Mo., 08.03.2021
Interviews

„Alles, was ich gemacht habe, hat immer mit Melancholie zu tun gehabt"

Musiker und Erfolgsautor SVEN REGENER über Nachruhm, seine Kreuzberg-Liebe, die Trompete als Fitness-Instrument und was sein neues Album mit Beerdigungen zu tun hat. Das ganze Interview lesen Sie im neuen Playboy (04/2021) – ab Donnerstag im Handel!

Der Musiker und Schriftsteller Sven Regener sieht im Verzicht aufs Tanzen einen Grund für die Beständigkeit des Bühnenerfolgs seiner Band „Element of Crime“. „Ich hätte niemals geglaubt, dass man eine Band so lange machen kann“, sagte der 60-Jährige in einem Interview dem PLAYBOY, bezugnehmend auf die bereits mehr als 35 Jahre währende Bandgeschichte.

„Der Vorteil einer Band wie Element of Crime ist, dass wir immer relativ wenig körperlich anstrengenden Zinnober auf der Bühne gemacht haben. Das Gerocke war nie unser Ding. Wir kamen aus dem Post-Punk und waren deshalb eher so ein bisschen blasiert und schnöselig auf der Bühne“, sagte Regener im PLAYBOY.

„Damals hieß es: Warum tanzt ihr nicht, sondern steht immer da wie Salzsäulen? Aber jetzt zahlt sich das aus. Wir müssen nicht die superjugendlichen quirligen Typen abgeben, sondern können älter werden, ohne dass es komisch wirkt.“ Und auch noch einen weiteren Grund für das Fortbestehen seiner Band nennt Regener in dem Interview: „Am Ende des Tages haben wir einfach überlebt und sind nicht durch Drogen weggestorben, das kann ja passieren.“ 

Sein neues Album „Ask Me Now“ mit Interpretationen moderner Jazzklassiker, das Regener mit den Element-of-Crime-Gefährten Richard Pappik am Schlagzeug sowie Ekki Busch am Klavier aufgenommen hat, ist nach seinen Worten von einer Beerdigung inspiriert. „Der Anstoß kam 2011, als ich an der Trauerfeier meines alten Trompetenlehrers Eckfrid von Knobelsdorff teilnahm. Das war eine Art Jazz-Party, und ich wurde eingeladen, auch ein Stück zu spielen. Dabei stellte ich fest, dass ich nicht mehr die Durchschlagskraft hatte und aus dem Jazz völlig draußen war. So fing ich an, mich wieder mehr mit meinem alten Instrument zu beschäftigen. Das sollte ja nicht verschüttgehen. Dann schaute ich mich um, welche Jazz-Stücke mir gefallen“, sagte Regener dem PLAYBOY.

Überhaupt sei sein künstlerisches Schaffen als Musiker wie als Schriftsteller (größter Romanerfolg: „Herr Lehmann“ 2001) von einer gewissen Melancholie geprägt. „Alles, was ich gemacht habe, hat immer mit Melancholie zu tun gehabt. Melancholie ist so etwas wie das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit.“

Sven Regeners neues Album „Ask Me Now“ ist am 5. März erschienen. 

Die April-Ausgabe des PLAYBOY erscheint am 11. März.
 

Titelbild: Imago Images