Mo., 14.06.2021
Interviews

Schönheitschirurg über Beauty-OPs: "Die Männer holen langsam auf"

Der Schönheitschirurg Prof. Dr. Thilo Schenck über wachsende Angebote und die Nachfrage nach Beauty-OPs …

Herr Prof. Dr. Schenck, was sind die wichtigsten und gefragtesten Schönheitsoperationen bei Männern?

Männer wollen ganzheitlich sportlich aussehen, gesund und maskulin. Die Grundstatur wird zwar vor allem von Sport und Ernährung gebildet, aber die Konturen – und die sind eigentlich das Wichtigste am Männerkörper – kann man durch operative Eingriffe gut hinbekommen. Zur Konturierung des Körpers eignet sich am besten das Fettaubsaugen. Eine Neuheit ist, dass man beim Absaugen die Muskeln etwas stärker herausarbeitet und das Fett, etwa aus der Bauchdecke, aufbereitet in den Oberarm spritzt, sodass die Statur etwas breiter wirkt.

Und was ist mit dem Gesicht?

Besonders gefragt sind Oberlidstraffungen. Damit werden aus müden Augen wieder wache – dadurch sieht das ganze Gesicht erholter und frischer, aber nicht operiert aus. Die Männer sagen: „Ich bin zur Arbeit gekommen, und alle haben nur gemeint, ich schaue erfrischt aus. Aber niemand hat dahinter eine OP vermutet.“

Ist das bei Männer-OPs besonders wichtig?

Ja, Männer hinken in Sachen Offenheit den Frauen noch etwas hinterher. Und Frauen sind auch besser informiert. Wir haben einen 3-D-Scanner – und das ist relativ einzigartig –, der verschiedene Ergebnismöglichkeiten simuliert, etwa bei einer Brust-OP, die die häufigste Operation bei Frauen ist. Da zeigt sich: Frauen wissen sehr genau, was sie wollen, und stehen auch zu deutlichen körperlichen Veränderungen. Männer bevorzugen ein unoperiertes Aussehen, haben aber vorab meist ein viel ungenaueres Bild im Kopf, weshalb man mehr Zeit für die Analyse, Zieldefinition und Aufklärung aufwenden muss.

Ich kann mir vorstellen, dass viele Frauen Schönheitsvorbilder wie Angelina Jolie haben. Wie sieht es bei den Männern damit aus?

Für ein schönes Kinn ist noch immer Brad Pitt ganz weit vorn (lacht). Nicht nur die Ideale, auch die Anatomie ist bei Mann und Frau grundverschieden. Damit müssen auch die Techniken, welche ja überwiegend für Frauen entwickelt wurden, beispielsweise bei einer Botox-Behandlung, angepasst werden. Während Frauen die Zornesfalte am liebsten komplett weghaben möchten, wollen Männer in Führungsposition auch mal böse gucken können. Da wir mittlerweile wissen, dass die Männerstirn einen ganz anderen Faltenwurf hat als die weibliche, verteilen wir die Injektionspunkte anders.   

Worauf achten Sie ansonsten bei Gesichtseingriffen bei Männern?

Man muss immer genau hinschauen, an welchen Stellen das Gesicht nicht gleichmäßig altert, und diese dann bearbeiten. Meine Philosophie lautet ohnehin, dass man die Menschen möglichst wenig verändern sollte. Man sollte lediglich das Schöne einer Person betonen und sich genau fragen: Welche Operation für wen? Will Smith beispielsweise hat relativ abstehende Ohren, und man könnte sich fragen, warum er sie sich nicht hat anlegen lassen. Er selbst sagt, dass sie viel zu seiner Attraktivität beitragen. Und wahrscheinlich hat er Recht: Leicht abstehende Ohren schauen vertrauenerweckend aus. Vielleicht wurde genau deshalb aus ihm der Familienliebling.

Und was ist mit dem weitverbreiteten Bierbauch? Kann man daraus ein Sixpack zaubern?

Beim klassischen Bierbauch sitzt viel Fett tief im Bauchraum. Dort kann man nicht absaugen, da helfen nur Ernährung und Sport. Gut entfernen lässt sich jener Anteil des Bauchfetts, denn man zwischen zwei Fingern greifen kann. Entlang der Sixpack-Linien kann man auch etwas konturieren.

Die Möglichkeiten sind mittlerweile vielfältig – steigt dadurch die Nachfrage?

Ja, die Männer holen langsam auf. Aber auch allgemein kann man sagen, dass die Nachfrage in jüngster Zeit gestiegen ist. Seit Corona um 20 bis 25 Prozent. Mit Home-Office und Maskenpflicht kann die Erholungsphase nach einem ästhetischen Eingriff gut verschleiert werden. Männer wollen ja, wie gesagt, nicht operiert aussehen.

Titelbild: privat