Der tollkühne Mister Fiennes

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Er entdeckte das Atlantis der Wüste, marschierte zu Fuß zu beiden Polen und kletterte ohne Fingerkuppen auf den Everest: Sir Ranulph Fiennes – einer der größten Abenteurer unserer Zeit. Ein Porträt eines außergewöhnlichen Gentleman.

Als Sir Ranulph Twisleton-Wykeham-Fiennes, dritter Baronet der britischen Majestät und – nach eigener Ansicht und der vieler anderer – größter Abenteurer der Welt sowie aller weiteren Planeten, im Sommer des Jahres 2005 beschloss, nach Fußmärschen über zwei Polkappen nun auch noch den Mount Everest zu besteigen, stand er vor einem kleinen, einem großen und einem gewaltigen Problem.
 
Das kleine Problem war, dass Fiennes sich nicht mal im Ansatz in einer für die Besteigung des Mount Everest empfehlenswerten körperlichen Verfassung befand. So hatte zum Beispiel ein Lungenexperte festgestellt, dass Fiennes nur 80 Prozent des Lungenvolumens aufnehmen konnte, das für einen Mann seines Alters (61 Jahre) und seiner Figur (1,85 Meter, etwa 77 Kilo) üblich gewesen wäre. Dazu kam, dass er mehrere Herzinfarkte überstanden hatte. Bei einem hatten die Sanitäter und Notärzte den Defibrillator 13-mal ansetzen müssen, bis sein Herz wieder zu schlagen anfing. Es gab also zweifelsfrei Menschen, die schon in besserem körperlichem Zustand am Mount Everest gescheitert waren.

Das große Problem war, dass Fiennes an der linken Hand nur noch über Fingerstümpfe verfügte, weil er sich die Spitzen vor Jahren mit einer Laubsäge abgeschnitten hatte. Mit diesen Stumpen, das sah Fiennes ein, konnte kein Mensch – und nicht mal er – eine Eis-Axt ordentlich festhalten.

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Das gewaltige Problem war, dass Fiennes, wie es beim größten Abenteurer der Welt und aller weiteren Planeten nicht unbedingt zu erwarten war, unter fürchterlicher Höhenangst litt. Seit seiner Kindheit schon. Allein bei dem Gedanken an tiefe Abgründe unter seinen Füßen drohte er ohnmächtig umzukippen.

Insgesamt also, um die Probleme des dritten Baronet zusammenzufassen, eher ungünstige Voraussetzungen, um den höchsten Berg der Welt zu besteigen.

„Ich hatte einen Herzanfall“

Da Fiennes aber unbedingt der erste Mensch sein wollte, der sowohl beide Polkappen durchwandert als auch den Everest bezwungen hatte – denn das brachte Ruhm und damit auch Geld –, entschied sich Fiennes, sich eine spezielle Eis-Axt für seine Stumpenhand anfertigen zu lassen und den Rest – seine körperliche Verfassung und seine Höhenangst – ganz einfach zu ignorieren.

Er reiste nach Nepal und akklimatisierte sich im Basislager des Everest, bevor er sich am Morgen des 3. Juni 2005 mit einer Gruppe an den Aufstieg in die Todeszone oberhalb von 8000 Metern machte. Dort können sich Menschen nur noch wie in Zeitlupe bewegen, der Luftdruck liegt bei einem Drittel des üblichen auf Meereshöhe, und das treibt den Puls hoch. Fiennes überwand die 8000 Meter, es war nicht mehr weit zum Gipfel, vielleicht noch sieben oder acht Stunden. Dann fühlte er sich plötzlich, als hätte ein Elefant einen Fuß auf seinen Brustkorb gesetzt – er bekam keine Luft mehr und glaubte, in wenigen Minuten tot zu sein. „Ich hatte einen Herzanfall“, sagt er. In seiner Tasche fand er Tabletten, die ihm ein Arzt gegeben hatte. Fiennes schüttete sie alle in den Mund, schluckte sie. Er überlebte, doch er musste, was für ihn wohl ähnlich schlimm war wie der Tod, den Aufstieg abbrechen.

