Bevor es ans Eingemachte geht, verraten Sie uns doch, wie Sie auf Ihren Künstlernamen gekommen sind …
Als ich 18 oder 19 war, habe ich bei einem Freestyle-Abend im Jugendzentrum die Zeile „ich male mit Worten Bilder wie Monet“ gerappt und einer der Zuschauer meinte zu mir: „Monet wäre doch ein guter Rappername für dich. Allein die Art, wie du rappst und dein Gesang, das malt wirklich Bilder.“ Zwei Wochen später hatte ich dann meinen ersten Recording-Termin und wurde nach meinem Künstlernamen gefragt. Mir ist auf die Schnelle nichts eingefallen, also habe ich einfach „Monet“ gesagt.
Ihr neues Album heißt „Cuffing Season“. So werden die tristen Monate genannt, in denen sich Singles besonders nach einem Partner sehnen. Sie sich auch?
Jetzt, wo die kalte Jahreszeit anfängt und man gerne zuhause ist, auf jeden Fall. In Songs geht es um nichts anderes als um Emotionen. Man versucht das, was man fühlt oder gefühlt hat, aus seiner Sicht zu erklären: Ich stehe in der Öffentlichkeit und deshalb ist es für mich sehr schwierig, jemanden mit ehrlichen Absichten zu finden. Außerdem gibt es für mich kein größeres Thema als die Liebe.
„Cuffing Season“ ist ein Großprojekt über Liebschaften und Beziehungen zu Frauen, das sogar als Vinylplatte erhältlich sein wird. Was hat Sie dazu bewegt, ein ganzes Album der Liebe zu widmen?
Ich habe immer davon geträumt, mich auf einer Vinyl zu hören. Deswegen dachte ich mir: Wie geil wäre es, wenn man eine physische Playlist mit den besten Love-Songs von mir erstellt? Bisher habe ich thematisch immer sehr durchmischte Alben rausgebracht, jetzt habe ich mich aber danach gesehnt, ein Einzelstück zu erschaffen, bei dem es nur um das Thema Liebe geht.
Im Song „Call me“ auf Ihrem neuen Album rappen Sie Zeilen wie „Verlier du mal die Liebe deines Lebens, Bruder, vielleicht kannst du es dann verstehen“, persönliche und intime Details aus Ihrem Liebesleben. Warum teilen Sie diese mit der Öffentlichkeit?
Ich finde, dass man mit seiner Musik immer authentisch sein sollte. Das, was ich in meinen Songs sage, lebe ich auch. Ich habe sehr viele Erfahrungen mit Frauen gemacht, weil ich immer neugierig war und Beziehungen gesucht habe, die mich flashen. Ich bin ein Typ, der viel Ups und Downs hat, und suche eine Frau, die Verständnis dafür hat.“
Rap-Star Monet192 im Playboy-Interview: „Das, was ich in meinen Songs sage, lebe ich auch“
Was haben Sie aus Ihren gescheiterten Beziehungen mitgenommen?
Ich fürchte, ich habe nichts gelernt, da bin ich ganz ehrlich (lacht). Es ist ein kompliziertes Thema: Zum einen ist man selbst oft der Grund, wieso Beziehungen schwierig werden, zum anderen kommen Sachen dazu, die ich nicht steuern kann. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach für eine Frau ist, zu sehen, dass der Partner in Videos, auf Events oder auf der Bühne ständig von anderen Frauen umgeben ist.
Sie zeigen sich – im Gegensatz zu vielen anderen Rappern – in Ihren Songs oft von einer verletzlichen Seite. Was verstehen Sie unter Männlichkeit?
Für mich ist jemand männlich, der für seine Familie da ist, seine eigenen Gefühle versteht und auch über Gefühle sprechen kann. Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der das nicht konnte. Das hatte aber was mit der kulturellen Barriere zu tun: Er ist Tunesier, da war es schwierig, über viele Themen zu reden. Sex zum Beispiel war ein Tabu. Aber ich habe mittlerweile akzeptiert, dass es so ist. Er kann das nicht, aber ich liebe ihn so, wie er ist.
Rap-Star Monet192 im Playboy-Interview: „Für mich ist jemand männlich, der für seine Familie da ist, seine eigenen Gefühle versteht und auch über Gefühle sprechen kann“
In einem Interview haben Sie bereits über depressive Phasen gesprochen.
Die habe ich inzwischen eigentlich sehr gut überwunden. Ich denke, dass es viele Gründe für sie gab. Zum Beispiel Beziehungen zu toxischen Menschen, die dafür sorgen, dass man in ein Loch fällt. Außerdem bin ich in der Musikindustrie nicht so ganz klargekommen.
Wie meinen Sie das?
