Do., 21.01.2021
Interviews

Ist die Chronomaster Sport die bessere Daytona?

Als erstes Highlight in diesem Jahr präsentiert die Marke Zenith die nächste Generation ihrer ikonischen Linie, die Chronomaster Sport. Der Clou: Das neue Kaliber im Inneren der Uhr namens „El Primero 3600“ kann im Gegensatz zu einem normalen Chronographen-Werk die Zeit bis auf die Zehntelsekunde genau messen, während es gleichzeitig eine Gangreserve von bis zu 60 Stunden bietet. Wir sprachen mit Julien Tornare, dem CEO der Marke, über die Feinheiten der neuen Uhr, wie man in Zeiten von Corona überhaupt noch Uhren verkaufen kann und was wir sonst noch alles vom Uhrenjahr 2021 erwarten können.

Playboy: Mr. Tornare, auf den Punkt gebracht, die Marke Zenith steht für…? 

Historisches Erbe, verbunden mit Authentizität und Kreativität.

Wenn Zenith ein Automarke wäre…?

Wären wir vermutlich ein Aston Martin. Die Marke hat Klasse, ist authentisch und stilvoll. Gleichzeitig besitzt sie ein außergewöhnliches und luxuriöses Design, ohne diesen Show-Off-Charakter anderer Sportwagenhersteller. Außerdem ist ein Aston Martin, genau wie eine Zenith Uhr, aufgrund der limitierten Stückzahlen kein Auto für die Masse.

Was ist das Besondere der Marke im Vergleich zu anderen?

 Zum Ersten haben wir eine lange Historie. Zum Zweiten sind wir sehr authentisch, jede unserer Uhren besitzt ein von Zenith hergestelltes Werk, das können nicht viele Marken von sich behaupten. Und drittens sind wir neben diesen eher traditionellen Werten auch unglaublich modern. Wir verbinden Tradition mit Innovation, wir verbinden Klassik mit Moderne. Wir sind sehr stolz auf unsere Vergangenheit, übertragen diese jedoch erfolgreich in die Zukunft. Das alles macht die Marke Zenith aus.

Was ist das Besondere an der neuen Chronomaster Sport?

Ein Highlight ist bestimmt das El Primero 3600 Werk. Es läuft mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde, wodurch der Chronograph unter anderem die Zeit bis auf die Zehntelsekunde genau messen kann. Außerdem besitzt das Werk eine auf 60 Stunden erhöhte Gangautonomie. Aber auch das Design mit der Keramiklünette in Schwarz und einem komplett neu entwickelten Stahlarmband ist einzigartig.

Credit: Zenith

Was genau ist an dem Stahlarmband so neu? 

Die Frage war ja, wie bringen wir einen modernen, zeitgenössischen Spirit in diese klassische Uhrenikone. Der erste Ansatzpunkt war, eine Uhr muss sich bequem anfühlen. Das ist wie beim Autokauf: Wenn man sich hinters Lenkrad setzt und sich dort nicht auf Anhieb wohl fühlt, wird man den Wagen wahrscheinlich nie kaufen. Auch wenn einem der Motor oder das Design ansonsten gut gefallen. Und das Gleiche gilt für eine Uhr: Die Uhr und vor allem das Armband muss sich gut am Handgelenk anfühlen. Es wurde mit einer speziellen Technik besonders glattpoliert und fühlt sich daher so anschmiegsam an, als wäre es aus Seide.

Trotzdem wird bei der Kaufentscheidung die Uhr selbst vermutlich eine größere Rolle spielen als das Armband, oder? 

Das stimmt natürlich. Aus dem Grund war es uns auch wichtig, die typischen Designcodes historischer Zenith-Uhren beizubehalten, damit die Uhr sofort als eine Zenith-Uhr erkennbar ist. Auch die drei Totalisatoren in Blau, Grau und Weiß sind typisch Zenith, auch wenn natürlich die Farben etwas modernisiert und angepasst wurden.

Designskizze der Chronomaster Sport
Credit: Zenith

Auf welche historischen Zenith-Uhren spielen Sie an?

 Wir wollten hier die nächste Generation eines sportlichen Chronographen erschaffen, haben uns beim Design aber vor allem an drei speziellen Modellen orientiert, die aus der Zeit von Mitte der 60er-Jahre bis Mitte der 90er-Jahre stammen: zum einen an einer Uhr namens A277, das war eines der ersten sportlichen Chronographen-Modelle von Zenith, das sogar noch aus der Zeit vor der ersten El Primero stammt. Zum anderen an der De Luca und der Rainbow, beides berühmte Stahlband-Chronographen aus der Modellgeschichte unserer Marke.

