Aus Craftbier wird „Kreativbier“: Darum hält sich der Biertrend auch 2023

Biertrend 2023: Darum bleibt uns das Craftbier noch erhalten
Credit: Josh Olalde/Unsplash
Magazin
Playboy 2023/04

Inhalt

UPDATE

First Lady: Tina Ruland und ihr Comeback mit „Manta Manta“

Ein guter Monat für: Streaming-Fans, Motor-Liebhaber und Frauen-Power

20 Fragen an … Techno-DJ Westbam

Männerbar: Die weltbeste Biersommelière über Trinktrends und Tasting-Tricks

Reise: Fünf karibische Traumziele

Playboy-Umfrage des Monats: Wie großzügig sind die Deutschen?

Männerküche: Ralf Moeller über die Vorzüge veganer Ernährung

Pro & Contra: Status zeigen – peinlich oder cool? 

Motor: Das vollelektrische Metorbike im Test

Aktion

Gentlemen’s Weekend: Begleiten Sie uns zu einer Luxus-Auszeit mit feinsten Genüssen und abenteuerlichen Ausflügen auf Mallorca

Reportage

Selbstverteidigung brutal: Unser Autor lernt die Kampftechniken des Krav Maga, bei denen in Notwehr alles erlaubt ist und der härteste Gegner die eigenen Hemmungen sind

Interview

Dave Gahan: Der Depeche-Mode-Frontmann über neue Musik, Flirts mit dem Tod und einsame Strandspaziergänge

Motor & Technik

Huracán Tecnica: Lamborghini lässt es mit dem V10-Verbrenner noch ein allerletztes Mal richtig krachen

Mein Schlitten: Tatjana Mark und ihr Suzuki Jimny

Erotik

Playmate: Unsere Miss April, Katerina Bila, nimmt uns mit auf eine aufregende Spritztour 

Blende Sechs: Die Ukrainerin Irina Lozovaya genießt die urwüchsige Landschaft Islands 

TITELSTRECKE

In der RTL-Show „Let’s Dance“ schwebt Profi-Tänzerin Patricija Ionel zurzeit übers Tanzparkett – bei uns legt sie ihren schönsten Auftritt hin

Streitschrift

Vorbild statt Arbeitsesel: Männer sollten endlich echte Väter werden, findet unser Autor

LUST & LEBENSART

Einsam trotz Beziehung: Unser Autor über seine Liaison mit einer Asexuellen

Aufgeklärt: Sexologin Anna Dillinger über Asexualität

Tagebuch einer Verführerin: Sophie Andresky über die Angst, sich zu binden

Stil

Mode: Lässig-elegante Outfits, designt in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Uhren: Zeitmesser im Zeichen des Hasen

Pflege: Gadgets für die Haare

Kultur

Martin Suter: Der Schriftsteller über die Missverständnisse der Jugend, lebensgefährliche Reisen und große Auftritte

Bücher: Die Literatur-Tipps des Monats

Der Craftbier-Hype ist abgeflacht – im Trend liegt pure Trinkfreude. Biersommelière Mareike Hasenbeck zog 2022 als einzige Frau ins Finale der Weltmeisterschaft der Biersommeliers ein – und spricht hier über kreative Brauer, die Aromen von Wal-Hoden und Tricks fürs Tasting.

Mareike, du hast viele Jahre für den Playboy aktuelle Bier- und Bar-Trends vorgestellt – als ehemalige Kollegen sagen wir also Du. Wie steht es ums Craftbier in Deutschland? Der Hype der vergangenen Jahre hat sich etwas beruhigt, oder?

Es steht sehr gut ums Craftbier, es ist in der Gesellschaft angekommen. In Deutschland haben wir nur ein kleines Problem mit dem Begriff Craftbier, der ist nämlich irreführend. Jede Landbrauerei, die vielleicht schon 500 Jahre auf dem Buckel hat, sagt zu Recht, dass sie auch nichts anderes als handwerklich hergestelltes Bier macht.

Was wäre denn ein besserer Begriff als Craftbier?

