Mi., 11.11.2020
Kommentar

Die bizarre Welt der QAnon-Verschwörungstheoretiker

Die Geschichte geht so: Eine Gruppe von pädophilen Bankern, Politikern, Popstars und Milliardären hat die Macht unter sich aufgeteilt. In Tunneln unter dem Central Park in New York halten sie Tausende von Kindern gefangen und zapfen ihnen Blut ab, um daraus ein Verjüngungsserum herzustellen, das ihren Mitgliedern ewiges Leben schenkt. Ein anonymer Angehöriger dieser Elite nennt sich Q. Er hat sich abgewandt von seinen satanistischen Kumpanen und will die Welt retten. Deshalb veröffentlicht er seit einigen Jahren geheimnisvolle Hinweise im Internet. Sie werden Q-Drops genannt und von seinen Anhängern, den QAnons (von Q Anonymous) analysiert und interpretiert, als seien sie Versatzstücke einer heiligen Schrift.
 
Was klingt wie der Plot eines drittklassigen B-Movies, ist das ideologische Fundament einer der gefährlichsten Verschwörungsbewegungen unserer Zeit. Es war im Jahre 2017, als ein unbekannter User namens Q begann (möglicherweise war es aber auch eine ganze Gruppe), in einem Online-Forum mysteriöse Botschaften zu veröffentlichen. Die Geburtsstunde einer weltweiten Bewegung. In den USA ist der Q-Glaube mittlerweile zum Massenphänomen geworden, dort gibt es inzwischen Millionen QAnon-Anhänger. In Deutschland? Da sind es bereits Zehntausende.

Provokante Symbolik: QAnon-Anhänger mit Flaggen in Reichsfarben und abgewandeltem Trump-Slogan in Berlin.
Credit: dpa Alliance

QAnon-Verschwörungstheoretiker mischen sich hierzulande ganz offen unter die sogenannten Querdenker. Bei den Protest-Demos gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung schwenken sie Fahnen, auf denen ein gut sichtbares Q aufgedruckt ist. Dazu dienen oft auch schwarz-weiß-rote Reichsflaggen, meist in Verbindung mit Slogans, die stark an die Wahlkampf-Rhetorik des noch amtierenden US-Präsidenten erinnern: „Make Germany Great Again“. Was übrigens kein Zufall ist. Denn QAnon-Anhänger halten Donald Trump für einen Helden, der über die Elitenverschwörung mit all ihren bizarren Verbrechen Bescheid weiß – und für das Gute, sprich gegen diesen angeblich blutsaugenden Kinderhandelsring kämpft. Noch im August sagte der vermeintliche Erlöser aus dem Weißen Haus: „Ich weiß nicht viel über die Bewegung, außer dass ich gehört habe, dass sie mich sehr mögen, was ich zu schätzen weiß.“
 
Wer oder was sind diese Leute, die inzwischen ganz unverblümt diesem – in weiten Teilen auch eindeutig antisemitischen und rassistischen – Mythos anhängen? PLAYBOY-Autor Michael Kneissler machte sich jetzt für die aktuelle Ausgabe auf die Suche nach Sympathisanten der sektenähnlichen Verschwörungsbewegung – und tauchte ein in die bizarre Welt der QAnon-Jünger. Wochenlang war der renommierte PLAYBOY-Reporter dazu in Deutschland und Österreich unterwegs. Schließlich gelang es ihm, an einem geheimen Treffen von QAnon-Sympathisanten teilzunehmen. Seinen packenden Report über eine der unglaublichsten Verschwörungs-Bewegungen lesen Sie jetzt in der Dezember-Ausgabe.