigen.
Ein Novum von „Sticky Fingers“: Es ist nicht nur die erste Veröffentlichung auf dem eigenen Label Rolling Stones Records, die Rückseite des Albums zeigt zudem erstmals das legendäre Bandlogo der Stones, die ausgestreckte Zunge. Warhol selbst ließ sich seine Arbeit gut bezahlen: Für das Foto strich der Künstler 15.000 Britische Pfund ein.
7. Albumcover, das Rockgeschichte geschrieben hat: Iron Maiden – „Powerslave“ (1984)
Für „Powerslave“ versetzt der Künstler Derek Riggs das von ihm entworfene Iron-Maiden-Masskottchen Eddie in das antike Ägypten und verbaut reichlich Referenzen im Bild. Auf der linken Seite sind zwischen zwei dunkelgefärbten Sphinxstatuen inmitten von Hieroglyphen der in Stein gemeißelte Satz „Indiana Jones was here 1941“ und ein Micky-Maus-Emblem zu sehen. Etwas darüber prangt „Wot A Load Of Crap“, auf der rechten Seite des Bildes „Wot? No Guiness“.
Besonders auffällig: ein gigantischer Treppenaufgang in der Mitte des Kunstwerks, welcher in den Schritt eines überlebensgroßen Eddie, dargestellt als Pharao, führt. Mit „Powerslave“ lieferte Riggs eines der wohl ikonischsten Iron-Maiden-Cover ab, welches im Hinblick auf die zahlreichen Querverweise und Anspielungen nur noch von dessen Nachfolger „Somewhere In Time“ (1986) überboten wird.
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