Fr., 22.05.2020
Genuss

Ein Hoch auf den Highball

Spirituose, Filler, Eis – fertig ist der klassische Verwandte des Longdrinks, der in den Bars gerade eine Renaissance erlebt. Barchef André Meier vom The High in München erklärt den eiskalten Hochgenuss.

Herr Meier, was sind Highballs?

Nahe Verwandte des Longdrinks. Klassischerweise mischen wir dafür eine Spirituose wie Whisky, Wodka oder Rum mit einem sogenannten Filler, also beispielsweise mit Soda oder Limonade.

Was unterscheidet den Highball vom Longdrink?

Der größte Unterschied ist, dass der Gast die Limonade, also den Filler, nicht dazugestellt kriegt. Wir servieren den komplett fertigen Drink und geben damit das Mischverhältnis vor. Ich schenke Spirituose und Filler mit 40 zu 60 ein, das variiert aber von Bar zu Bar. Im Grunde ist der Highball also eine moderne Variante des Longdrinks, obwohl es Highballs schon viel früher gab.

Woher kommt die Drink-Kategorie?

Aus Amerika. Der erste Highball war Scotch & Soda, also Whisky mit Soda-Wasser. Später kamen Moscow Mule, Dark & Stormy, Bourbon Highball, Horse’s Neck, Gin & Tonic, Wodka & Soda und viele andere dazu. Diese Klassiker stehen auch heute noch auf den Getränkekarten.

Welches ist dafür das richtige Glas?

Ein Drink im Whisky-Tumbler ist auf jeden Fall kein Highball. Ein Longdrink-Glas ist wunderbar, richtig ideal wäre aber, wenn man ein noch höheres und schmaleres Glas findet: 15 bis 18 Zentimeter hoch, drei bis vier Zentimeter im Durchmesser.

Ball-Künstler: André Meier führt mit seiner Partnerin Ella Sinds die Münchner Bar "The High", die für gehobene Drinks in ungezwungen-lässiger Atmosphäre bekannt ist
Credit: Playboy Deutschland

Ob man das Eis einrührt, ist eine Glaubenssache, richtig?

Bei der Kategorie, die in den letzten Jahren aufkam, werden die Eiswürfel schon im Glas heruntergekühlt, das im Kühlschrank steht. Bei uns sind es minus 26 Grad. Du bekommst so extrem kalte Eiswürfel in einem extrem kalten Glas. Das gibt dem Highball seine knackige Frische.

Sind runde Eiswürfel ideal?

Das Wort „Highball“ hat zwar nichts mit diesen großen runden Eiswürfeln zu tun, die es jetzt überall gibt, aber die bieten sich dafür sehr an. Sie schmelzen langsam ab, sodass der Drink genau richtig viel Wasser bekommt und der Gast lange Zeit den gleichen Drink hat.

Woher stammt das Wort „Highball“?

Es gibt verschiedene Herleitungen. In Amerika war der Highball ein Signal aus der Eisenbahnfahrt, dass der Zug schneller werden und der Heizer zulegen soll.

Highballs sind aber auch für Genießer interessant.

Auf jeden Fall! Viele Spirituosen werden durch den Filler besser erfahrbar. Du nimmst einen Whisky, dazu Soda und hast gleich viel mehr Geschmacksnoten auf der Zunge, weil dieses Brennen weg ist. Ein Highball erschlägt dich nicht mit Alkohol, sondern holt dich sanft ab.

Der Highball feierte in den Großstädten erst in den vergangenen Jahren sein Revival, warum?

Der Trend kommt aus Japan, das wegen seiner landestypischen Zutatenqualität für die Barkultur allgemein gerade extrem wichtig wird. Dort spielen Highballs schon seit Jahrzehnten eine große Rolle. Für die Barkeeper sind sie spannend, weil man viele Kombinationsmöglichkeiten hat und experimentieren kann. Wir selbst zum Beispiel arbeiten auch mit eigenen Sirupen und Effekten wie Schäumen und Rauch. Und die Gäste interessieren sich dafür mehr als früher: Vor 25 Jahren wollte jeder bloß einen „Sex on the Beach“, niemand hat sich für einen Gin & Tonic interessiert. Heute ist es das höchste der Gefühle, wenn dir der Barkeeper so was vorsetzt und was über die Zutaten erzählt.

Titelbild: Playboy Deutschland