Was für Varianten wird es von der neuen Chronomaster Sport geben?

Die Uhr wird es in vier Varianten geben, wahlweise mit Stahl- oder Textilband und jeweils mit einem weißen oder schwarzen Zifferblatt. Etwas später im Jahr wird dann noch eine Variante in Gold folgen.

1. Die Chronomaster Sport mit weißem Zifferblatt und Stahlarmband
Credit: Zenith
2. Die Chronomaster Sport mit schwarzem Zifferblatt und Stahlarmband
Credit: Zenith
3. Die Chronomaster Sport mit weißem Zifferblatt und blauem Textilband
Credit: Zenith
4. Die Chronomaster Sport mit schwarzem Zifferblatt und schwarzem Textilband
Credit: Zenith

Welche Kunden wollen Sie damit ansprechen?

Das Spannende an der Uhr ist, dass sie sowohl für Uhrenliebhaber als auch für Menschen ohne detailliertes Hintergrundwissen interessant ist. Erstere werden natürlich sofort die Wurzeln und Designcodes vergangener Modelle erkennen und schätzen, aber für alle anderen zählt wahrscheinlich mehr der sportliche und bequeme Charakter der Uhr. Eine klassische Stahluhr für den Alltag, einfach und unkompliziert zu tragen.

Wie wichtig ist die Uhr für die Marke Zenith?

Extrem wichtig. Zenith ist als eine Chronographenmarke, als die „El Primero“- Marke bekannt. Insofern ist es für uns essentiell, dass wir eine entsprechende Uhr im Angebot haben, allein um unsere Expertise in diesem Bereich noch einmal deutlich zu unterstreichen. Deswegen haben wir uns bei der Entwicklung auch etwas mehr Zeit genommen, um sicherzustellen, dass alles perfekt ist und wir die Chronomaster mit einem zeitlosen, eleganten Design in die Gegenwart holen.

Das Kaliber El Primero 3600 misst die Zeit auf die Zehntelsekunde genau
Credit: Zenith

Wie verkauft man eigentlich eine Uhr, wenn alle Läden und Juweliere aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind?

Wir haben uns natürlich über das letzte Jahr an diese neue Situation anpassen können. Außerdem sind nicht alle Geschäfte weltweit geschlossen, selbst innerhalb Europas ist das uneinheitlich, in Frankreich haben die Juweliere zum Beispiel gerade geöffnet. Aber wir haben inzwischen auch unseren eigenen Online-Shop. Solche digitalen Vertriebskanäle gewinnen in den aktuell schwierigen Zeiten natürlich stark an Bedeutung.

Die Präsentation der Uhr erfolgt online, Messen wie die Baselworld oder die Watch & Wonders sind abgesagt worden oder finden nur digital statt, die Betreiber stehen vor unglaublichen Herausforderungen. Ist die Zeit der großen Messen vorbei? 

Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich denke, zu einem gewissen Level kommt das bestimmt wieder zurück. Aber das Format der Messen wird sich ändern. Es wird weniger die große Show sein, stattdessen wird man sich wieder mehr auf das Produkt selbst fokussieren. Trotzdem ist es wichtig, dass zumindest eine große Messe erhalten bleibt, auf der sich Hersteller, Kunden aber auch Journalisten treffen können.

Was werden die großen Uhrentrends 2021 sein?

Wir werden weniger Bling-Bling und mehr Substanz sehen. In Krisen hilft es den meisten Herstellern, sich wieder auf ihre Kompetenzen und ihre Kern-DNA zu konzentrieren. Reine Show-Off-Marken, die so etwas nur begrenzt haben, werden sich schwerer tun als die, die sich auf ihre Historie und Wurzeln rückbesinnen können. Wir werden vermutlich auch weniger verrückte Ideen sehen, ich rechne eher mit konservativen Konzepten. Allein schon deswegen, weil in solch unsicheren Zeiten auch die Nachfrage der Kunden nach traditionellen Uhren steigt.

Julien Tornare steht der Marke Zenith seit knapp vier Jahren als CEO vor
Credit: Zenith
Titelbild: zenith