Oberkörper Mann mit Frauenhänden
Fr., 23.12.2022
Sex & Lust

Weil Wissen sexy macht: 3 Dinge, die wir alle über Masturbation wissen sollten

Glücklicherweise leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der Selbstbefriedigung als Sünde gilt. Auch wissen wir alle inzwischen, dass Masturbation nicht blind macht. Dennoch tun sich immer wieder Fragen um die männliche Selbstbefriedigung auf: Wie oft ist eigentlich zu oft – und wie wenig zu wenig? Wie sinnvoll sind Aktionsmonate wie der „No Nut November“ oder der „Destroy Dick December“? Weil Unwissen Mythen und Klischees befeuert, wird es Zeit, diese Fragen von einem Experten ein für alle Mal beantworten zu lassen. 

1. Gibt es einen Richtwert, wie oft Männer masturbieren sollten?

„Nein, den gibt es nicht“, sagt Volker Wittkamp. Er ist Urologe und Sex-Experte der Pleasure Brand Acwave. „Jeder sollte wissen, dass Masturbation überhaupt nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil, sie baut Stress ab, schüttet Glückshormone aus und soll sogar vor Prostatakrebs schützen.“ Einzig dann, wenn sie in eine Sucht rutscht, kann sie schaden. „Also dann, wenn man so oft masturbiert, dass sie das Leben negativ beeinflusst und man beispielsweise andere Dinge vernachlässigt.“

Der Experte betont auch, dass es beim Masturbieren um Lust geht. „Es ist völlig okay, wenn man keine Lust hat zu masturbieren. Bei Männern kann das teilweise vermehrt zu nächtlichen Samenergüssen führen, auch das ist völlig normal und sollte niemanden erschrecken.“

2. Ab wann wird Masturbation gefährlich für die Männergesundheit? 

Schäden für die Männergesundheit durch Masturbation muss laut dem Experten niemand befürchten. „Außer eben, wenn die Masturbation negative Folgen auf den Alltag hat“, wiederholt er. „Sich dabei Pornos anzusehen, ist ebenfalls nichts Schlimmes“, so Volker Wittkamp weiter. Er betont aber auch: „Es empfiehlt sich allerdings, diese nicht nur als Vorlage zu nehmen. Es kann vorkommen, dass im realen Liebesleben die Erwartungen dadurch zu hoch werden.“ Die ständige Reflexion und Einordnung des Gesehenen ist damit ebenso wichtig, wie der Spaß am Gucken. 

Übrigens kann sich Masturbation nicht nur auf die Männergesundheit, sondern auch auf Beziehungen positiv auswirken: „Sie kann Stress abbauen, Fantasien anregen, zu einem erfüllteren Liebesleben führen, und vielleicht am wichtigsten: Man beschäftigt sich mit sich selbst, schaltet ab und entdeckt seinen Körper. Idealerweise kann man dieses Wissen über den eigenen Körper dann mit anderen teilen und so den Sex verbessern.“

3. Was bringen Masturbations-Aktionsmonate wie der No Nut November und der Destroy Dick December wirklich?

Jeder kennt ihn: Die Challenge No Nut November, bei der sich Männer gegenseitig dazu anspornen, den ganzen November lang auf Sex und Orgasmen zu verzichten. Ursprünglich wurde dieser Aktionsmonat dabei ins Leben gerufen, um Pornokonsum und übermäßige Masturbation zu regulieren. Viele Männer erhoffen sich vom Mitmachen an der Anti-Sex-Challenge, dass sich durch die Enthaltsamkeit auch die sexuelle Performance danach sowie die Männergesundheit verbessert. „In Studien wurde nachgewiesen, dass der einwöchige Verzicht auf das Masturbieren den Testosteronwert etwas ansteigen lässt“, sagt der Urologe Volker Wittkamp. „Weiter hinaus aber nicht. Natürlich schadet es überhaupt nicht, einen Monat darauf zu verzichten und sicher ist der erste Orgasmus danach anders als wenn man das dritte Mal am Tag Hand angelegt hat. Aber der Gesundheit ist es nicht förderlich.“

Auch glaubt der Sex-Experte nicht, dass die Teilnahme am Aktionsmonat in irgendeiner Weise den eigenen Pornokonsum regulieren kann. „Klar, wenn man vielleicht einen hohen Konsum hat, schadet ein Verzicht nicht. Aber danach kehrt man meistens in die alten Muster zurück. Die sind aber, wie bereits erwähnt, selten gesundheitsschädlich!“ Statt seinen Pornokonsum sinnlos regulieren zu wollen, rät er dazu, auch bei der Masturbation neue Dinge auszuprobieren: „Es gibt zum Beispiel auch tolle Toys für Männer. In Kombination mit der eigenen Fantasie können sie den Orgasmus bei der Masturbation auf ein anderes Level heben.“

Den Destroy Dick December, der jährlich auf den No Nut November folgt und bei dem die Anzahl der Orgasmen von Tag zu Tag gesteigert wird (ein Mal masturbieren am 1. Dezember – 31 Mal masturbieren am 31. Dezember), findet Volker Wittkamp ebenfalls nicht besonders sinnvoll. „Der No Nut November geht ja auf falsche Annahmen zurück, dass der Verzicht auf Masturbation gesundheitliche Vorteile hat. Aber auch der Destroy Dick December spielt mit veralteten Klischees. Nachher wird der Penis hier noch wund und am Ende wirklich noch zerstört. Außerdem wird mir da ein zu großer Druck aufgebaut.“ 

Generell verstärken Aktionstage wie der No Nut November und der Destroy Dick December alte und eigentlich längst überholte Klischees über Masturbation. „Klar, durch sie wird über Masturbation gesprochen, aber eben nicht fachlich richtig und wertfrei. Alleine durch die Aktion wird Masturbation ja schlecht gemacht und das bleibt vermehrt hängen. Sinnvolle Aktionen wie den Movember gibt es aber auch. Hier wird einen Monat lang auf das Thema Männergesundheit aufmerksam gemacht, konkret geht es um Prostatakrebs, Hodenkrebs und Mental Health bei Männern.“

Titelbild: Shutterstock