Drei Jahre später versuchte Fiennes es noch einmal. Als er auf dem Weg nach oben zwei Leichen sah, einen Schweizer und einen Schotten, gab er auf. Wieder. „Ich konnte es einfach nicht“, sagt er. So sprach vieles dafür, dass Fiennes, der noch jede sich ihm widersetzende Natur bezwungen hatte, nun ausgerechnet am Everest, dessen Gipfel inzwischen schon mal 245 Kletterer pro Tag erreichen, scheitern würde.

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„Es war peinlich“, sagt Fiennes und lacht. Es ist ein später Nachmittag im Januar, er sitzt in seiner Garderobe im Waterside Theatre in Aylesbury, einer Kleinstadt, etwa eine Autostunde nordwestlich von London. Seine grauen Haare sind nach hinten gekämmt, über seine Stirn ziehen sich zwei Falten. Fiennes befindet sich eigentlich schon im Rentenalter, am 7. März wird er 75, doch aufhören wird er so bald nicht. Heute trägt er ein Polo-Shirt, unter dessen offenem Kragen eine Narbe zum Hals hinauf sichtbar ist, dazu eine helle Hose und braune Schuhe, die er an den Außenseiten etwa zehn Zentimeter aufgeschnitten hat – die ständigen Frostbeulen haben seine Füße so anschwellen lassen, dass sie nicht mehr in Schuhe ohne Schnitte passen. Auf einen Tisch hat er einen Lederkoffer gestellt, der Deckel ist geöffnet, im Koffer liegen unter anderem eine Taschenlampe und eine Weltkarte. Es wirkt, als wäre Fiennes bereit, jederzeit wieder aufzubrechen.

Sein Leben gleicht einem Spielfilm

Es ist auch nicht leicht, ihn zu treffen, zu Hause ist er fast nie, ständig reist er durch die Welt, ist an einem Tag in Ägypten, am nächsten in Frankreich, dann zwei Wochen in Australien. Doch heute muss er in Aylesbury sein, am Abend hält er einen Vortrag, der ausverkauft ist – 1200 Menschen, und jeder hat rund 40 Pfund bezahlt, um dabei zuzuhören, wie Fiennes aus seinem Leben erzählt. Ein bisschen verrückt, aber man kann sie verstehen, denn dieses Leben ist wie ein Film.

Fiennes wurde im März 1944 im britischen Windsor als Teil einer riesigen Adelsfamilie geboren, wuchs in Südafrika auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und das weltberühmte Jungen-Internat Eton (ehemalige Schüler unter anderem: nahezu alle britischen Premierminister, dazu Ian Fleming, George Orwell, Prinz Harry und Prinz William) besuchte. Nach seinem Schulabschluss trat Fiennes der britischen Armee bei, landete bald beim Special Air Service (SAS), einer der besten Spezialeinheiten der Welt. Die Ausbildung beim SAS ist die eines Abenteurers, beinhaltet eine sechswöchige Dschungel-Expedition. Nur jeder Zehnte, der die Ausbildung beginnt, beendet sie auch.

Fiennes beendete die Ausbildung, diente dem SAS und spezialisierte sich auf Sprengungen, was er unter anderem dazu nutzen wollte, um in einem als „schönsten Ort Großbritanniens“ gelobten Dorf einen von ihm als hässlich empfundenen Set des Films „Dr. Dolittle“ in die Luft zu sprengen. Ein absurd klingender Plan, aber Fiennes besteht darauf, dass es ihm ernst war. Da ihm aber der SAS auf die Schliche kam, wurde aus der Sprengung nichts, und, als wäre das nicht Strafe genug gewesen, musste Fiennes den SAS verlassen.

