Playboy-Musik-News: Beyoncé wird zur Country-Ikone und Beth Ditto feiert ihr Comeback mit Gossip

Beyoncé als Country-Sängerin: Mit „Cowboy Carter“ reißt die Sängerin alle Grenzen ein
Credit: Sony Music

Zwei Wochen lang war es Still um die Playboy-Musik-News, doch pünktlich zum Osterwochenende melden wir uns zurück. Diesmal im Gepäck: Beyoncés Country-Album, das Comeback von Gossip und der Frage: Was machen wir nach der Legalisierung eigentlich mit unseren Cannabis-Protestsongs?

 
Eine Texanerin, die ein County-Album aufnimmt? Nichts Besonderes, sollte man meinen. Doch wenn die Texanerin schwarz ist und dazu noch Beyoncé heißt, ist das natürlich eine große Sache. Im Februar schrieb die 42-Jährige bereits Musikgeschichte, als sie als erste schwarze Frau die US-amerikanischen Country-Charts anführte. Der Beginn ihrer Country-Ära, den sie mit den Singles „Texas Hold ‚Em“ und „16 Carriages“ einläutete, hätte nicht erfolgreicher sein können. Schon nach wenigen Tagen verzeichnete „Texas Hold ’em“ mehr als 20 Millionen Streams und beförderte „Queen B“ an die Spitze der „Billboard Hot Country Songs“-Charts.

Musik-Statement der Woche: Beyoncé pfeift auf Genre-Grenzen und Hautfarben

 Dieser Coup war der erste Vorgeschmack auf das Album „Cowboy Carter“, das diese Woche erschien. Und schon Titel und Albumcover zeigen, wohin die Reise geht. Beyoncé, in rot-weiß-blauem Cowboy-Outfit, in der einen Hand die US-Flagge, in der anderen die Zügel des weißen Pferdes, auf dem Beyoncé für das Bild posiert. Ikonischer könnte die Inszenierung kaum sein. Für Beyoncé ist das neue Album eine Flucht nach vorne, wie sie selbst in ihrer Ankündigung zu „Cowboy Carter“ auf Instagram schrieb:
 
„Ich hoffe, dass in einigen Jahren die Erwähnung der Rasse eines Künstlers im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Musikgenres irrelevant sein wird. An diesem Album habe ich über fünf Jahre gearbeitet. Es entstand aus einer Erfahrung, die ich vor Jahren gemacht habe, als ich mich nicht willkommen fühlte ... und es war sehr klar, dass ich es nicht war. Aber aufgrund dieser Erfahrung bin ich tiefer in die Geschichte der Country-Musik eingetaucht und habe unser reiches musikalisches Archiv studiert. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie Musik so viele Menschen auf der ganzen Welt vereinen kann, und gleichzeitig die Stimmen einiger Menschen zu verstärken, die so viel von ihrem Leben der Aufklärung über unsere Musikgeschichte gewidmet haben.
 
Die Kritik, mit der ich konfrontiert wurde, als ich zum ersten Mal in dieses Genre einstieg, zwang mich dazu, die Grenzen zu überwinden, die mir auferlegt wurden. act ii ist das Ergebnis der Herausforderung, die ich mir selbst gestellt habe, und der Zeit, die ich mir genommen habe, um die Genres zu biegen und zu vermischen, um dieses Werk zu schaffen.“

 

 
Und so covert Beyoncé auf der Platte unter anderem den Beatles-Song „Blackbird“, den Paul McCartney während der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren schrieb. McCartney bezeichnete den Song als „Lied von mir an eine schwarze Frau“, die der alltäglichen Diskriminierung in den USA ausgesetzt ist. Der Text entstand nur wenige Wochen nach der Ermordung Martin Luther Kings. „Blackbiird“ ist eine von mehreren Coverversionen auf „Cowboy Carter“. Auch Country-Ikone Dolly Parton ist auf dem Album vertreten und kündigt die Coverversion ihres Hits „Jolene“ an, dessen Text Beyoncé für ihre Zwecke anpasste.

Die größte Leistung der Platte ist es, dass es Beyoncé gelingt, mit der Musik sämtliche Grenzen zu überwinden. „Das ist kein Country, das ist Beyoncé“, kündigte die 32-fache Grammy-Preisträgerin. Eine Aussage, die sie auf „Cowboy Carter“ eindrucksvoll einlöst. Country-Songs mit Dolly Parton, Linda Martell und Willie Nelson stehen neben Rap-Features von Shaboozey sowie Gastbeiträgen von Post Malone und Miley Cyrus. „Cowboy Carter“ ist ein Album einer schwarzen Frau aus Texas, die Musik aus Jahrzehnten vereint, Genres aufbricht, dabei politisch und gleichzeitig unglaublich gefühlvoll ist. Ein Album für alle. Und das spannendste an der Geschichte: Es ist, so Beyoncé, nach dem 2022-Album „Renaissance“ erst der zweite Akt ihrer angekündigten Trilogie. 

