Do., 25.02.2021
Kommentar

Pro: Aufs Land ziehen

Seit Corona wollen immer mehr Städter IN DER NATUR LEBEN und hinausziehen auf Dörfer und Bauernhöfe. Gute Idee? Oder eine für den Misthaufen? Playboy-Chefredakteur Florian Boitin und Playboy-Redakteur Michael Brunnbauer streiten sich in unserem Pro/Contra-Stück genau darüber.

Menschen vom Land sind alt, einfältig und riechen nach Dung. Sie tuckeln von früh bis spät in ihren stinkenden Treckern übers Feld. Und wenn sie Hunger haben, latschen sie in den Wald und erlegen eine Wildsau. Ihr Wortschatz speist sich aus den Songs von Michael Wendler – und wenn es in der Lederhose juckt, schicken die paarungswilligen Landeier eine Bewerbung an RTL. Bauer sucht Frau.

Die Vorstellung vom Leben auf dem Land steckt voller Vorurteile und Klischees. Und ja, viele davon stimmen sogar: Funklöcher, so
groß wie der Baikalsee. Geschäfte, so winzig wie Dixiklos. Und Sushibars, so selten wie eine Begegnung mit dem Yeti. Aber der Wendler? Den gibt’s auch in der Großraum- Arena von Oberhausen.

Nicht erst seit den pandemiebedingten Bewegungseinschränkungen träumen immer mehr Menschen vom unbeschwerten Leben auf dem Land. Laut einer aktuellen Umfrage plant jeder Fünfte einen Umzug raus aus der Stadt, wenn er künftig vorzugsweise von zu Hause arbeiten darf. Denn: Was nützt die schönste Innenstadtlage, wenn alle Büros, Theater, Kneipen, Museen und Kinos verbarrikadiert sind? Klar: Draußen auf dem Land gibt’s vielleicht nicht an jeder Bauernhofecke eine superhippe vietnamesische Street-Food-Theke, dafür aber direkt vor der Terrassentür: einen riesigen Abenteuerspielplatz – voll unerschöpflicher Möglichkeiten.

Ich bin vor Kurzem erst wieder zurück aufs Land gezogen. Und ja: Ich habe all die Jahre das lebendige Durcheinander in Städten wie Hamburg, München oder Berlin genossen. Es braucht aber gar keinen Lockdown, um festzustellen, welche Vorzüge das Landleben hat. Etwa die Länge. So ist die Lebenserwartung auf dem Land im Schnitt etwa zehn Jahre höher als in der Stadt. Gar nicht blöd.

Playboy-Redakteur Michael Brunnbauer ist anderer Meinung. Lesen Sie hier seinen Gegen-Kommentar.

Titelbild: imago