Do., 30.06.2016
Motor & Mobility

Flugzeug-Friedhöfe: Gibt's sowas wirklich?

Flugzeugfriedhöfe sind Wüstenparkplätze für Flugzeuge – und zumeist in den Vereinigten Staaten zu finden. Dort landen jedes Jahr Hunderte von Passagiermaschinen, die von den Fluggesellschaften gerade nicht gebraucht oder sogar gleich verschrottet werden. Wo genau die alten Flieger lagern, sagt Ihnen Playboy.

Flugzeugfriedhöfe – gibt's sowas überhaupt? Klar, denn wo sonst sollten Flugzeuge lagern, wenn sie nicht mehr gebraucht werden? Friedhöfe für Flieger befinden sich meist in den USA: Das heiße trockene Klima in den südwestlichen Gefilden schützt die zeitlich oder endgültig abservierten Maschinen vor der Korrosion. Die Wüstenparkplätze für Flugzeuge feiern besonders nach Krisen und Katastrophen Hochkonjunktur, etwa den Anschlägen vom 11. September 2001. Dann stellen insbesondere schwache Airlines zahlreiche überflüssige Jets auf dem Wüstensand ab. Manche Flugzeuge finden dort mitunter auch ihre letzte Ruhe.

Schrottreif oder nur geparkt auf dem Flugzeugfriedhof?

Die größten Wüstenparkplätze für Flugzeuge gibt es in insgesamt fünf US-Bundesstaaten Staaten: Arizona, Kalifornien, Oklahoma, New Mexico und Nevada. Sie werden vor allem von nordamerikanischen Airlines genutzt, aber auch europäische Unternehmen wie etwa die Lufthansa stellten dort schon Teile ihrer Flotte ab. Auf die Wüstenparkplätze nehmen aber auch zahlreiche Militärmaschinen Kurs. Dabei handelt es sich um Flugzeuge, die entweder zu alt sind oder nach dem Fall des Eisernen Vorhangs einfach überflüssig wurden. Dazu gehören etwa der achtmotorige Langstreckenbomber B-52. Manche Maschinen werden aber auch nur geparkt, um später wieder in Betrieb genommen zu werden.

Weshalb kommen die Jets ausgerechnet in die Wüste?

In der Wüste sind die äußeren Bedingungen geradezu ideal: Durch die trockene Wüstenluft ist Korrosion – der Hauptfeind jedes Flugzeugrumpfs – beinahe ausgeschlossen. Dieses besondere Klima ist Voraussetzung dafür, dass viele gut erhaltene Maschinen, die in besseren Zeiten wieder fliegen sollen, nicht langsam vor sich hinrosten. Auf dem Mojave-Airport, etwa eineinhalb Autostunden nördlich von Los Angeles gelegen, stehen permanent mehr als 100 Flugzeuge. Doch das Areal ist gut gesichert, einfach so hinfahren und schauen hat wenig Aussicht auf Erfolg. Nur von weitem kann man die Flugzeuge hinter den Zäunen sehen. Auf der sechseinhalb Quadratkilometer großen Abstell-Basis Evergreen Air Center in Marana nördlich von Tuscon (Arizona) regnet es kaum, man kann dort 350 Tage im Jahr draußen arbeiten. Und: Es gibt auch keine Erdbeben.

Wie überstehen die Maschinen den Aufenthalt auf dem Flugzeugfriedhof?

Unter anderem durch sorgfältige Pflege. Je nach Kundenwunsch werden die Fahrwerke mit Alufolien abgedeckt, die Fenster und alle Öffnungen abgeklebt. Damit wird verhindert, dass durch intensive Sonneneinstrahlung die Kabineneinrichtung beschädigt wird und Fremdkörper, etwa Sandkörner oder kleine Tiere, eindringen können. Um die einstweilen gegroundete Flotte lufttüchtig zu erhalten, ist das Einhalten eines genauen Pflegeplans nötig. In bestimmten Abständen werden die Jets mithilfe von Traktoren bewegt, damit die teuren Reifen nicht eckig werden. Mitarbeiter betätigen regelmäßig Ruder und Klappen, starten die Triebwerke. Aus Furcht vor neugierigen Blicken von Zaungästen lassen manche Konzerne das Firmenlogo entfernen.

Wie teuer kommt die Fluggesellschaften das Parken auf dem Flugzeugfriedhof?

Für mehr als 1000 Dollar kann ein Großraumflugzeug hier für einen Monat parken, 750 Dollar Grundgebühr werden für eine kleinere Maschine verlangt. Besondere Dienstleistungen wie etwa die Spezialbehandlung zur Konservierung der abgegebenen Jets werden extra berechnet. Das gilt auch fürs Verschrotten, also wenn der Flieger endgültig aus dem Verkehr gezogen werden soll. Die Abwrackfirmen erhalten dann für die knapp 70 Tonnen Altmetall-Überreste etwa eines Jumbojets rund 20 000 Dollar.

Titelbild: iStock