Musik-Comeback der Woche: Beth Ditto beschert uns mit ihrer Gossip endlich ein neues Album

Vor 15 Jahren mischte die Band Gossip um Frontfrau Beth Ditto die Musikszene auf. Da stand eine ganz vorne am Mikrofon, die so überhaupt gar nicht aussehen wollte, wie man das von einer Frau in der Popwelt erwartete. Nicht trotz, sondern wegen ihrer Körperfülle posierte sie 2007 nackt das Cover des NME, garniert mit der Titelzeile „Kiss my ass!“. Doch nicht nur die Inszenierung, auch die Musik überzeugte. Der Song „Heavy Cross“ stürmte die Bestenlisten und Beth Ditto wurde zum Weltstar, zur Muse für Karl Lagerfeld und zur Ikone der LGBT-Bewegung, noch ehe die Abkürzung im Mainstream angekommen war. 2016 löste sich Gossip auf und Ditto versuchte sich als Solokünstlerin und Modeschöpferin.

Doch vergangene Woche endete die Gossip-freie Zeit und die Band veröffentlichte das Comeback-Album „Real Power“. Für die Aufnahmen holten sich Gossip Star-Prodzent Rick Rubin ins Boot. Eine Zusammenarbeit, die fruchtete und allen Beteiligten nach eigener Aussage bestens gefiel. „Real Power“ entstand laut Beth Ditto während der Covid-Pandemie und sei eine „Feier des kreativen Ausdrucks" nach einem "kollektiven und persönlichen Trauma". Und ja, diese Beschreibung trifft es gut. Gossip schaffen es, Sound und Attitüde zu reaktivieren, die sie vor beinahe zwei Jahrzehnten berühmt machten. „Real Power“ eben.

Musik-Frage der Woche: Werden mit der Cannabis-Legalisierung Tausende Songs bedeutungslos?

Am Montag ist es soweit: Nach jahrzehntelangem Bestreben wird Cannabis in Deutschland legal – wenigstens ein bisschen. Die Gesetzesänderung der Ampel markiert auch eine neue Ära in der Musik. Durch alle Genres sangen Künstler gegen die Verfolgung von Marihuana-Konsumenten. Von Reggae-Ikonen wie Bob Marley und Peter Tosh, über Ska-Ps „Cannabis“ bis hin zum bayerischen Liedermacher Hans Söllner, der immer wieder für die Legalisierung kämpfte – keine Teenager-Party ohne Legalisierungs-Song in der Playlist.
 
Selbst Entertainer Stefan Raab widmete der ehemals verbotenen Pflanze gleich zwei Hits. Mit „Wir kiffen!“ stieg Raab bis auf Platz drei der Charts auf. Dafür bastelte er m Jahr 2001 aus einem TV-Ausschnitt die rekordverdächtige 16:48-Minuten-Single, nur um im Folgejahr den Erfolg zu wiederholen. 2002 verwurstete der gelernte Metzger auf seine einzigartige Raab-Art einen Soundschnipsel aus einer Rede von Grünen-Pilotiker und Legalisierungs-Befürworter Hans-Christian Ströbele zum Charterfolg „Gebt das Hanf frei!“ – inklusive Shaggy-Feature.

Doch was wird nun aus diesen Liedern, wo ihre Forderung nach langem Kampf endlich erfüllt werden? Sicher werden viele davon am Montag zu hören sein, wenn in Deutschland erstmals legale Joints konsumiert werden. Die einzige Hoffnung kommt ausgerechnet aus dem CSU-geführten Bayern: Ministerpräsident Söder kündigte bereits an, das neue Gesetz so streng wie möglich auszulegen, damit Bayern nicht zum „Kiffer-Paradies“ werde. Und so tauchte gerade auch ein Busgeldkatalog auf, der für Vergehen gegen die neue Gesetzeslage saftige Geldstrafen bereithält. Doch auch das dürfe nur als letztes Aufbäumen konservativer Gegner gedeutet werden. In den meisten Ländern, die Deutschland die Legalisierung vormachten, passierte wenig Aufregendes. Langfristig steht den Hanf-geschwängerten Protestsongs also lediglich ein Dasein als Geschichtszeugnis bevor, als musikalische Erinnerung an die Prohibition, die sich ab dem 1. April in Rauch auflöst. Zeit für neue Lieder!

Außerdem auf playboy.de: Playboy-Musik-News am Weltfrauentag: Die besten Songs von und über Frauen   Alte und neue Musik, die Frauen in all ihren Facetten feiern, finden Sie hier.


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