Im Playboy-Interview: Darum findet Rapper Marteria, dass der Fußball vergiftet ist
Cover der Playboy Ausgabe 11/2021 mit Coverstar Diana Schell
Playboy 2021/11
Magazin

Inhalt

UPDATE

First Lady: Moderatorin und Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes sprengt Geschlechterklischees

Ein guter Monat für: E-Biker und Beatles-Fans

20 Fragen an ... den Rapper Marterie

Männerbar: Drinks & Zigarren - fünf Duette

Männerküche: Koch und Rinderzüchter Lucki Maurer hat eine tolle Öko-Philosphie – und ein Steak-Rezept

Wein des Monats: Barolo, der flüssige Rubin

Reise: Tipps eines Asien-Aussteigers

Stil: Ledertaschen für jeden Typ

Pro & Contra:  Männer, die weinen

AKTION

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Playboy-Wiesn: Auch ohne Oktoberfest illuster: Unser Abend mit Wiesn-Playmate Vanessa und prominenten Gästen im Münchner „Park Café“

STREITSCHRIFT

Männer, macht Fehler: Unser Autor findet Optimierer und Perfektionisten todlangweilig

REPORTAGE

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INTERVIEW

Billy Idol: Der legendäre 80er-Jahre-Rocker über seinen zweiten Bühnenfrühling, seinen Spaß als kiffender Großvater und wie er so lange überlebt hat

STIL

Parkas: Mit modernen Klassikern in die kalte Jahreszeit

Tattoo-Pflege: Helfer für empfindliche Hautpartien 

LUST & LEBENSART

Playboy-Umfrage des Monats: Wie treu sind die Deutschen in Partnerschaften?

Offen reden statt fremdgehen: Die Psychologin Lisa Fischbach hilft, monogame Muster aufzubrechen

Tagebuch einer Verführerin: Sexkolumnistin Sophie Andresky über toxische und tolle Typen

MOTOR & TECHNIK

Ferrari Portofino M: Unterwegs in einem der vielleicht letzten sensationellen Benziner-Cabrios der Welt

Mein Schlitten: TV-Anwalt Ingo Lenßen 70 und sein Wiesmann Roadster MF5

TITELSTRECKE

Die schöne Moderatorin Diana Schell legt ab – mit einer Yacht. Und zeigt uns auf hoher See, was ihr Fernsehpublikum noch nie zu sehen bekam ... 

KULTUR

Bjarne Mädel: Der Schauspieler über den Reiz des Scheiterns und seine neue Rolle als Paketbote

Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats

EROTIK

Playmate: Unsere Miss November, Dalila Jabri, legt einen Weltreise-Stopp vor unserer Kamera ein

PLAYBOY CARS

News: Aktuelle Anregungen für Motor-Fans 

Porsche made by Mletzko: Ein Osnabrücker baut technisch nagelneue Flitzer im Oldie-Stil

BMW M4: Testfahrt mit Bayerns Kurvenstar

Audi autonom: Chefdesigner Marc Lichte lässt uns in die Zukunft des Autofahrens schauen

Mein Schlitten: Thomas Grashoffs Borgward 

Blende Sechs: Die norwegische Playmate Amalie Olufsen verliebt sich in einen Porsche 911 Targa

Manta GSe: Opel elektrifiziert eine 50 Jahre alte Straßen-Legende

Renn-Hase: Wie Playboy mit dem Team HRT sein DTM-Comeback feiert

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Do., 14.10.2021
Musik

Marteria findet, dass der Fußball vergiftet ist

Er gehört seit über einem Jahrzehnt zu Deutschlands erfolgreichsten Rappern – am Freitag, den 15. Oktober bringt Marteria, der bürgerlich Marten Laciny heißt, nun sein neues Album „5. Dimension“ raus. In der November-Ausgabe des Playboy erzählt uns der 38-Jährige, warum er für seine Musik weit reisen muss, was ihn am Fußball stört und wie er mit Corona-Leugnern umgeht.

Marten, am 15. Oktober erscheint Ihr neues Album „5. Dimension“. Ihr letztes ist schon einige Jahre her. Warum der große Abstand zwischen Ihren Platten?

Zwischen den Marteria-Alben liegen eigentlich immer so vier Jahre. Man braucht Zeit als Künstler, muss irgendwas erleben, damit man etwas hat, worüber man schreiben kann. Ich erlebe durch meine Reisen zum Glück sehr viel.

Wo waren Sie, als Sie das Album geschrieben haben?

Auf Barbados, weil ich dort im Lockdown vier Monate festsaß. Man würde denken, dass man dort eine Reggae-Platte schreibt, aber nee (lacht) ...