Ich spreche gerne von „Kreativbieren“, denn es geht um experimentierfreudige Brauer, die alte Bierstile wiederbeleben und vielleicht auch mal andere Rohstoffkombinationen ausprobieren.

Hopfen-Profi: Mareike Hasenbeck, 37, hat viele Jahre für den Playboy aktuelle Bier- und Bar-Trends vorgestellt. 2022 zog sie als einzige Frau ins Finale der Weltmeisterschaft der Biersommeliers ein
Credit: Lisa Hantke

Wie haben die großen Brauereien auf die Craftbier-Welle reagiert, die ja ursprünglich aus den USA herübergeschwappt ist?

Sowohl die großen Brauereien als auch die kleinen Landbrauereien sind aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht. Wir hatten in Deutschland immer schon eine riesige Biervielfalt, aber viele Brauer haben sich auf diesen Lorbeeren auch ein bisschen ausgeruht, während der Bierkonsum stetig sank. Viele große Brauereien haben jetzt kleine Craftbier-Betriebe aufgekauft, Kreativ-Schwesterunternehmen gegründet oder eigene India- Pale-Ale-Stile vorgestellt.

Oft heiß es, Craftbier sei zu spezi­ell, man könne nur eines trinken, sicher nicht ein paar Halbe am Stammtisch – ist da was dran?

Natürlich stimmt es, dass sich die Craft-Brauer anfangs mit den Aromen vielleicht ein bisschen übernommen haben, das geht aber jetzt zurück. Und keine Frage, es gibt Biere, deren Aroma wahnsinnig intensiv ist, die über 12 Volumenprozent Alkohol haben. Die sind aber auch nicht dafür gedacht, schnell im Biergarten getrunken zu werden, sondern eher mit Rotwein vergleichbar, für den man sich ja auch Zeit nimmt und den man Schluck für Schluck genießt.

Widerspricht das nicht dem, wo­ für Bier eigentlich steht: ein ehr­liches, schnörkelloses Getränk zum Feierabend?

Ein ehrliches Getränk ist es immer noch. Das Bier besteht nach wie vor aus den vier Rohstoffen Wasser, Gerste, Hopfen und Malz. Die meisten aller Craftbiere weltweit werden nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Und die sogenannte Drinkability ist aktuell ein wichtiges Thema. Die Biere dürfen gerne ein eigenes Aroma haben, müssen aber so viel Trinkfreude bereiten, dass man gerne auch zwei oder drei genießt.

Haben Zutaten wie geräucherte Schafsköpfe tatsächlich was im Bier verloren?

Nicht unbedingt (lacht). Das sind eher Marketing-Gags. Da gibt es die schrägsten Sachen: Biere mit Salatgurken, mit Tomaten – oder auch ein isländisches Bier mit gerösteten Wal-Hoden.

Oha, wie schmeckt das?

Das hat eine leicht rauchige Note, ist aber, ehrlich gesagt, nichts Besonderes. Viele dieser Biere braucht man nicht, aber bevor ich mich darüber aufrege, muss ich das schon mal selbst probiert haben.

Frage an die beste Biersomme­lière der Welt: Wie bereite ich zu Hause ein Tasting vor?

Du solltest nicht mehr als fünf bis sieben Biere nehmen, das halten die meisten sensorisch sonst gar nicht aus. Am besten wählt man völlig verschiedene Sorten und vergleicht einfach. Oder man holt sich Biere nur eines Stils. Da würde ich derzeit Helles empfehlen, von vielen ohnehin das Lieblingsbier. Auch oberhalb des Weißwurstäquators ist es mittlerweile der Bierstil schlechthin und ist auf einem echten Höhenflug. Spannend sind Blindverkostungen, meistens schneidet nämlich das persönliche Lieblingsbier gar nicht so gut ab.

Wie verkostet man Bier?