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Er wurde zu einem in Deutschland stationierten Panzerbataillon der Armee abkommandiert, wo er ein Jahr blieb – bis es ihm zu langweilig wurde und ihn der Sultan von Oman mit viel Geld und der Aussicht, marxistische Terroristen zu bekämpfen, in seine Armee lockte. Es gibt noch ein Bild aus dieser Zeit: Fiennes liegt mit nacktem Oberkörper lässig auf dem Boden. Im Hintergrund die Wüste, ein Jeep, fünf Männer, die Tarnkleidung und Turban tragen. Einer steht an einem Maschinengewehr, das am Jeep montiert ist, ein anderer hat eine Waffe auf dem Schoß liegen. Um seinen Hals hängt Munition, er trägt sie wie eine Kette.

Es sieht nach aufregenden Zeiten aus, doch für Fiennes anscheinend nicht aufregend genug. Nach zwei Jahren kündigte er dem Sultan und begab sich auf Anraten seiner Frau, die für eine Expeditionsagentur arbeitete, auf eigene Faust auf Abenteuer. „Ich musste Geld verdienen“, sagt er. „Und da ich eigentlich nichts konnte, blieben mir nur Abenteuer.“ So wurde aus dem Soldaten Fiennes der Mensch, der in den vergangenen Jahrzehnten so viele Abenteuer erlebt hat wie wohl sonst niemand auf der Welt.

„Während ich schreibe, liegt die gefühlte Temperatur bei minus 82 Grad“

Da wäre aus den Jahren 1979 bis 1982 die Umrundung der Welt entlang der Polarachse. Zehn Jahre hatten Fiennes und seine Frau mit der Planung verbracht, 1900 Sponsoren gefunden und genug Geld gesammelt, um sich ein 65 Meter langes, 30 Jahre altes Schiff zu kaufen. Mit diesem Schiff – und fast 60 unbezahlten Mitstreitern – machte sich Fiennes 1979 von Greenwich auf in Richtung Antarktis, die er im Herbst 1980 erreichte. Dort begab er sich zu Fuß Richtung Südpol. „Während ich schreibe, liegt die gefühlte Temperatur bei minus 82 Grad“, notierte Fiennes in sein Tagebuch. „Bei dieser Temperatur friert nacktes Fleisch nach 25 Sekunden. Die Sicht beträgt zwei Yard.“

In kompletter Isolation ging er über das Eis, nirgendwo ein Tier, kein Lebewesen, nur Fiennes und seine zwei Begleiter. Er trug fünf Schichten Kleidung, einzig sein Gesicht war nicht vollkommen bedeckt, er musste ja atmen, und die Feuchtigkeit der Atemluft gefror ihm am Bart. Fiennes blieb davon unbeeindruckt: „Der 13. Oktober war unangenehm“, notierte er, zu größeren Emotionen ließ er sich nicht hinreißen.

Am 15. Dezember erreichte er den Südpol, wenige Wochen später bestieg er sein 65-Meter-Schiff und schlug Kurs in Richtung Nordpol ein. Da das Schiff nicht in der Lage war, die nördlich von Kanada gelegene – und zu diesem Zeitpunkt fast völlig zugefrorene – Nordwestpassage zu durchfahren, entschied sich Fiennes, dies als erster Mensch in einem sechs Meter langen Motorboot zu tun. Immer wieder drohte es, im Eis stecken zu bleiben, was schließlich auch geschah. Also setzte er seinen Weg Richtung Nordpol zu Fuß fort. Er traf dort am 11. April ein. Den Rückweg gestaltete er entspannter: Er ließ sich mit seinem Zelt auf einer Scholle nieder – und trieb darauf, getragen von der Strömung und hin und wieder besucht von einem Eisbären, 99 Tage zurück, bis er wieder an seinem Schiff angekommen war. Damit fuhr Fiennes gen Süden, bis er am 29. August 1982 erneut Greenwich erreichte.

Fiennes’ Geschichten klingen bisweilen wie aus einem Märchen, aber sie sind wahr: Viele Touren hat er in Begleitung hinter sich gebracht, dazu Tausende Fotos geschossen – auch eines des Eisbären, der ihn auf der Scholle besuchte.

Ein paar weitere dieser märchenhaften Abenteuer?

