Di., 08.11.2016
Gadgets

Mutiger Vorstoß von Lenovo

Modulare Smartphones stecken noch in den Kinderschuhen, doch bringen jetzt schon Abwechslung in das monotone Smartphone-Segment. Wir haben das Moto Z Play getestet und festgestellt, dass hier Licht und Schatten noch sehr nahe beieinander liegen

 

Keine Frage: Der Smartphone-Markt ist schwindelerregend überfüllt! Alleine Samsung hat derzeit über 14 Produkte auf dem Markt platziert, und auch die Konkurrenz mit OnePlus, LG und Co. bietet ein vergleichbares Arsenal an Produkten, die sich rein äußerlich kaum voneinander unterscheiden. Abwechslung bieten da schon modulare Smartphones, denn bei ihnen lassen sich zumindest die Hinterteile auswechseln – und sogar aufmotzen!

Die noch junge Generation von Ansteck-Smartphones wird momentan von Lenovo angeführt. Das Moto Z Play ist der jüngere – und dickere – Bruder des Moto Z, von dem bereits über eine Million Einheiten verkauft worden sind. Verstecken muss er sich jedoch nicht (einen ausführlichen Vergleich finden Sie hier), denn auch das verspielte Modell lässt sich in wenigen Handgriffen in einen Beamer, Soundspeaker oder eine Kamera transformieren. Aber halten die Tuning-Teile auch, was sie versprechen?

Smartphone

Doch der Reihe nach: Das Gehäuse des Moto Z Play ist aus Glas und Metall gefertigt. Es verfügt über einen Super AMOLED-Display mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixel, wobei die Pixeldichte 403 ppi beträgt. Das bedeutet zwar eine etwas geringere Auflösung als beim Moto Z, doch dafür ist das Play-Modell auch um knappe 200 Euro günstiger. Eine 16-Megapixel-Kamera mit Phasenvergleichs- und Laser-Autofokus sowie einen Dual-LED-Blitz sitzt auf der Rückseite, wobei die Vorderseite eine Selfie-Kamera mit 5 Megapixeln, Fingerabruck-Sensor und drei On-Screen-Tasten aufweist. Beim Moto Z Play kommen ein Snapdragon 625-Prozessor und 3 Gigabyte RAM zum Einsatz, was nicht gerade die Weltspitze bedeutet, aber dafür eine längere Akkulaufzeit als beim Moto Z garantiert. Der interne Speicher beträgt 32 Gigabyte, er kann auch erweitert werden.

SOundspeaker-Mod

Kommen wir langsam zum Thema Mods. Auf der Rückseite des Smartphones und an den Ebenen der Ansteckmodule befinden sich kleine Magnetflächen, mit denen sich die Einheiten fusionieren lassen. Einmal angedockt, werden die Module fest an ihrem Platz gehalten. Um sie wieder zu trennen, muss schon etwas Kraft aufgewand werden. Kupferkontakte stellen die elektronische Verbindung her. Praktisch: Nach dem Andocken werden die Module automatisch erkannt.

Der 2x3 Watt Stereolautsprecher von JBL wiegt 150 Gramm und verfügt über einen integrierten Akku mit einer Laufzeit von zehn Stunden. Nach seinem Ablauf kann der Akku des Smartphones weiter benutzt werden – vice versa allerdings nicht. Der Sound ist mehr als ordentlich, doch der Preis von 109,99 Euro auch eine deutliche Ansage, weswegen die Überlegung angebracht ist, ob das Geld bei einem Bluetooth-Speaker nicht besser angelegt wäre.

Kamera-Mod

Sehr interessant war die Ankündigung eines Kamera-Mods von Hasselblad – der Platzhirsch in der professionellen Fotografie (und die erste Kamera auf dem Mond). Umso größer war die Enttäuschung bei den ersten Schnappschüssen, denn die 299 Euro wären in eine richtige Kamera besser investiert. Das Smartphone fühlt sich nach dem Andocken zwar tatsächlich auch wie eine Kamera an und Bildstabilisator sowie der Zehnfach-Zoom ermöglichen gute Bilder, doch mehr auch nicht. Auch die Software ist etwas dürftig: Nur drei Modi stehen zur Verfügung, sowie die Formate jpg und raw – das war's! Einen eigenen Akku sucht man bei der Hasselblad – warum auch immer – vergebens. Wer hier die gewohnte Hasselblad-Qualität erwartet, wird bitter enttäuscht.

Projektor-Mod

Der Projektor mit der Lichtstärke von 50 Lumen kann ein Bild von bis zu 70 Zoll an die Wand werfen, ein stufenlos einstellbarer Standfuß ist dabei eine große Unterstützung. Zwar wird das Bild mit zunehmender Größe immer heller, doch das ist in Anbetracht der geringen Größe des Projektors verschmerzbar. Der eingebaute Akku weist eine Laufzeit von 60 Minuten auf und mit 329 Euro ist auch dieses Modular kein güstiges Teil.

Fazit

Die Ideen, die Lenovo bei diesem Moto Z und Moto Z Play hatte, sind mutig, aber technisch ist deren Umsetzung eher durchwachsen. Nicht nur, dass die Module sehr teuer sind und man bei vergleichbaren Smartphones ein besseres Preis-Leistungsverhältnis bekommt, manche Module sind auch schlichtweg unnötig. Es bleibt abzuwarten, wie Lenovo mit der nächsten Generation verfährt und ob die Module ausgereifter und günstiger sein werden.

Titelbild: Playboy Germany