Sondern?

Das Album ist eine Ode an die Nacht geworden. Es gibt ja nicht viel im Leben, das nicht vorgeplant ist. Aber beim Ausgehen kann man sich ein bisschen verlieren und weiß nicht, was die nächsten drei Stunden passiert: Wen treffe ich? Wo wache ich auf? Ich finde es wichtig, sich auch mal ein bisschen gehen zu lassen.

„Ich habe auch ein paar Scheiß-Songs gemacht“

Klingt nach einem Party-Album. Richtig?

Es ist eher melancholisch, aber auch ein doller Mix aus Hip-Hop und dreckiger, geiler Elektromusik. Nicht so dieses typisch Hip-Hop-mäßige, wo es um Stärke, krasse Uhren und viel Bling-Bling geht. Es geht auch um die Schwächen, die man hat als Mensch.

Wie reagieren Sie, wenn Ihre Musik kritisiert wird – gerade wenn sie so persönlich ist?

Ich verteidige mein Baby schon. Ich denke auch, dass ich ziemlich coole Mucke mache. Und das seit sehr vielen Jahren. Aber es ist vollkommen okay, mal was doof zu finden. Ich habe auch ein paar Scheiß-Songs gemacht.

Welcher gefällt Ihnen am wenigsten?

„Das Geld muss weg.“ Das ist ein Scheiß-Song. Da hat man sich in irgendwas verrannt. Ich fühle den nicht so. Ich mag Lieder, die emotionalisieren. Deshalb liebe ich dieses Album jetzt so. Weil ich dieses Gefühl von meinen Anfangszeiten wiedergefunden habe, diese Melancholie, diese Darkness, diese Deepness. Ich habe eine dunkle Stimme, ich bin nicht der helle Ich-hol-mir-ein-Vollkornbrötchen-Typ. Ich bin dolle, auch anstrengend wahrscheinlich und oftmals an der Grenze – wenn wir feiern gehen, geht das schon mal drei Tage.

Sie haben während der Corona-Pandemie auch eine Spendenaktion gegen das Clubsterben gestartet ...

Ja, ich glaube, Clubs sind einer der wichtigsten Begegnungsorte für Menschen. Mir tun vor allem die jungen Leute leid: Die Vorstellung, aus dem Studium oder der Ausbildung zu kommen und dann nicht losrocken zu können, ist doch schrecklich.

Das heißt, Sie haben das Nachtleben von Berlin vermisst, während Sie das Album geschrieben haben?

Ach, auf Barbados ging’s (lacht). Ich habe aber immer Fernweh, ich mag es nicht, so lange an einem Ort zu bleiben. Ich bin einfach ein Reisemensch.

Sie haben eine Reise-Challenge mit Star-Fotograf Paul Ripke laufen, oder?

Ja, wir haben das Länderpunkte-Spiel erfunden. Man muss in so viele Länder wie möglich reisen, Flughäfen zählen nicht. Es gibt 196 Länder, ich habe jetzt knapp 90 oder so bereist.

Das heißt, Sie führen?

Nee, er führt. Er ist aus dem Westen, ich aus dem Osten. Er konnte viel früher anfangen zu reisen. Außerdem ist er Fotograf und kommt eh immer viel rum (lacht).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Gibt es ein Land, in das Sie auf keinen Fall reisen würden – zum Beispiel weil es zu gefährlich ist?

Auf keinen Fall! Das sind die wichtigen Länder, für die gibt es Sonderpunkte. Leider kriege ich so keine Lebensversicherung, ich versuche seit zehn Jahren, eine zu bekommen. Also: Ich versuche, nicht zu sterben, um Gottes willen. Aber wenn man halt wie ich dieses Naturding liebt und im Dschungel ist mit einem Zelt, dann will dich einfach alles umbringen – vom kleinsten Parasiten bis hin zur Spinne oder Schlange. In ein Kriegsgebiet würde ich aber nicht fahren, das ist einfach überhaupt nicht cool.

Auf Ihrem neuen Album gibt es einen Song namens „Niemand hier bringt Marten um“. Was soll der Titel bedeuten?

Das war das erste Lied, das ich auf Barbados geschrieben habe. Ich hatte eine sehr verrückte Zeit davor: Ich war in Caracas, einer der gefährlichsten Städte der Welt. Als der Lockdown anfing, wollte ich raus. Da lagen auch schon ohne Corona Tote am Straßenrand. Also die Menschen dort sind wunderbar, aber es gibt kein Krankenhaus und ab 18 Uhr keinen Strom und kein Wasser. Deshalb bin ich nach Trinidad und Tobago geflogen. Dort wurde ich aber wieder aus dem Land geworfen – habe ich eine Knarre an den Kopf gehalten bekommen, wurde in eine Zelle gesetzt und dann zurück mit dem Flugzeug nach Caracas geschickt. Noch beim Abheben im Flieger habe ich den Botschafter angerufen. Er meinte: „Es gibt nur eine Chance für dich rauszukommen, und das ist Barbados.“ Die ganze Situation war wahnsinnig. Ich hatte Todesangst.

