Mi., 24.03.2021
Kommentar

Der beste Freund des Menschen? Mitnichten!

Im Lockdown leerten einsame Leute die Tierheime und holten sich Gesellschaft ins Haus: den besten FREUND DES MENSCHEN – oder vielleicht doch nicht jedes Menschen? Zwei Redakteure streiten sich...

Ich mag Katzen. Sie sind reinlich, elegant und führen ein stolzes Eigenleben. Sie gehen allein spazieren oder jagen. Sie lassen sich nicht herumkommandieren und wollen niemandem gefallen. Hierarchie ist ihnen fremd. Das gefällt mir. Wer eine Katze züchtigt, ist bei ihr unten durch. Katzen sind das Gegenteil von Hunden. Irgendwie logisch, dass sie einander selten gut leiden können.

Hunde sind schrecklich distanzlos. Sie reagieren ständig auf dich, beziehen alles auf sich. Rennst du zum Bus, weckt das ihren Jagdinstinkt. Fällt dir was runter, erwacht ihr Spieltrieb. Schau sie nicht an, wenn du keinen Kontakt willst. Meine schlimmste Urlaubs- erinnerung geht so: Ich spaziere nachts am Roten Meer entlang, und ein Rudel verwilderter Hunde schließt sich mir an – zehn, elf, zwölf Tiere folgen mir auf den Fersen. Ich spüre ihren Atem an den Beinen, höre sie hecheln. Auf dem erleuchteten Dorfplatz komme ich an wie der Rattenfänger von Hameln. Zwei Ägypter verscheuchen die Hunde mit Fußtritten und lachen, weil ich schweißgebadet bin. Wer Angst vor Hunden hat, ist immer der Depp. Die Löwin hingegen, die mal in Namibia um mein Zelt schlich, krönte mich für eine Tag zum Promi im Wüstencamp. Hunde machen dich lächerlich. Einen Literaturwissenschaftler, den ich sehr bewunderte, eines Tages mit seinem Dackel Gassi gehen zu sehen war eine heftige Enttäuschung. Dackel sind wie Hirschgeweihe: im urbanen Umfeld nur mit Ironie zu ertragen. Wie eigentlich die meisten Nutzhunde ohne Nutzen. Bei Schäferhund und Rottweier kommt man mit Ironie allerdings nicht weit.

Einige Katzen fressen ihre Besitzer, wenn diese tot sind. Hunde töten manchmal ihre Besitzer. Das sagt ja wohl alles.

Titelbild: Imago