Mi., 23.12.2020
Genuss

Besser schmecken

Wer ein Gourmet werden will, muss gute und weniger gute Zutaten unterscheiden können – und sich von schlechten
Angewohnheiten trennen. Der Gewinn: ungeahnte Geschmackserlebnisse. Ein Genuss-Guide in zehn Häppchen.

1. Verabschieden Sie sich von schlechtem Essen

Ein billiger Burger oder eine Tiefkühlpizza können den schnellen Hunger stillen, verderben aber auf lange Sicht den Geschmackssinn. Wenn Sie nicht bloß Nahrung aufnehmen, sondern Ihr Essen genießen wollen, verzichten Sie auf Fast Food und Fertiggerichte, die vollgestopft sind mit Konservierungsstoffen, Verstärkern, Fetten, Salz und Aromen. Sie gewöhnen sich nämlich an diesen künstlichen Geschmack. Die gute Nachricht: Sie können sich auch wieder an natürliche Zutaten gewöhnen!

2. Nehmen Sie sich Zeit

Essen Sie nicht nebenbei. Ein schneller Snack unterwegs im Gehen sollte der Vergangenheit angehören, wenn Sie ein Gourmet werden wollen. Machen Sie beim Essen bewusst eine Smartphone-Pause: Lesen Sie keine Nachrichten, scrollen Sie nicht durch die sozialen Medien, hören Sie keine Podcasts. Und Fernseher aus, wenn Sie sich an den Tisch setzen. Wer sich beim Essen ablenken lässt, verzehrt nicht nur nachgewiesenermaßen mehr Kalorien (und wird dicker), er nimmt auch viel weniger Geschmack wahr.

3. Kochen Sie viel selbst

Erstens schmeckt es immer besser, wenn man selbst am Herd steht, das zeigen viele Studien. Zweitens lernen Sie so am besten, was gutes Essen ausmacht. Lesen Sie in Kochbüchern, entdecken Sie neue Lebensmittel, probieren Sie Ihnen bislang unbekannte Zubereitungsarten aus. Mit ein wenig Übung entwickeln Sie ein besseres Gespür für die Zutaten, die Sie verarbeiten. Nur wer schon selbst Saucen und Suppen gekocht hat, schmeckt den Unterschied!

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4. Fangen Sie erst mal einfach an

Kochen ist manchmal hohe Kunst, immer aber ein Handwerk, das grundsätzlich jeder lernen kann. Starten Sie nicht mit der anspruchsvollen französischen Hochküche. Sie brauchen am Anfang auch keine neuen, teuren Küchengeräte. Stattdessen lernen Sie ein paar einfache, sehr gute Basis-Rezepte, eine originale Bolognese zum Beispiel (die Sie im Kochbuch „Pasta Mia!“ von Gennaro Contaldo bei Ars Vivendi finden). Und dann fangen Sie langsam an, sich zu steigern und kompliziertere Speisen zu kochen.

5. Verwenden Sie gute Zutaten

Egal, wie raffiniert Sie ein Gericht zubereiten: Mit schlechten Zutaten kommen Sie nicht weit. Kaufen Sie Gemüse und Obst frisch, holen Sie sich Ihr Fleisch beim Metzger und den Fisch im Fachgeschäft. Natürlich kostet das ein wenig mehr als im Supermarkt. Aber lieber weniger, dafür gut. Gerade wenn Sie bei alltäglichen Zutaten wie Salz, Olivenöl und Essig auf Qualität und Herkunft achten, heben Sie Ihr Essen insgesamt auf ein neues Niveau.

6. Schulen Sie Ihre Sinne

Kaufen Sie nicht alles bereits abgepackt ein. Gehen Sie doch mal über den Wochenmarkt, und nehmen Sie die Auslagen in die Hand. Fühlen Sie nach, ob die Früchte schon reif sind. Riechen Sie dran. Obst, Gewürze und Gemüse verströmen flüchtige Duftstoffe, an denen wir erkennen können, ob sie für uns gesund sind. Riechen die Lebensmittel angenehm, ist alles wunderbar. Während der Corona-Pandemie sollten Sie allerdings aus Hygienegründen nur Waren berühren, die danach gewaschen werden können.

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7. Schonen Sie Ihre Geschmacksnerven

Salz ist für unseren Körper lebensnotwendig, aber der moderne Mensch isst mittlerweile viel zu viel von dem Mineral. In Übermengen ist es ungesund – und kann viele andere Aromen überdecken, die Sie eigentlich aus einer hervorragenden Speise herausschmecken wollen. Wenn Sie plötzlich drastisch weniger Salz verwenden, schmeckt das Essen fad. Reduzieren Sie das Salz also lieber peu à peu über mehrere Wochen – Sie werden es nicht vermissen. Auch bei Kräutern und Gewürzen sollten Sie es nicht übertreiben: Versuchen Sie nicht, den Eigengeschmack Ihrer Speisen zu überdecken. Ein Hauptgewürz (das Sie eventuell mit wenigen anderen Gewürzen verfeinern) reicht meist völlig aus.

8. Genießen Sie

Nehmen Sie kleine Bissen, und kauen Sie lange. Das ist ein alter Ratschlag mit großer Wirkung. Zum einen macht das schneller satt – zum anderen nehmen Sie auf diese Weise Ihre Nahrung sehr viel intensiver wahr: den Geruch, die unterschiedliche Festigkeit der Zutaten, das Zusammenspiel aller Komponenten. Die Speisen werden zerkleinert und mit Speichel vermischt, dadurch schmecken Sie viele neue Aromen. Nicht die Menge macht Spaß, sondern das kulinarische Erlebnis an sich. Und ganz nebenbei ist langsames Essen auch für die Verdauung förderlich.

9. Lassen Sie sich von anderen inspirieren

Es ist wie mit allen Dingen im Leben: Auch beim Essen lernen Sie nie aus. Holen Sie sich neue Ideen von Freunden, indem Sie sich gegenseitig zum Essen einladen. Fragen Sie nach, was in den Gerichten drin ist. Besuchen Sie ab und zu ein sehr gutes Restaurant – es lohnt sich. Reisen Sie, und essen Sie die heimischen Gerichte nicht in Touristen-Läden, sondern dort, wo auch die Einheimischen einkehren – unverfälscht und nicht an fremde Gewohnheiten angepasst.

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10. Bleiben Sie neugierig

Seien Sie mutig, und probieren Sie auch Zutaten und Speisen, die Sie noch nicht kennen. Viele unserer Essgewohnheiten sind reine Erziehungssache – aber warum sollten Sie köstliche Insekten, Innereien oder ungewöhnliche Delikatessen wie die Durian-Frucht verschmähen, nur weil Ihre Eltern sie früher nicht aufgetischt haben? Warum Muscheln und anderes Meeresgetier auslassen, nur weil Sie mal das Pech hatten, sie schlecht zubereitet genießen zu müssen? Ihnen würde viel entgehen.

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