Warum durften Sie nicht in Trinidad und Tobago bleiben?

Weil ich Deutscher bin. Für die war Deutschland zu dem Zeitpunkt eines der schlimmsten Länder überhaupt, weil wir mit als Erste das Coronavirus hatten. Als sie mich rauswerfen wollten, habe ich mich natürlich sehr aufgeregt, es war fast schon so, dass ich Stress machen wollte, damit ich dort in den Knast komme und nicht zurück nach Venezuela muss. Was wäre in Caracas aus mir geworden? Ich hätte ein Jahr dort verbringen müssen. Das hätte schlimm enden können.

Eine Genugtuung, dass der Song es in die Top Ten geschafft hat?

Ich denke, er ist so erfolgreich geworden, weil er sehr persönlich und aktuell ist. Meine Botschaft in der Corona-Krise ist: positiv bleiben. Sich nicht von der Angst auffressen lassen.

Haben die Verschwörer-Demos Sie beunruhigt?

Ich glaube, die Menschen haben einfach Angst. Ab und zu verstehe ich die Angst auch. Die Welt ist etwas irre gerade. Aber ich gehe lieber auf die Leute zu, anstatt sie abzuschütteln – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger. Klar: Ich habe eine andere Meinung, bin natürlich geimpft. Ich finde, Angst zu haben vor so einer Spritze, aber sich fünf Gramm Koks zu bestellen, sieben Flaschen Whisky reinzuhämmern und am besten noch eine Bifi zu essen macht halt nicht so viel Sinn (lacht).

Sie haben früher Fußball bei Hansa Rostock gespielt, waren Model und haben Schauspiel studiert. Bereuen Sie, etwas davon nicht weiterverfolgt zu haben?

Das mit dem Fußball schon. Es heißt zwar immer: Er war mal Fußballer, Model und Schauspieler, aber das klingt krasser, als es war. Fußball habe ich abgebrochen, Modeln habe ich ein Jahr lang gemacht. Im Schauspiel habe ich Hunderte Castings gehabt und nicht eine Rolle bekommen. Ich habe es einfach verkackt. Und auch meine Musikkarriere habe ich ganz lange verkackt. Es ging erst mit 28 Jahren ein bisschen los – davor habe ich ein paar Jahre lang Arbeitslosengeld bekommen.

Sie haben einen 14-jährigen Sohn. Was würden Sie zu ihm sagen, wenn er Model oder Fußballer werden will?

Mein Sohn darf machen, was er möchte. Ich glaube, gute Eltern zeigen sich darin, dass sie ihr Kind unterstützen. Egal, in welcher Form.

„Der Fußball ist vergiftet. Die Leute spielen nicht mehr aus Ehre“

Ihrem Verein Hansa Rostock sind Sie noch immer sehr verbunden. Wie haben Sie den Aufstieg in die zweite Liga gefeiert?

Doll, ich hatte auf jeden Fall eine Woche keine Stimme. Wir sind einfach ein toller Verein mit krassen Fans und einer tollen Gemeinschaft. Bei Hansa geht es auch nicht nur um den Fußball. Hansa ist viel mehr für mich, das ist Identität. Der Fußball interessiert mich eh auch nicht mehr so.

Oh, wie kommt das?

Der Fußball ist vergiftet. Die Leute spielen nicht mehr aus Ehre. Sie fahren nicht zu Olympia für ihr Land, weil sie da nichts verdienen – das ist so öde.

Haben Sie Kontakt zu einigen Spielern?

Ja, mit ein paar Leuten. Aber ich hänge nicht wirklich mit Fußballern rum. Die haben andere Interessen: essen gehen, sich schlechte Tattoos stechen lassen, komische Hosen kaufen.

Marteria

Der Rostocker Marteria (bürgerlich Marten Laciny), 38, war Fußballer, Model, Schauspieler und gehört seit über einem Jahrzehnt zu Deutschlands erfolg- reichsten Rappern. Sein bislang erfolgreichstes Album „Zum Glück in die Zukunft II“ (2014) erreichte Platin-Status, sein wohl bekanntester Song „Lila Wolken“ hielt sich 49 Wochen in den Charts und verkaufte sich bis heute über 345.000-mal.

Titelbild: William Minke/ Sony Music