Da wäre aus dem Jahr 1992 die Entdeckung der verloren geglaubten Stadt Ubar. In seiner Zeit als Soldat für den Sultan von Oman hatte Fiennes zum ersten Mal von dieser geheimnisvollen Stadt gehört und in der Folge sieben Suchexpeditionen durch die Wüste geführt. Nun, bei der achten, befand er sich in Begleitung eines amerikanischen Doku-Filmteams, das seine Expedition verfolgte, sowie omanischer Staatsbeamter, die Fiennes und Filmcrew überwachen sollten. Zum ersten Mal hatte der Sultan einem Team erlaubt, für eine Dokumentation im Oman zu drehen. „Eines Abends“, erzählt Fiennes, „hörte ich, wie die Beamten sagten, dass wir nie graben würden und die Expedition bloß ein Feigenblatt sei, um im Oman zu filmen.“ Fiennes fürchtete, der Sultan werde die Suche beenden, wenn ihm dieser Verdacht zu Ohren käme. „Da habe ich meinem Archäologen direkt gesagt: ,Du musst zu graben anfangen.‘“ Der war nicht begeistert, dennoch fing er an, und drei Tage später tauchten die ersten Spuren Ubars, des Atlantis der Wüste, auf.

Da wäre aus dem Jahr 1993 die Durchquerung der Antarktis ohne Unterstützung – wie es vorher noch nie jemandem gelungen war. Drei Monate zog Fiennes einen Schlitten, schwer wie drei Mann, bei bis zu minus 40 Grad über das Polareis. Nachts im Zelt klebten seine Lippen zusammen, jeden Morgen musste Fiennes sie aufs Neue mit Gewalt auseinanderreißen, um Porridge schlürfen zu können.

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Trotz des Porridges spürte Fiennes, wie er immer dünner wurde, er verbrauchte 11.000 Kalorien am Tag, hatte aber, da sein Schlitten sonst zu schwer geworden wäre, nur 5000 täglich zum Essen dabei. Er verlor ein Kilo nach dem anderen, bald waren es 30, seine Muskeln schwanden, und sein Körper verfügte bald über nichts mehr, was ihn vor Kälte hätte schützen können. „Ich stand ständig kurz davor zu erfrieren“, sagt er. Doch er ging einfach weiter. „Natürlich denke ich manchmal ans Aufgeben“, gesteht Fiennes. „Aber dann sage ich mir immer: Denk daran, was dein Vater von dir halten würde. Und dann gehe ich weiter.“ Nach 93 Tagen hatte Fiennes – oder was von ihm übrig geblieben war – die Antarktis durchquert.

Ein netter, alter Herr, der die Welt auf eigenen Beinen umrundete

Da wäre auch das Laufen von sieben Marathons auf sieben Kontinenten in sieben Tagen (und das im Alter von 59 Jahren und nach einer vier Monate zurückliegenden Bypass-Operation). Da wäre auch eine Expedition den Nil hinauf, die Erkundung des mythenumrankten Headless Valley (auch bekannt als Deadmen Valley) in Kanada, die Besteigung der Eiger-Nordwand und vieles weitere. Fiennes hat so ziemlich alle Abenteuer, die diese Welt bietet, erlebt. Heute ist er ein netter alter Herr, der täglich eine Stunde läuft, nur ein kleines bisschen verwegener aussieht als andere Männer seines Alters und freundlich auf Fragen antwortet.

Warum seine großen Expeditionen immer im Eis stattgefunden hätten? „Ich weiß nicht, warum das so ist, aber die Öffentlichkeit, vor allem die Medien, hatten kein großes Interesse an Expeditionen in der Hitze. Und kein großes Interesse bedeutet kein Geld.“ Was er mache, wenn er monatelang keinen Menschen sehe, nur überall Weiß, am Boden, am Horizont, im Himmel? „Um nicht verrückt zu werden, darf man nicht nachdenken. Daher tue ich das nicht – was ich ganz gut kann, denn ich bin nicht intelligent.“

Prince Charles unterstützte die Expeditionen, weil sie verrückt waren - und damit britisch

