Di., 03.11.2020
Kultur

Till Brönner, Leslie Mandoki & Co – Deutsche Künstler fordern Solidarität

Während der „Lockdown light“ in Deutschland die meisten von uns weniger betrifft, als die Corona-Maßnahmen im Frühling des Jahres, leiden einige Branchen ganz besonders unter den neuen Regelungen. Vor allem Kulturschaffende wie Musiker, Veranstalter oder Kinobetreiber fühlen sich während der Krise zurückgestellt. Viele Prominente wollen diesem Gefühl öffentlich Ausdruck verleihen, wie Peter Maffay, Till Brönner oder Produzent Leslie Mandoki nehmen dieser Tage öffentlich Stellung und fordern zu mehr Solidarität mit Künstlern und Veranstaltern auf

Vor allem die Einteilung in systemrelevante und systemirrelevante Branchen kritisiert Musiker Till Brönner. In einem Video auf Facebook macht er seinem Ärger Luft und drückt sein Unverständnis über die unfaire Behandlung der Kultur- und Veranstaltungsindustrie aus. Während sich im Sommer für viele Menschen außerhalb der Branche die Situation einigermaßen normalisiert hätte, würden viele Musiker, Bühnenbauer, Caterer, Clubbesitzern oder Lichttechniker noch immer unter den Umständen leiden. Auch die Ungleichbehandlung und der Vergleich mit der Autobranche ärgere ihn. Der Wirtschaftszweig der Kunst- und Kulturschaffenden sei mit 130 Milliarden Euro zu beziffern. „Das ist kein Luxus- das ist ein Kernproblem!“, so Till Brönner. Die fehlende Gewerkschaft und das Schweigen vieler Künstler räche sich genau in der jetzigen Situation. Brönner nimmt in seinem Video auch seine Kollegen in die Pflicht und hofft, dass auch andere laut werden um diese Ungerechtigkeit zu überwinden.

Als Teil der "Mandoki Soulmates", der Big Band von Produzent Leslie Mandoki, veröffentlichte Till Brönner im Vorfeld bereits den Song "Wake Up (Together For A Better World)". Das Lied soll eine Art Weckruf sein. Initiator Leslie Mandoki fordert im Zuge der Veröffentlichung zu mehr Solidarität in der Gesellschaft auf. Der Künstler und Produzent meldete sich bereits im Vorfeld der neuesten Maßnahmen zu Wort: "Der Song 'Wake Up' soll ein Weckruf sein, in einer verrückten Zeit, in der man nicht länger wegsehen darf"

Einer, der ebenfalls nicht wegsehen will, ist Peter Maffay. In einem offenen Brief, den er mit anderen prominenten Musikern und Comedians veröffentlichte, fordert er die Politik dazu auf, die Künstler und Veranstalter für ihre finanziellen Ausfälle zu entschädigen. In dem Schreiben macht er deutlich, dass es ihm ausdrücklich nicht um Topverdiener wie ihn oder andere Prominente ginge, "sondern auf die vielen finanziell angeschlagenen privatwirtschaftlichen Kulturstätten, denen die Schließung droht oder die bereits schließen mussten, was fast zwei Millionen Menschen auf, vor und hinter den Kulissen die berufliche Perspektive genommen hat."

Die Politik habe sich im Verlauf der Pandemie zu lange Zeit gelassen, ein kompletter Berufszweig stehe durch die Maßnahmen der Regierung quasi vor einem Berufsverbot. Auch Maffay vergleicht die Kulturbranche mit anderen Zweigen und schreibt: "In den letzten Monaten gaben Sie uns das Gefühl, weniger wert zu sein als Autos, Flugzeuge und Fußballspieler. Dabei gehören wir in der derzeitigen Pandemie zu den Wirtschaftszweigen, die ohnehin schon finanziell wesentlich schlechter gestellt sind als andere. Schließlich bekommen viele der (Solo-)Selbstständigen in unserer Branche aktuell kein Kurzarbeitergeld und die meisten auch kein Arbeitslosengeld I. Selbst die Grundsicherung bleibt vielen, trotz vereinfachtem Zugang, verwehrt. Sie fallen nach wie vor durchs Raster der Hilfsmaßnahmen. Die politische Wertschätzung scheint allenfalls den Steuern zu gelten, die diese Selbstständigen seit Jahrzehnten entrichten."

Die finanziellen Hilfen, die es vom Staat bisher gebe, seien bisher nur wenigen zugekommen. Unter dem Hashtag "#alarmstuferot" fordert Maffay mit anderen Künstlern wie Caroline Kebekus, Dieter Nuhr, Michael Mittermeier, Hazel Brugger und der Band "The BossHoss" dazu auf, gemeinsam Konzepte und Szenarien für die leidtragende Branche zu entwickeln.

 

Titelbild: Photo by Adam Berry/Getty Images