Mit allen Sinnen. Erst einmal fasse ich das Gebinde an, so fühle ich die Temperatur. Dann einschenken und schauen, ob das Bier glanzfein wie ein Pils oder naturtrüb wie ein Kellerbier ist, ob der Schaum üppig, cremig oder grobporig ist, welche Farbe das Bier hat. Danach rieche ich daran, denn 85 Prozent aller Sensorik passieren über die Nase, dann genehmige ich mir den ersten Schluck. Den zweiten Schluck lasse ich im Mund – und atme durch die Nase, das pusht die retronasale Aromen-Wahrnehmung.

Ausspucken oder schlucken, wie machen das die Profis?

Immer runterschlucken, denn der Abgang kann beim Bier das Geschmackserlebnis stark verändern. Pils zum Beispiel bekommt erst dabei seinen herben Charakter.

„Bier unser“: Bildband von Callwey über Craftbier
Kreativbier-Bibel: Ein Streifzug durch die Welt der deutschen Craftbier-Betriebe: Mareike Hasenbecks Buch „Bier unser“ (Callwey, 45 Euro) erschien am 20. März – mit Anleitung und Tipps zum Brauen daheim
Credit: PR

Craftbier: 5 Bier-Trends, die Sie jetzt probieren sollten

1. IPA

Der hopfenbetonte Bierstil „India Pale Ale“ ist das Flaggschiff der Craftbier-Bewegung. Dieses „East Coast IPA“ der Insel-Brauerei Rügen ist dank seines Chinook-Hopfens extrem fruchtig und kaum bitter. 2,99 € (0,33 Liter), insel-brauerei.de

Craftbier als Biertrend 2023: „East Coast IPA“ der Insel-Brauerei Rügen
„East Coast IPA“ der Insel-Brauerei Rügen, 2,99 € (0,33 Liter)
Credit: PR

2. Berliner Weiße

Eine wohl schon 500 Jahre alte Sauerbier-Sorte, etwas vergessen, jetzt wiederentdeckt. Die „Budike Weiße“ der Brauerei Lemke Berlin hat Apfel- und Zitrusnoten. Leicht, frisch und etwas säuerlich. 2,65 € (0,33 Liter), shop.lemke.berlin

Craftbier als Biertrend 2023: „Budike Weiße“ der Brauerei Lemke Berlin
„Budike Weiße“ der Brauerei Lemke Berlin, 2,65 € (0,33 Liter)
Credit: PR

3. Helles

 

Wird längst nicht mehr nur im Süden getrunken und gebraut. Dieses unfiltrierte „Helle“ der Frau Gruber Brewing aus der Dose stammt aus dem schwäbischen Gundelfingen – rund und ausgewogen. 2,29 € (0,55 Liter), craftbeer-shop.com

Craftbier als Biertrend 2023: Unfiltriertes „Helle“ der Frau Gruber Brewing
Unfiltriertes „Helle“ der Frau Gruber Brewing, 2,29 € (0,55 Liter)
Credit: PR

4. Imperial Stout 

Eher deftiger Kamin- als erfrischender Biergartengenuss: Das „Imperial Stout“ der Privaten Landbrauerei Schönramer ist herb, kräftig und sehr vollmundig. Empfohlen ist eine Trinktemperatur von 12 bis 14 Grad. 2,70 € (0,33 Liter), schoenramer.de

Craftbier als Biertrend 2023: „Imperial Stout“ der Privaten Landbrauerei Schönramer
„Imperial Stout“ der Privaten Landbrauerei Schönramer, 2,70 € (0,33 Liter)
Credit: PR

5. Alkoholfreies

Verantwortungsvolles Trinken ist der Trend – und alkoholfreie Bier. Das „ü.NN“ (über Normalnull) der Kehrwieder Kreativbrauerei ist das erste deutsche IPA, dessen Genuss Ihre Fahrtüchtigkeit nicht gefährdet. 2,59 € (0,33 Liter), kehrwieder.beer

Craftbier als Biertrend 2023: „ü.NN“ (über Normalnull) der Kehrwieder Kreativbrauerei
„ü.NN“ (über Normalnull) der Kehrwieder Kreativbrauerei, 2,59 € (0,33 Liter)
Credit: PR