Ich hatte zum Beispiel ein Problem damit, mit dem Druck umzugehen, nachzulegen: Wenn man einen Song gemacht hat, der gut ankommt, will man natürlich weiterhin Songs machen, die gefeiert werden. Aber das ist nicht immer machbar. Kreativität kann man nicht erzwingen, sie kommt einfach. Außerdem muss man Zahlen liefern, weil im Hintergrund ein Label Geld in deine Musik investiert.
Sie haben mal erzählt, dass Ihre Mutter eine große Rolle bei Ihrem Erfolg spielt.
Meiner Mutter habe ich das alles zu verdanken, weil sie in der Vergangenheit immer hinter mir stand, egal, was ich gemacht habe. Heute ist sie es, die mich erdet. Ich finde das haben Mütter einfach so an sich: Die kennen ihre Kinder besser als ihre eigene Westentasche.
Fragen Sie Ihre Mutter auch um Rat, wenn es um Ihre Musik geht?
Klar! Sie ist die Erste, die meine Songs hört. Ich komm immer ganz stolz zu ihr und zeig ihr meine neuesten Tracks. Sie sagt mir auch immer ihre ehrliche Meinung, die ich meistens aber schon an ihrem Gesichtsausdruck erkenne (lacht).
Sie haben italienische, tunesische sowie mazedonische Wurzeln und sind in der Schweiz aufgewachsen. Was ist das Beste aus jeder dieser Kulturen?
Das Beste an Italien ist auf jeden Fall das Essen, an Tunesien die Gastfreundschaft und an Mazedonien diese gewisse Leichtigkeit. Schweizer sind immer pünktlich und arbeiten sehr akkurat. Dahingehend hat mich die Schweizer Kultur auch sehr geprägt: Im Studio sind mir geregelte Zeiten und Qualität wichtig.
Die meisten Künstler im deutschsprachigen Raum zieht es nach Berlin. Sie nicht?
Meine Kreativität würde massiv darunter leiden. Wenn man mal eine Woche in Berlin war, dann weiß man, dass Berlin ein Sumpf ist. Entweder man überlebt ihn oder man wird eingesogen. Hier in der Schweiz sind alle so hilfsbereit und freundlich, was ich einfach sehr mag.
Als Kind hatten Sie es nicht immer leicht, heute füllen Sie Konzerthallen. Was macht das mit Ihnen?
Viel. Ganz am Anfang ist man sehr dankbar, dann fängt man irgendwie an, abzuheben, dann fällt man auf die Schnauze, dann erdet man sich wieder, checkt, woher das alles kommt, und dann macht man wieder weiter (lacht). Heute habe ich es der Musik zu verdanken, dass ich keine Geldsorgen mehr habe, die mich früher gestresst haben. Trotzdem ist meine Familie bodenständig geblieben. Ich stehe für meine Schwester ein, bezahle ihre Ausbildung, und dafür ist sie sehr dankbar. Ich habe einfach das Gefühl, dass wir nicht vergessen haben, woher wir kommen.
Ist nach „Cuffing Season“ schon was Neues geplant?
Ne, erstmal gar nicht. Ich brauche mittlerweile viel länger für einen Song, weil ich möchte, dass er wirklich perfekt wird. Wir sind letztens drei Tage im Studio gewesen und haben keinen Beat hingekriegt. Drei Tage für jeweils zwölf Stunden! Man sollte nur ins Studio gehen, wenn man die Kreativität fühlt und das Gefühl hat, dass heute ein guter Tag ist.
Spüren Sie keinen Druck mehr, etwas zu releasen?
Wieso etwas erzwingen? Dann wird eh nichts Gutes dabei rauskommen. Ich muss hinter jedem Song stehen können, er ist ein Stück Identität. Sonst klebt er die ganze Zeit an dir, wie ein hässliches Bild, das online gegangen ist (lacht).
Rap-Star Monet192 im Playboy-Interview: „Ich muss hinter jedem Song stehen können, er ist ein Stück Identität“
Im März 2024 sind Sie auf Tour zu sehen. Nutzen Sie eigentlich Playback?
Wenn du Playback rappst, bist du kein Rapper, sondern einfach Entertainer. Es gibt viele Rapkollegen – deren Namen will ich jetzt nicht nennen – nach deren Live-Shows ich mir dachte: Du bist kein Rapper. Bei denen läuft es zwar, aber mir tun einfach die Leute leid, die sich ein Ticket fürs Konzert gekauft haben. Ich glaube auf einer Tour entscheidet sich, ob du ein Studiokünstler oder wirklich ein Artist bist.
Was können die Fans von Ihrer Tour erwarten?
Ich habe während der letzten Tour, die meine erste war, viel lernen dürfen. Mein Team und ich haben viel darüber nachgedacht wie wir die letzte Tour übertreffen können. Da steckt viel Planung und Vorbereitung drin, damit jeder Konzertbesucher mit einem leuchtendem Herz nach Hause gehen kann.
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