Mi., 10.03.2021
Motor & Mobility

Die Bayern geben Strom

Mehr als sieben Jahre brauchte BMW, um mit dem IX3 seinen zweiten vollelektrischen Wagen herauszubringen. In einer Ausfahrt rund um München wollten wir herausfinden, ob sich das Warten gelohnt hat...

Einer der Ersten zu sein ist manchmal mehr Fluch als Segen. Als BMW Ende 2013 mit dem i3 in die Welt der Elektromobilität einstieg, gehörte der Konzern zu den absoluten Elektro-Pionieren in Deutschland. Weder Audi, Mercedes noch Porsche hatten bis dahin etwas Vergleichbares vorzuweisen. Und dann passierte lange Zeit gar nichts. Das zweite vollelektrische Fahrzeug ließ sehr lange auf sich warten, erst jetzt, im Jahr 2021, präsentiert BMW mit dem iX3 sein erstes Elektro-SUV.

Doch vielleicht zahlt sich das Zögern letztendlich aus: Im Gegensatz zur Konkurrenz konnten die bayerischen Ingenieure viele Kinderkrankheiten der Elektromobilität überspringen. So kommt der iX3 gleich mit einer passablen Reichweite von 460 Kilometern (nach WLTP) heraus sowie mit einem Akku, der sich an der Schnellladesäule innerhalb von nur 34 Minuten von null auf 80 Prozent laden lässt (oder in zehn Minuten um 100 Kilometer Reichweite).

Credit: Bernhard Limberger

Schon nach den ersten Metern unserer Testfahrt durch die Münchner Innenstadt fällt auf: Den sonst üblichen Elektro-Aha-Effekt an der Ampel gibt es nur selten. Denn sieht man einmal von den geschlossenen Kühlergrill-Nieren und der nicht vorhandenen Auspuffanlage ab, dürfte das Fahrzeug auf die meisten Passanten wie ein normaler BMW X3 wirken. Ansonsten zeugen nur die (optional bestellbaren) blauen Farbtupfer außen und innen am Fahrzeug davon, dass es sich um einen Stromer und keinen handelsüblichen Verbrenner handelt.

Trotzdem kommt aber die Freude am Fahren nicht zu kurz: Mit 286 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment beschleunigt der 2,2 Tonnen schwere Bayer in 6,8 Sekunden auf Tempo 100, die elektronisch limitierte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Diese für ein SUV passablen Leistungsdaten in Kombination mit einem reinen Heckantrieb (das hat beim X3 sonst nur der kleine Diesel mit 150 PS) machen den Stromer zur richtigen Driftmaschine – auch wenn dies vermutlich nicht das primäre Ziel der Ingenieure war. Höchstens beim Skiausflug und den damit verbundenen steilen und schneebedeckten Passstraßen dürften sich einige Fahrer den sonst beim X3 üblichen Allradantrieb wieder herbeiwünschen. Dafür gibt es jetzt neben drei normalen Rekuperationsstufen (niedrig, mittel, hoch) eine Art adaptiven Modus, der die Stärke der Energierückgewinnung automatisch an die jeweilige Fahrsituation anpasst.

Credit: Bernhard Limberger

Im Großen und Ganzen kann man festhalten: Der iX3 ist vor allem für den Alltagsgebrauch in der Stadt eine sinnvolle Ergänzung zur X3-Verbrennerpalette. Richtige Elektro-Enthusiasten sollten aber vielleicht noch auf den iX warten, das neue 500-PS-Elektro-Flaggschiff von BMW. Die gute Nachricht: Dieser kommt nicht erst in sieben Jahren, sondern bereits 2022 auf den Markt. Die schlechte: Der Preis dafür dürfte eher im sechsstelligen Bereich liegen.

BAYERN-FARBEN - Blaue Elemente an den Nieren, den Seitenschwellern und am Heck sowie an mehreren Stellen im Innenraum sollen dem Betrachter signalisieren, dass es sich hier um ein Elektrofahrzeug handelt
Credit: Bernhard Limberger

 

BMW IX3

Geschwindigkeit
180 KM/H

Leistung
286 PS

Drehmoment
400 NM

0–100 km/h
6,8 SEKUNDEN

Reichweite
460 KM

Gewicht (DIN)
2185 KG

Preis
66.300 EURO

Titelbild: Bernhard Limberger