Er lächelt, er ist höflich und selbstironisch zugleich. Doch aus dieser angenehmen Charakter-Oberfläche bricht immer wieder der Irrsinn hervor. Oder, wie der mit dem Abenteurer entfernt verwandte Prinz Charles es 1979 vor Fiennes’ Weltumrundung verkündete: Er unterstütze Fiennes, weil dessen Expedition verrückt sei und damit britisch. „Da muss ich ihm widersprechen“, sagt Fiennes. „Verrückt sind meine Expeditionen nicht.“

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Während er das sagt, liegt seine linke Hand auf seinem Oberschenkel, diese linke Hand, die nur noch aus Stumpen besteht. Nicht verrückt? Fiennes verlor seine Finger folgendermaßen: Als er sich im Jahr 2000 auf den Weg zum Nordpol befand, rutschte der Schlitten mit Essen für 70 Tage ins Wasser und unter eine Eisscholle. Da Fiennes allein war, blieb ihm keine andere Möglichkeit, als seinen Handschuh auszuziehen und nach dem Schlitten zu fassen. Als er seine Hand aus dem Wasser zog und der Luft aussetzte, die minus 63 Grad hatte, waren Fiennes’ Finger in Sekunden stocksteif und, wie er es beschreibt, „weiß wie Elfenbein“. Anschließend fiel die Haut ab, das Fleisch lag nun offen und rot da. Da Fiennes sich mit den Gefahren des Frostbrands auskannte und keine Lust hatte zu sterben, ließ er sich am nächsten Tag ausfliegen. Ein Arzt sagte ihm, dass es fünf Monate dauern würde, bis er die oberen Drittel seiner Finger und die Hälfte seines Daumens sicher würde amputieren können.

Doch dafür fehlte Fiennes die Geduld. In seiner Biografie beschreibt er, was er dann tat: „Ich habe im Dorfladen einen Satz Laubsägeblätter gekauft, den kleinen Finger in den Schraubstock meines Black-&-Decker-Falttisches gesteckt und durch die tote Haut und den Knochen knapp über der Linie der lebenden Haut gesägt. In dem Moment, in dem ich Schmerzen oder Blutflecken spürte, bewegte ich mich weiter hoch in die tote Zone. Ich drehte den Finger auch mehrmals herum und schnitt von verschiedenen Seiten hinein. Das funktionierte gut, und der Fingerknöchel des kleinen Fingers fiel schließlich nach etwa zwei Stunden ab.“

Für den Rest der Hand brauchte er fünf Tage, aber nein: Verrückt ist dieser Mann nicht.

Fiennes hat also beide Pole und auch sonst eigentlich die ganze Welt erreicht –nur der Everest verweigerte sich ihm. Als er im Jahr 2008 bei seinem zweiten Versuch am Fuße des Berges angekommen war, gab er sich ein Versprechen: Einmal versuchst du es noch. Dieses eine Mal fand im Frühling 2009 statt. Fiennes ließ sich diesmal anstatt von einem Briten von einem Sherpa auf den Gipfel führen. Gegen den, wusste Fiennes, hatte er sowieso keine Chance, und während er den Briten noch hatte übertrumpfen und beeindrucken wollen, nahm er sich nun die Pausen, die er brauchte.

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Wieder akklimatisierte er sich, wieder überschritt er die Todeszone. Und dann, am 21. Mai kurz vor vier Uhr morgens, stand Fiennes auf dem höchsten Berg der Erde. Er fühlte sich schrecklich, doch er hatte es geschafft: Ranulph Fiennes war nun auch der erste Mensch, der nicht nur beide Pole erreicht, sondern beide polaren Eiskappen durchwandert sowie den Everest bestiegen hatte.

Wenn er heute daran denke, sagt er, dann sei es eigentlich ziemlich einfach, den Everest zu besteigen. Man müsse es nur wollen und gut planen. Er lacht laut und nickt, so sieht er, Sir Ranulph Twisleton-Wykeham- Fiennes, dritter Baronet der britischen Majestät, die Welt. So und nicht anders.

Text: Marc Bädorf